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Die heimliche Lust

Die heimliche Lust

Titel: Die heimliche Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dalma Heyn
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sexuellen.
    DH: Fällt es Ihnen möglicherweise ebenso schwer wie Martin, Sex und Intimität unter einen Hut zu bringen? Ihre sexuelle Entwicklungsgeschichte ist ähnlich wie die eines Mannes verlaufen: Sie sind einem männlichen Modell gefolgt, zumindest für eine Weile. Viel Abwechslung, ohne großen Wert auf die Beziehung zu legen. So gesehen, ist Ihre Affäre mit Stephen eine Manifestation des gleichen Musters der Trennung zwischen Sex und einer engen Beziehung.
    CC: Hm, ich habe darüber nachgedacht, daß ich hier Sex und Liebe aus mehr als praktischen Gründen trenne. Aber bedenken Sie, daß das nicht meine Absicht war. Schließlich habe ich schon beides zusammen gehabt, bloß nicht in der Ehe. Ich denke, ich hätte mit Martin Sex und Nähe haben können; ich habe nicht das Gefühl, daß ich es ihm in die Schuhe schiebe, während es in Wirklichkeit an mir tagt. Sie können einwenden, daß ich vielleicht einen Mann gewählt habe, der unfähig ist, beides zu vereinbaren, damit es nicht meine Schuld sein würde..., aber ich kann eigentlich nicht glauben, daß mein Unbewußtes es darauf abgesehen hatte.
    Ich habe eher den Eindruck, daß in der Ehe etwas mit mir vorgegangen ist. Ich habe etwas viel zu Großartiges erwartet und habe alles übrige dafür aufgegeben. Martins Erwartungen waren insoweit realistischer, als er nichts aufzugeben brauchte. Aber alles, was ich über mich selbst wußte, habe ich in den Wind geschrieben. Ich fing an, mich in die Rolle der Ehefrau hineinzuknien, in der Überzeugung, wenn ich mich in dieser Rolle bewähren würde, würde ich alles bekommen, es würde die Mühe jederzeit lohnen. Was für Schwierigkeiten ich auch immer mit Intimität haben sollte; sie können sich nicht zeigen, solange ich ausschließlich versuche, wunderbar zu sein — und nicht einmal darauf hinweise, daß mein eigener Mann nicht dasselbe tut.
    Stephen fühle ich mich sehr nahe, wir haben eine erstaunliche Nähe und gegenseitiges Verständnis; überwiegend sexuell, das ist ja die Grundlage dieser Beziehung, aber unser Sex ist intimer Sex, mit Spaß und Nähe und Wärme, kein gleichgültiger Sex. Nicht bloß Sex. Und das genügt mir. Ich brauche ihn nicht zu besitzen, ihn als nächsten Schritt zu heiraten. Ich bin wieder zu mir selbst gekommen. Das ist es, was ich eigentlich wollte. Und ich bin glücklich damit, so wie es ist. Ich glaube nicht mehr an ewiges Glück, nicht mit einer Person...
    DH: Heißt das, daß Sie überhaupt nicht mehr an Glück glauben? Oder bloß nicht an ewiges Glück? Sie glauben nicht an das Märchen vom vollkommenen Glück, oder Sie glauben nicht, daß Sie mit einem Mann glücklich sein können?
    CC: Ich glaube an das Glück, und ich glaube an die Möglichkeit von Glück innerhalb einer monogamen Beziehung. Aber ich glaube nicht, daß es Frauen geschenkt wird, bloß weil sie anständig sind. Sie müssen um die Beziehung kämpfen, die sie wollen, um die Umstände, die sie wollen. Niemand sagt: »Hier, bitte .« Bestenfalls heißt es: »Ich gestehe es dir zu .«
    Am Freitagabend besuchte ich eine Freundin, sie sagte: »Es tut mir leid, es gibt heute nicht die Scampi, die ich angekündigt hatte. Sie rochen ein bißchen komisch, zumindest mir schien es so, obwohl niemand anderer das fand; ich bildete mir ein, sie könnten verseucht sein .« In den neunziger Jahren scheint mir unsere Einstellung zum Essen von dieser panischen Angst vor Kontamination bestimmt zu sein. Nach dem Motto: Die Russen haben uns nicht unterkriegt, an den Salmonellen werden wir krepieren. Und ich glaube, das bestimmt auch unsere Einstellung zu Affären. »Erwarte nicht, daß dir dein Mann alles schenkt, denn das wird er nicht, drum tust du besser daran, hinzugehen und dir zu holen, was du brauchst, solange du kannst, denn bald bist du tot.«
    DH: Sie denken also: »Ich habe nicht viel Zeit .«
    CC: Nein, ich denke nicht ans Sterben, nicht bewußt. Aber ich denke, jede Frau sollte vielleicht all die Bänder löschen, die in ihrem Kopf ablaufen und die Altruismus, Altruismus, Altruismus sagen und Ehe, Ehe, Ehe und Männer, Männer, Männer. Sie sollte statt dessen lernen, ich, ich, ich zu denken. Das klingt schlimm. Aber die Wahrheit ist, ein Mann wird nicht für dich sorgen, und das deckt sich auch nicht mit dem, was man uns über Liebe beigebracht hat, oder? Das klingt bitter. Aber das stimmt nicht. Es ist bloß nicht romantisch.
    DH: Und Sie, fühlen Sie sich noch verpflichtet, romantisch zu sein?
    CC: Schon. Ich

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