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Die heimliche Braut

Die heimliche Braut

Titel: Die heimliche Braut
Autoren: Margaret Moore
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ein Brechreiz, als sie sich dieses grausige Schicksal für ihren Onkel ausmalte. Dann aber nahm sie all ihren Mut zusammen. “Er ist kein Verräter, und Ihr werdet ihm niemals Treubruch nachweisen können.”
    “Da verkennt Ihr mich, meine Liebe! Ich kann alles beweisen, wonach mir ist, ob vor Gericht oder sonst wo. Euer Pech, dass König Henry in Angst und Schrecken vor Verrat lebt, wie’s bei Monarchen nun einmal so ist. Es bedarf womöglich bloß eines geflüsterten Wortes, um ihn dazu zu veranlassen, Euren Onkel anzuklagen!”
    Sie griff nach einem Argument, welches er anscheinend übersehen hatte. “Wir sind nicht Henrys Untertanen. Wir sind Schotten.”
    “Alexander ist nicht auf Hader mit dem englischen Hofe erpicht, zumindest gegenwärtig nicht, erst recht nicht wegen eines Mannes wie Eurem Onkel. Der ist ein Nichts.”
    Voller Grausen starrte Riona den Edelmann an. Sie traute ihm durchaus zu, dass er Fergus vor Gericht bringen würde. Alles würde sich dann so fügen, wie er’s gerade geschildert hatte. Noch aber war sie nicht bereit, die Waffen zu strecken. “Ich könnte Sir Nicholas von Euren Plänen berichten! Oder denen, die meinen Onkel dann ob eines solchen Verbrechens anzeigen müssten!”
    “Ach, Verehrteste”, seufzte der Edelmann gönnerhaft, “Ihr seid wahrhaftig naiv! Ich habe etliche Freunde bei Hofe, welche all meine Behauptungen bezeugen würden, unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt. Außerdem kenne ich weitere, die mir mit Vergnügen die entsprechenden Beweise liefern würden, und zwar in Form von Briefen und geheimen Verpflichtungserklärungen.”
    “Ihr meint, man würde Lügengespinste ersinnen?”
    “Allmählich kommt Ihr drauf!” Lord Chesleighs Lippen verzogen sich zu einem herzlosen Lächeln. “Allein, wir brauchen uns doch nicht spinnefeind zu sein. Ihr möget Sir Nicholas weiter nach Herzenslust kosten, nur eben nicht als sein Weib. Ihr könnt sogar damit fortfahren, nachdem er Joscelind geheiratet hat – falls er dann noch Lust auf Euch verspürt. Hört man doch raunen, Männer wie er hätten gewisse Gelüste, welche eine Frau allein mitunter nicht zu stillen vermag.”
    “Was wird Eure Tochter dazu sagen?”, fragte Riona, angewidert von diesem Haderlumpen, entsetzt ob seines skrupellosen Ehrgeizes, welcher so wenig Rücksicht nahm auf das Glück des eigenen Kindes.
    “Ihr ist wohl bewusst, dass nicht die Buhle, sondern die Burgherrin über die Macht und den Einfluss verfügt. Was nun die … äh, anderen Dinge angeht, so bin ich überzeugt, dass einer wie Nicholas euch beide zufrieden stellen wird.”
    “Und Eleanor? Was, wenn Nicholas sie erwählt? Wollt Ihr auch ihr drohen? Oder ihrem Cousin?”
    Lord Chesleigh brach in Gelächter aus. “Sollte Sir Nicholas’ Wahl wirklich auf diese halbe Portion fallen, so wird Percival sich leicht überzeugen lassen, von einem Verlöbnis Abstand zu nehmen. Der bereitet mir nicht mehr Sorgen als eine Laus im Schopfe meines Pferdeknechts.”
    Er stieß Riona mit dem Rücken gegen die Wand des Speichers. “Also, meine Teuerste: Es steht Euch frei, mit dem Kerl ins Bett zu steigen, aber nicht, ihn zu ehelichen – sonst hat Euer Onkel sein Leben verwirkt.”
    Das Blut rauschte Riona pochend durch die Adern. Ihrem Onkel zuliebe musste sie sich jedoch zusammenreißen. Lord Chesleigh hatte ihre Achillesferse entdeckt. “Ja, Mylord, ich verstehe.”
    “Ausgezeichnet.” Sein unsteter Blick flackerte lüstern über ihren Körper. “Sollte Nicholas Eurer einmal überdrüssig werden …”
    Unter Aufbietung aller Kräfte stieß Riona ihn von sich. “Lieber bringe ich mich um!”
    Der Normanne gluckste nur. “Wir werden ja sehen, wer wen umbringt! Vergesset nicht, wer am längeren Hebel sitzt und wer nicht! Eines seid gewiss: Stellt sich mir jemand in den Weg, werde ich genau das tun, was ich Euch gerade eben ankündigte!”
    “Hier steckst du, meine Schöne!”
    Riona wandte sich vom Fenster ab, von dem aus sie zugesehen hatte, wie die Sonne in einem prachtvollen Farbenspiel aus Orange, Rosa und Violett hinter den Hügeln versank.
    Auf der Schwelle zu ihrer Kammer erschien Onkel Fergus, auf dem Gesicht ein Strahlen, welches jedoch rasch verblasste. “Du bist doch nicht etwa krank?”
    “Nein, nein!”, versicherte sie eilig. “Ich hielt es allerdings für angebracht, dem Rittersaal fernzubleiben, solange Joscelind das Sagen hat.”
    “Aha! Eine weise Entscheidung!” Er trat ins Gemach. “Am besten mache auch ich mich
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