Die Heiratsschwindlerin
hinzuschauen, und hielt abrupt inne, als sein Blick auf Millys Foto fiel.
»Moment«, sagte er. »Darf ich mal sehen?« Er nahm Olivia das Album aus der Hand, starrte ein paar Sekunden auf das Foto und sah Milly dann ungläubig an.
»Sie hat sich die Haare ratzeputz abschneiden und bleichen lassen, ohne uns ein Sterbenswörtchen zu sagen!«, erzählte Olivia fröhlich. »Damals war sie ein ganz schön wildes Ding! Wenn man sie jetzt so anschaut, würde man das gar nicht für möglich halten, nicht?«
»Nein«, sagte Alexander. »Allerdings nicht.« Fasziniert starrte er auf das Album. »Die junge Braut«, sagte er leise und wie zu sich selbst.
Milly blickte ihn hilflos an, starr vor Schreck. Es dämmerte ihm. Es dämmerte ihm, wer sie war. Aber wenn er einfach nur den Mund hielt, konnte alles noch gut gehen. Wenn er bloß den Mund hielt.
»Tja«, sagte Alexander, als er endlich aufblickte. »Was für ein Unterschied.« Er sah Milly mit einem kleinen, amüsierten Lächeln an, und sie erwiderte seinen Blick mit flauem Magen.
»Es liegt am Haar«, erklärte Olivia eifrig. »Das ist alles. Mit einer neuen Frisur ändert sich alles andere scheinbar auch. Sie hätten mich mit toupierter Hochfrisur sehen sollen!«
»Ich glaube nicht, dass es nur am Haar liegt«, bemerkte Alexander. »Was meinen Sie dazu, Milly? Ist es nur das Haar? Oder ist es ganz was anderes?«
Sie starrte ihn entsetzt an.
»Ich weiß nicht«, brachte sie schließlich heraus.
»Es ist ein Geheimnis, nicht wahr?« Alexander deutete auf das Album. »Das sind Sie, vor zehn Jahren … und hier sind Sie jetzt, eine völlig andere Frau.« Er hielt inne und legte einen neuen Film in seine Kamera ein. »Und hier bin ich.«
»Hier ist ein tolles Bild von Isobel bei einer Schulaufführung.« Olivia hielt Alexander das Album hin. Er kümmerte sich nicht um sie.
»Ach, übrigens, Milly«, meinte er beiläufig. »Das habe ich Sie noch gar nicht gefragt. Ist das Ihre erste Ehe?«
»Aber natürlich ist das ihre erste Ehe!«, lachte Olivia. »Sieht Milly so alt aus, dass das schon ihre zweite sein könnte?«
»Sie wären überrascht«, erwiderte Alexander und stellte etwas an der Kamera ein. »Was es dieser Tage alles gibt.« Unvermittelt flammte ein Blitz auf, und Milly zuckte erschrocken zusammen. Alexander sah zu ihr hin.
»Entspannen Sie sich«, sagte er, und der Anflug eines Lächelns huschte über sein Gesicht. »Wenn Sie können.«
»Du siehst bezaubernd aus, Schatz«, sagte Olivia und faltete ihre Hände.
»Ich habe nur gefragt«, fuhr Alexander fort, »weil ich momentan eine Menge zweiter Ehen zu machen scheine.« Er betrachtete sie über seine Kamera hinweg. »Das ist bei Ihnen aber nicht der Fall.«
»Nein«, sagte Milly mit erstickter Stimme. »Bei mir nicht.«
»Interessant.«
Milly warf ihrer Mutter einen ängstlichen Blick zu. Doch Olivia hatte den gleichen unbedarften Ausdruck im Gesicht, der erschien, wenn Geschäftsgäste anfingen, sich über Computersoftware oder den Yen zu unterhalten. Als sie Millys Blick auffing, nickte sie und trat ehrfurchtsvoll den Rückzug an.
»Bis später dann, ja?«, flüsterte sie.
»So ist es gut«, meinte Alexander. »Jetzt drehen Sie Ihren Kopf nach links. Sehr gut.« Wieder erhellte sich der Raum. In der Ecke schloss Olivia leise die Tür hinter sich.
»So, Milly«, meinte Alexander. »Was haben Sie mit Ihrem ersten Mann angestellt?«
Alles um Milly herum begann sich zu drehen; jeder Muskel in ihrem Körper spannte sich an. Ohne zu antworten blickte sie starr in die Kameralinse.
»Lockern Sie die Hände«, befahl Alexander. »Die sind viel zu verkrampft. Immer locker bleiben!« Er machte ein paar weitere Aufnahmen. »Kommen Sie, Milly. Was für eine Geschichte steckt dahinter?«
»Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, erwiderte Milly mit trockener Stimme. Alexander lachte.
»Na, da müssen Sie sich schon was Besseres einfallen lassen.« Er richtete einen der weißen Schirme aus. »Sie wissen genau, wovon ich spreche. Und ganz offensichtlich weiß sonst niemand davon außer mir. Das macht mich neugierig. Versuchen Sie, die Beine übereinanderzuschlagen«, fügte er hinzu und sah durch die Linse. »Linke Hand aufs Knie, damit wir den Ring sehen können. Und die andere unter das Kinn.«
Wieder flammte der weiße Blitz auf. Milly starrte verzweifelt nach vorn, zerbrach sich den Kopf nach einer Erwiderung, einer vernichtenden Bemerkung, einem witzigen Gegenschlag. Aber in ihrer Panik war sie dazu
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