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Die heimliche Päpstin

Die heimliche Päpstin

Titel: Die heimliche Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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ihr Werk getan hatten, wurde uns mitgeteilt, daß Marozia in die Wehen gekommen sei. Theodora überreichte mir den in Gold gefaßten Rubin als Zeichen unserer Blutsschwesternschaft. Ich habe ihn nie getragen. Stunden später schenkte Marozia einem gesunden Jungen das Leben. Alberich wollte seinen ältesten Sohn, wie es die Tradition verlangte, Alberich nennen, doch Marozia bestand darauf, ihn Giovanni zu taufen, weil er, wie sie betonte, später einmal Papst werden sollte. Keiner verstand damals ihre Begründung, aber jeder kannte den sturköpfigen Eigenwillen unserer Mariuccia. Alberich gab im Stolz seiner Vaterschaft und im Aufblühen der Liebe zu seiner Gemahlin nach.
    Theodora und ich schauten uns beziehungsreich an, als wir den ersten Blick auf den Neugeborenen warfen: So winzig er war, so unverkennbar erinnerte er uns doch an Sergius, den Papst.
    37
    Kurz nach der Geburt geschah etwas, was uns alle tief bestürzte. Marozia wurde plötzlich von schwarzer Galle überschwemmt, und sie wollte den kleinen Giovanni am liebsten gar nicht mehr sehen. Fieberhaft suchten Theodora und ich nach einer gesunden und gut beleumundeten Amme, nachdem die junge Mutter nicht einmal ausreichend stillen konnte. Kaum hatten wir eine Amme gefunden, fühlte sich Marozia ein wenig besser, aber noch immer blieb sie halbe Tage im Bett, aß kaum etwas und weigerte sich, mit ihrer Mutter zu sprechen, die sich beleidigt zurückzog.
    Alberich verstand die Welt nicht mehr, setzte sich häufig zu ihr und strich ihr über die Haare; oder er ging zur Amme, sah ihr beim Stillen zu und wiegte dann seinen Sohn in den Armen. Ich war überrascht von so viel fürsorglicher Liebe bei einem Mann wie Alberich. Gelegentlich beobachtete ich auch, wie er in die Betrachtung des schlafenden kleinen Giovanni versunken war. Dann hinwiederum nahm er ihn hoch, küßte ihn auf sein Näschen und schaute ihm forschend ins Gesicht, als müsse er dort eine Antwort auf das seltsame Verhalten der Mutter finden.
    Als ich einige Wochen später an Marozias Bett saß, ihre Hand hielt und sie zum Aufstehen zu bewegen versuchte, sagte sie unvermittelt: »Ich hasse sie.«
    Verständnisvoll schaute ich sie an. Als sie nicht näher erläuterte, wen sie hasse, fragte ich nach: »Wen? Deine Mutter? Sergius? Alberich?«
    »Und den Bastard!« stieß sie aus.
    Erschrocken zog ich ihre Hand an meine Brust und rief: »Das Kind kann doch nichts dafür.« Als sie nicht antwortete, fügte ich noch an: »Es ist so hilflos.«
    Ihre kalte Hand verkrampfte sich, die Augen füllten sich mit Tränen.
    Nach langem Schweigen erwiderte sie flüsternd: »Du hast recht.« Sie seufzte tief und wandte ihr Gesicht ab. »Warum mußte er mich nur allein lassen«, stieß sie so leise aus, daß ich sie kaum verstand. »Ich wäre mit ihm bis in den letzten Winkel der Welt geflohen.«
    Ich gab ihr einen Kuß auf die Wange. »Meine kleine Mariuccia! Du mußt in die Zukunft schauen. Dein kleiner Giovanni braucht dich und deine Liebe.«
    Sie deutete ein Nicken an, und so erhob ich mich. Sie griff jedoch nach meiner Hand und ließ mich nicht gehen. »Wir hätten uns auf der Isola Bisentina verstecken können, in dem Nonnenkloster, das mitten im Lago di Bolsena liegt – weißt du noch, wie du mir einmal davon erzählt hast?«
    Was sollte ich darauf sagen.
    »Ein Mann kann sich nicht in einem Nonnenkloster verstecken.«
    »Wir hätten uns eine kleine Hütte bauen können.«
    Sie klammerte sich an meine Hand.
    »Mein Kind, vergiß die Vergangenheit! Es gibt nicht nur einen Weg zum Glück.«
    Einige Wochen später ging es Marozia besser, und sie verlangte, daß man ihr den kleinen Giovanni bringe. Hocherfreut rief ich nach der Amme, die den satten Säugling herbeitrug. Marozia herzte ihn zu meiner Überraschung über alle Maßen, auch dann noch, als der Kleine zu weinen begann. Die Amme nahm ihn an sich, und rasch beruhigte er sich.
    Es war ein Wunder. Von diesem Tag an verhielt sich Marozia wie verwandelt. Stillen konnte sie Giovanni nicht mehr, doch wiegte sie ihn in den Schlaf, trug ihn stundenlang umher, spielte mit ihm und erging sich, als er schlief, in maßlosen Selbstvorwürfen.
    Trotz ihrer Zuwendung und der reichlichen Ammenmilch entwickelte er sich nur langsam, reagierte schreckhaft und ängstlich. Wir alle beobachteten ihn mit Sorge. Seine Mutter hätschelte ihn von Tag zu Tag mehr.
    Auch Alberich hatte Marozias Wandlung mit erfreutem Staunen beobachtet, glaubte sich dann jedoch zur Seite gedrängt. Er

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