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Die heimliche Lust

Die heimliche Lust

Titel: Die heimliche Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dalma Heyn
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Kontrolle halten will. Das ist eine so alte Geschichte, und wir alle, Frauen und Männer, fühlen uns so selbstgerecht in all diesen langweiligen Rollen, als ob sie unentrinnbar wären, als ob das gute Rollen wären . Widerlich. Wissen Sie was? Das einzige, was ich aus all dem gelernt habe, ist, daß ich nicht sicher weiß, wie ich mich verhalten werde, ob die Ehe nun gut ist oder schlecht .«
    »Angenommen, Sie würden daraufkommen, daß Daniel ein Verhältnis hat .«
    »Ich hätte sehr unterschiedliche Gefühle. Aber ich würde nicht sterben. Vermutlich wäre ich empört, wenn er das täte — ich kann wie eine Bestie in einem Käfig sein.
    Aber es wäre keine solche Katastrophe, wenn er es täte. Ich würde alles mögliche empfinden, aber das würde mich nicht umbringen, diese Gefühle. Ist es besser, all seine Gefühle zu ersticken, um das Boot für sich oder für einen anderen Menschen nicht zum Schaukeln zu bringen? Ist das Liebe? Zwei Menschen, die sich geloben, sich emotional und sexuell ihr ganzes Leben lang nicht von der Stelle zu rühren, damit keiner von beiden je ein negatives, angstbesetztes Gefühl zu haben braucht?
    Als ich erwachsen wurde, dachte ich, ein Seitensprung sei das Schlimmste, was geschehen könnte. Als ich vor acht Jahren heiratete, habe ich nicht lange über Monogamie nachgedacht. Ich würde monogam sein, das war alles. So war das einfach. Von diesem Standpunkt aus wäre das also niederschmetternd gewesen.
    Aber aufgrund meiner eigenen Erfahrung habe ich einen neuen Standpunkt: ich glaube nicht mehr, daß Monogamie etwas so Richtiges ist. Ich habe durch diesen Seitensprung soviel gelernt, bin um so viel toleranter gegenüber mir und anderen geworden; und zwar sowohl durch meine Erfahrung als auch durch Daniel. Meine Einstellung hat sich verändert. Wenn es nun so gekommen wäre, daß Daniel zuerst einen Seitensprung gemacht hätte, hätte ich nicht selbst begreifen können, wie man sich dabei eigentlich fühlt. Ich weiß nicht, ob ich es dann hätte verstehen können, ob ich so tolerant gewesen wäre wie er. Daniel braucht keine persönliche Erfahrung, um tolerant zu sein, ich schon. Ich weiß nicht, ob ich mich dann ebensosehr entwickelt hätte .«
    »Lieben Sie Daniel infolge Ihrer Affäre mehr ?«
    »Ganz bestimmt .«
    »Weil er Sie nicht bestraft hat ?«
    »Weil er mich versteht. Und weil es für mich die größte Strafe wäre, die Wahrheit über mein Verhalten vor ihm verbergen zu müssen, nicht nur, weil das eine Lüge wäre, sondern weil es meine größte Furcht im Leben garantieren würde — nicht verstanden zu werden. Mir ist es viel wichtiger, daß mich Daniel versteht, als daß er mein Verhalten billigt. Ich bin nicht an einer Billigung interessiert, die auf dem Glauben beruht, der Mensch, den man liebt, sei fehlerlos .«
    »Wenn ich Sie richtig verstehe, dann sagen Sie, daß nicht die Ehe ein Problem für Sie darstellt, sondern die Monogamie .«
    »Das stimmt. Daniel geht es genauso. Das einzige, was wir bei der Hochzeit zueinander sagten, war: >Ich werde dich lieben .< Wir sagten nicht, wir würden uns für ewig binden, und wir haben nicht... gelogen. Wir waren beide 22 Jahre alt, hatten sehr starke Überzeugungen und wollten heiraten, aber wir haben unsere Ehe für den Lauf des Lebens offengelassen .«
    »Wie geht es jetzt sexuell mit Daniel? Ist es gut ?«
    »Es ist besser .«
    »Besser als wann?«
    »Als es letztes Jahr war. Daniel geht immer noch nicht so aus sich heraus — weder sexuell noch in anderer Hinsicht — , wie ich es mir wünschen würde.«
    »War die sexuelle Ebene der Beziehung zu Daniel je wirklich befriedigend für Sie ?«
    »Na ja, nicht schlecht. Ich möchte bloß, daß es... tiefer geht, ein tieferer Ausdruck unserer Gefühle füreinander ist .«
    »Weiß er, daß Sie irgendwann möglicherweise eine weitere Beziehung haben werden ?«
    »Er weiß, daß das möglich ist, ja .«
    »Könnte es sein, daß er zu verletzt ist, um jetzt seine tiefsten Gefühle zu äußern ?«
    »Ich denke nicht. Er geht eher mehr aus sich heraus als vorher. Ich wünsche mir gar nicht, daß er nur gute Gefühle zeigt. Ich möchte, daß er sich selbst offenbart, was auch immer es ist. Mir wäre aggressiver Sex und weinender Sex recht. Aber Sex ohne Gefühlsäußerung, das ist einfach tödlich .«
    »Wenn Daniel Ihnen eine weitere Affäre unmöglich zu machen versuchte, wenn er sagte, entweder sexuelle Ausschließlichkeit oder gar nichts, würden Sie sich dann unfrei fühlen

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