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Die heimliche Päpstin

Die heimliche Päpstin

Titel: Die heimliche Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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bieten.
    »Ich bitte Euch jedoch, Heiligster Vater, den Ernst Eurer zuvor geäußerten Versprechungen vor allen Zeugen und in Erinnerung an meine Mutter Theodora zu bekräftigen und mir zuzusichern, Alberico bei Volljährigkeit in seine Rechte als Markgraf von Spoleto einzusetzen. Ich wünsche nicht mehr, aber auch nicht weniger.«
    Wieder erhob sich Gemurmel, das zu aufgeregtem Durcheinanderreden anschwoll, es wurde sogar versteckt gelacht.
    Marozia hätte nicht an ihre Mutter erinnern dürfen.
    »Meine geliebte Tochter«, antwortete der Papst in eisiger Ruhe, »wir wollen es dabei belassen, den Frieden zu wahren und die Toten zu ehren.«
    Mir war nicht klar, was er mit seiner Aussage bezweckte. Aber bevor ich zu einem Schluß kam, sprang Pietro auf und wies mit einer theatralischen Geste auf Alberico, dann während seiner Äußerung auf Giovanni: »Dein Sohn Alberico, verehrte Marozia, Tochter des Theophylactus, hat überhaupt keinen Anspruch darauf, Nachfolger des Alberich zu werden, weil er nicht sein Sohn ist.« Den aufbrausenden Lärm überschrie er: »Weder der erste noch der zweite deiner Söhne ist in sittlicher Ehe gezeugt, sondern im adulterium – und dies mit einem Papst!«
    Nun brach das Chaos los. Alle sprangen auf, schrien durcheinander, fuchtelten mit den Fäusten, manche zückten sogar ihren Dolch. Nur Marozia und der Papst wie auch die Kinder waren sitzen geblieben. Marozia erstarrt, halb zurückgelehnt, mit Blick auf Pietro, der sich hinter dem Papst verschanzt hatte und ihren Gegenangriff erwartete.
    Es dauerte lange, bis sich der Tumult so weit gelegt hatte, daß Marozia sprechen konnte: »Richtig ist, daß Giovanni von Papst Sergius gezeugt wurde, richtig ist aber auch, daß Alberico, wie jeder von euch durch den bloßen Augenschein erkennen kann, der wahre Sohn seines Vaters ist. Und so wahr ich die Tochter meiner Eltern bin, verspreche ich euch, daß Alberico seinem Vater als Herr über Spoleto nachfolgen wird; und ich verspreche euch außerdem, daß Giovanni in die Fußstapfen seines Vaters treten wird, um dereinst als Papst die Geschicke der Christenheit zu lenken.«
    Hohngeschrei von den Anhängern des Pietro unterbrach ihre Rede. Papst Johannes, eine Spur bleicher geworden, schaute sie ernst an.
    Schließlich konnte sie ihre Worte wieder aufnehmen: »Richtig ist ferner, daß dieser Papst, der hier vor euch sitzt, der langjährige Geliebte meiner Mutter war und nur durch sie den Stuhl Petri erklimmen konnte, richtig ist sogar, daß er jetzt ein sodomitisches Verhältnis mit dieser Kreatur pflegt« – sie zeigte auf Pietro – »und daher kein moralisches und schon gar kein pontifikales Recht hat, sich über andere zu erheben. Jeder von euch kennt mich und meine Sünden, und ich bekenne mich zu ihnen, aber jeder von euch dürfte auch soviel Verstand besitzen, in diesem Heuchler und angeblichen Bruder des Papstes das zu erkennen, was er in Wirklichkeit ist: ein bösartiger Usurpator, dem der von mir geliebte und verehrte Heilige Vater Johannes zu erliegen droht.« Noch einmal mußte Marozia ihre Stimme heben, weil sie sonst nicht mehr verstanden worden wäre. »Der Heilige Vater Johannes, auf dessen Schoß ich als Kind saß, der mich bereits als Kind streichelte …«
    »Verfluchte Hure!« überschrie Pietro sie und den Tumult. »Du hast dich mit deinem Sklaven im Bett gewälzt und ihn nach dem Genuß deiner tierischen Brunst ermorden lassen. Du hast dich dem jungen Markgrafen von Tuszien an den Hals geworfen, deinen kranken Mann mit ihm betrogen und dann vergiftet – so war es! Nicht nur der Himmel wird dich richten, sondern auch die irdische Gerechtigkeit wird dir die Strafe zukommen lassen, die du verdienst, elende Mörderin!«
    Er riß den Papst aus seinem Stuhl hoch und schob ihn hastig dem Ausgang zu. Sofort bildete sich eine Traube von Kurialen um sie, die sie vor den Fäusten derjenigen schützte, die zu Marozia hielten. Ich beugte mich schützend über Aaron, weil in dem Getöse und Getümmel die Tafel umzustürzen drohte und die Menschen übereinander fielen. Berta war bleich geworden und schien sich verkriechen zu wollen, doch Jakob zog sie auf die Beine und legte schützend seinen Arm um sie. Die Töchter der Theodora schrien in heller Angst wie die Hühner. Alberico versuchte, sich mit seinen Fäusten durch die Menschenleiber hindurchzuschlagen, um sich auf Pietro zu stürzen. Giovanni war ebenfalls aufgesprungen und drückte sich ängstlich an die Wand. Nur Marozia saß

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