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Die heimliche Päpstin

Die heimliche Päpstin

Titel: Die heimliche Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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Zirkon ist für Marozia bestimmt; für dich aber soll der Rubin sein. Er steht für unser Leben und soll unser Bündnis besiegeln.«
    Ich muß sie entgeistert angeschaut haben, denn unser Verhältnis ließ während der letzten Zeit kaum auf Geschenke dieser Art schließen. Vermutlich wollte sie mich für den Verlust meines Sohnes entschädigen.
    »Ja, für dich!« rief sie und lachte gewinnend.
    Oder berechnend?
    Weil sie den Hauptmann der Wache herbeiwinkte, konnte ich nicht nachfragen, was sie mit ihrer Aussage meinte. Sie drückte dem Mann einen Solidus in die Hand, was ihn erstaunt aufmerken ließ, erklärte ihm ihren Wunsch, flüsterte ihm schließlich etwas ins Ohr und scheuchte ihn und mich regelrecht von dannen. Es dauerte allerdings eine Weile, bis ich mir Reitkleidung geholt, der Hauptmann ein paar Bewaffnete zusammentrommelt hatte und die Pferde gesattelt waren. Bevor wir aufbrachen, wollte ich noch einen Blick auf Mutter und Tochter sowie die beiden Würdenträger der Kirche werfen.
    Die Tür zu Theodoras Privatgemächern, in denen sie den Besuch empfangen hatte, war jedoch abgesperrt.
    Ich wollte möglichst rasch zurück sein, aber in der Via Lata dauerte es eine Weile, bis wir eingelassen wurden; dann mußte ich lange suchen, bis ich die Edelsteine fand. Schließlich eilten wir zurück zum Aventin, scheuchten dabei manch lichtscheues Gesindel auf, die Straßenmädchen, die in dunklen Hauseingängen standen, und Männergruppen, die auf der Suche umherstreiften, Kinder, die auf der Straße lebten, von ihren Müttern verstoßen oder von fremden Männern aus der Wohnung geprügelt. Hunde bellten uns an, und auf Mauern kreischten Katzen. Einmal hörte ich ein – der Stimme nach – junges Mädchen einen erbärmlichen Hilfeschrei ausstoßen, dem grölendes Männerlachen folgte. Ich mußte an Marozia denken und trieb mein Pferd zur Eile an. Doch der Hauptmann und seine Truppe hatten es weniger eilig, sie hielten sogar vor einem bordello , an dessen Eingang mehrere Mädchen standen, die ihren Körper feilboten.
    Es gelte ein kurzes Geschäft abzuwickeln, hieß es.
    Die Männer ließen sich von einer Sklavin, auch wenn sie die Stelle eines Procurators ausfüllte, nichts sagen. Die Goldmünze hatte ihr Wirkung entfaltet. Ich mußte ungeduldig auf dem Rücken meines Pferdes warten, weil ich mich nicht traute, allein vorauszureiten.
    Endlich in unseren Palast zurückgekehrt, fand ich die Tür zu Theodoras Räumen noch immer abgesperrt. Ich lauschte, hörte Kichern und tiefe Männerlaute, Worte, die ich nicht verstand, auf- und abschwellendes Hecheln, Keuchen und Juchzen. Theodora pflegte ihr Liebesleben.
    Und was geschah mit Marozia? Hatte Sergius endlich seinen Willen durchsetzen können? Der Wein, vermischt mit thebaischem Mohn, mußte ihren Widerstand gebrochen haben.
    Eine Weile überlegte ich, ob ich laut rufen und an die Tür pochen sollte.
    Doch war es ohnehin zu spät.
    Ich war verzweifelt und müde.
    Schließlich legte ich das Schmuckkästchen mit den beiden Edelsteinen vor die Tür und begab mich in mein Gemach. Ohne auch nur einen Augenblick Schlaf zu finden, wartete ich auf Marozia, die selbstredend nicht erschien. Am frühen Morgen, bevor die ersten Diener aufstanden, hörte ich Männerstimmen und das Klappern von Pferdehufen. Dann kehrte erneut Ruhe ein, bis zum ersten Hahnenschrei.
    36
    »Bis heute weiß ich nicht genau, was damals geschehen ist«, sagte ich laut, nachdem ich das Wort Hahnenschrei niedergeschrieben hatte. Ich fühlte mich mit Macht hineingezogen in die Zeit vor vierundzwanzig Jahren, hineingesogen, müßte ich schreiben, denn ich wehrte mich eher gegen den Strom, als daß ich mich in ihm wohlig treiben ließ.
    »Wovon sprichst du?« fragte mich Marozia müde.
    Sollte ich wirklich dieses dunkle Thema anschneiden? Trotz aller Vertrautheit gab es Dinge, die zwischen uns nie offen ausgesprochen worden waren.
    »Damals, als Alexandros verschwinden mußte …« Ich drückte mich vage aus. »Papst Sergius, die Nacht …«
    Im Grunde erwartete ich, daß Marozia über dieses Ereignis nicht sprechen wollte, daß sie wieder in ihre Gebetsmühle verfiel – doch sie wandte sich mir zu und umarmte mich. »Was wünsche ich dir, daß du ihn wiedersehen kannst, unseren Alexandros«, stieß sie wehmütig aus. »Ich bin froh, daß ich hier in unserem Kerker bleiben muß, denn ich könnte ihm nicht in die Augen blicken. Zuviel habe ich gesündigt.«
    »Aber Marozia …« Mir fiel keine passende

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