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Die heimliche Päpstin

Die heimliche Päpstin

Titel: Die heimliche Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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gestohlen wurde. Er lächelte mir zu, verzog anschließend das Gesicht zu einer Grimasse, um anzudeuten, daß die Stimmung zwischen Theodora und Bischof Johannes angespannt sei. Ich wußte nicht recht, zu wem ich mich begeben sollte, und beschloß, mich zurückzuziehen, als mich Theophylactus zu sich rief.
    Der Wein war ihm zu Kopf gestiegen, so daß seine Gesten ausgreifend und zugleich fahrig wurden, seine Stimme laut, seine Sätze kurz, seine Zunge schwer.
    »Ein großartiges Fest, und alle sind zufrieden!«
    Ich nickte und war dabei, seine Worte zu bestätigen, als er mich plötzlich umarmte und mir zwei schmatzende Küsse auf die Wange drückte. Ich wurde stocksteif, doch er merkte dies nicht und küßte mich ein weiteres Mal.
    Ein leicht spöttischer Blick Theodoras streifte uns.
    »Dies haben wir auch dir zu verdanken, Aglaia.« Theophylactus nahm ein Glas Wein und hob es, Alberich schloß sich ihm an. »Das muß mal gesagt werden, Sklavin hin oder her, du bist der Segen des Hauses.« Erneut wurde ich umarmt, dabei schwappte mir der Wein auf meine Tunika. Alberich mußte laut auflachen, und Theophylactus boxte ihn freundschaftlich auf den Arm.
    »Sie ist in Wahrheit eine byzantinische Prinzessin«, rief Alberich, der ebenfalls nicht mehr ganz nüchtern war, »und ihr Sohn ist ein Prinz.«
    »Der Sohn eines Fürsten!«
    »Nein, eines Papstes!«
    »Eines großen, ehrgeizigen Papstes!«
    Beide fanden diese Erkenntnis bemerkenswert witzig, und Alberich fragte, ob wir denn wüßten, was der Herr im Himmel seinem Papstknecht zurufe, wenn dieser verstopft auf dem Kackstuhl sitze.
    »Ja, das wissen wir!« brüllte Theophylactus in gespielter Entrüstung. Ich wollte mich eiligst zurückziehen, Theophylactus hielt mich jedoch fest und berührte dabei, wohl unabsichtlich, meine Brust. Ich sah in seinen Augen eine jähe Gier aufflackern.
    »Halt! Du sollst uns nicht entkommen!«
    »Auf keinen Fall!«
    »Wir brauchen dich noch!«
    Diesmal streifte uns Theodoras Blick nicht nur, sondern blieb neugierig, nicht ohne ein Gran Mißbilligung, auf uns liegen. Bischof Johannes zeigte sein feines, abgeklärtes Lächeln.
    Ich spürte Alberichs Hand an meinem Hinterteil, diesmal kaum unabsichtlich.
    Nicht weit von uns entfernt war Martinus in einer Haltung erstarrt, als würde er sich im nächsten Moment auf Alberich stürzen.
    Vielleicht lag es auch an der Begegnung mit Sergius, aber in diesem Augenblick schossen in mir verborgene Erinnerungen hoch, die mich sonst nur gelegentlich in Träumen bedrängten, panikartige Angst, vermischt mit Wut, durchglühte mich, und ich fuhr Alberich an: »Man berührt eine byzantinische Prinzessin nicht!«
    Sein Lachen erstickte ihm im Hals, und einen Augenblick befürchtete ich, er würde mich mit einem Faustschlag niederstrecken.
    »Da hat sie recht«, rief Theophylactus, viel zu laut für die Situation. »Du mußt dich noch in Enthaltsamkeit üben, bis dir Marozia ins Bett gelegt wird.«
    Ich starrte ihn an und hörte kaum, wie Alberich, jedes Wort einzeln artikulierend, »Das dauert mir zu lange« herauspreßte.
    »Was sagst du da?« Es war Theodoras scharfe Stimme.
    Theophylactus richtete sich auf, fuhr sich durch die bereits ein wenig gelichteten Haare und verkündete: »Mein Freund Alberich, der erste seines Namens, römischer magister militum, Markgraf von Spoleto und Camerino, und ich, Theophylactus, Senator und Konsul der Römer, zudem saccellanus et arcarius palatini, haben beschlossen, unsere Freundschaft und Allianz dadurch weiter zu festigen, daß unsere älteste Tochter Marozia ihm zum Weib gegeben wird, sobald sie die Pflichten einer Ehefrau erfüllen kann. Der Markgraf soll ein Herrschergeschlecht gründen, auf daß sein Name und der Name seiner zahlreichen Söhne in die Geschichte Roms und in die Heilsgeschichte des Herrn eingehe. Zugleich soll er von uns in Zukunft wie ein Bruder behandelt werden. Gemeinsam sind wir stark geworden, und gemeinsam werden wir diese Stärke ausbauen und gegen alle Feinde sichern.«
    Als beabsichtigte ich, die beiden Männer abzulenken und auf eine falsche Fährte zu locken, fiel ich ihm ins Wort: »Auf daß die Sarazenen, die Mörder unserer Eltern, die Geißel unserer Kinder, die Bedrohung unserer Frauen, vertrieben und vernichtet werden.« Beim letzten Wort war mein Mund so trocken, daß ich keinen weiteren Laut mehr hervorbrachte.
    Wenn ich heute, fast drei Jahrzehnte nach dem Geschehen, über diese Szene nachdenke, so läuft mir ein Schauer über

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