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Die heimliche Lust

Die heimliche Lust

Titel: Die heimliche Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dalma Heyn
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ohne Spannung im Arm gehalten worden war. Und das kam mir so sonderbar vor — daß ich ohne das gelebt hatte, nicht nur ohne guten Sex, sondern auch ohne Zärtlichkeit. Ich! Der Outlaw! Die Sex-Queen! Ich hatte plötzlich das Gefühl, daß ich meinen Bildungsweg nicht abgeschlossen hatte; daß ich zuerst durch diese unglaublichen Schulen gegangen war und mein Studium dann einfach abgebrochen hatte. Wie hatte sich die Sinnlichkeit aus meinem Leben davongemacht? Was war aus meinem Talent geworden?
    DH: Sie entschlossen sich, zurückzukehren und Ihren Abschluß zu machen — haben Sie sich schuldig gefühlt?
    CC: Nein. Wir schliefen miteinander, gleich da auf meiner Couch zu Hause. Martin besuchte gerade seine Söhne. Ich hatte keinerlei Bedenken. Nun ja, ein bißchen doch, ich hätte ihn nicht in unser Bett mitgenommen. Aber ich wollte einfach mehr von dieser Zärtlichkeit, wollte im Arm gehalten werden. Und so ist es seither geblieben.
    DH: Weiß Martin davon?
    CC: Nein. Martin hat das immer betont, schon gleich nach unserer Hochzeit: Es sei in Ordnung, wenn ich eine Affäre hätte; schließlich seien wir beide erwachsen, und es würde ihm einfach nicht soviel ausmachen. Ich habe es ihm nie geglaubt. Ich dachte im Grunde, er gebe sich bloß unglaublich cool. Damals machte mich das wütend, weil ich das Gefühl hatte, daß er nur sich selbst schützen wollte, indem er das sagte, und mir zu verstehen geben wollte, was für ein cooler und nicht besitzergreifender Typ er sei, obwohl ich doch wußte, wie possessiv er ist. Aber es hatte die Wirkung, die er wahrscheinlich erzielen wollte: Ich wollte es nicht testen, weil es so fürchterlich gewesen wäre, wenn es ihm wirklich nichts ausgemacht hätte.
    DH: Sie wollten, daß er auf sexueller Treue besteht?
    CC: Ja. Sicher. Rückblickend denke ich, daß er mir damals eine Warnung zukommen ließ: »Ich werde möglicherweise deine Bedürfnisse nicht erfüllen .« Im Sinne von: »Viel Glück.« Ich erkannte nicht, daß ich mich selbst verschaukelt hatte: Ich hatte einen Mann gewählt mit einem schwächeren Sexualtrieb, als ich ihn hatte, und einem geringeren Bedürfnis nach Nähe. Ich hatte meine eigenen Gefühle und meine eigenen Bedürfnisse gegen diesen mythischen Zustand eingetauscht, von dem ich mir Geborgenheit versprochen hatte. Ich hatte geglaubt, das sei der Preis dafür, daß man geliebt und umsorgt wird. Ich war wütend auf mich selbst, weil ich alles in seine Hände gelegt hatte, mein ganzes Wohl, mein Sexualleben wie auch den Rest meines Lebens. Was er mir mitteilte, war faktisch: Sei emotional und sexuell für mich verfügbar, wenn ich dich möchte. Aber erwarte das gleiche nicht von mir. Er meinte, Sex stehe ihm zu. Aber mir? Nein — ich war auf mich selbst gestellt — , er sagte sogar, daß ich auf mich selbst gestellt sei. Was ich damals nicht verstand, war, wie sehr sich das Wort »Sex« auf das beschränkte, was er wollte, und ausschloß, was ich wollte.
    DH: Und Ihr eigenes Vergnügen ist angesichts seiner impliziten Forderung, ihm gefällig zu sein, verlorengegangen?
    CC: Ja. Ich sollte eine immer bereite Quelle der Lust für ihn sein, als ob ich über ein Reservoir verfügte, aus dem ich schöpfen und ihn versorgen könnte, so oft er ein Glas davon benötigte. Das sollte da sein, in mir, in dieser lächelnden, zufriedenen Frau.
    DH: Und so haben Sie das Gefühl verloren, daß Sie ihn um dasselbe bitten oder dasselbe von ihm bekommen könnten — Sie hatten das Gefühl, daß der Lustgewinn einseitig war?
    CC: Ja. Und bei Stephen spürte ich plötzlich, es ist wieder da. Mein Leben ist zurückgekehrt. Ich fühlte mich lebendig und frei und wunderbar. Mein Körper hat sich wieder gut gefühlt, und — ach Gott, das klingt wie in einer Frauenzeitschrift — meine Haut sah wieder gut aus. Ich hatte plötzlich das Gefühl, daß ich in Farbe lebte und nicht in Schwarzweiß. Und diese Zombie-Träume verschwanden. Ich war drauf und dran, es Martin zu erzählen, die ganze Sache.
    DH: Aber Sie werden das nicht riskieren?
    CC: Nein. Ich habe das Gefühl, daß es ein Desaster wäre. Und auch, daß es Martin nichts angeht, was ich sexuell tue. Es ging ihn etwas an, als ich auf ihn beschränkt war, aber er war nicht sonderlich ansprechbar, und damit hat er dieses Recht darauf verloren. Jetzt habe ich das Gefühl, in zwei Welten zu leben — in meiner häuslichen Welt und in meiner sexuellen Welt. Und wenn ich ihm sagte, was ich tue, dann wäre das nur, um sein Interesse

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