Die Heiratsschwindlerin
Die ganzen VIP s. Das wird ja genau wie eine Hochzeit bei den Royals!«
»Na ja«, meinte Milly verlegen. »Ich weiß ja nicht …«
»Oder diese bezaubernde Hochzeit im Fernsehen«, sagte Pearl. »In Eastenders neulich. Haben Sie die gesehen?«
» O ja!«, meinte Milly begeistert. »War das nicht romantisch?«
»Diese zwei kleinen Brautjungfern«, seufzte Pearl. »Waren die nicht bildhübsch?«
»Hinreißend!«, stimmte ihr Milly zu. »Nicht«, fügte sie rasch hinzu, als der Lift sich Simons Tür näherte, »dass ich wirklich wüsste, wer diese Charaktere waren. Normalerweise gucke ich Eastenders nämlich nicht. Ich sehe mir lieber … Dokumentarfilme an.«
»Ach wirklich? Also, ich könnte ohne meine Soaps nicht leben«, meinte Pearl. »Ihr Simon zieht mich immer damit auf. Fragt mich über alle Plots aus.« Sie lächelte Milly an. »Er ist ein bezaubernder Mann, wirklich. Steht mit beiden Füßen fest auf der Erde. Man würde gar nicht glauben, dass er ist, wer er ist. Wenn Sie wissen, was ich meine.« Der Aufzug klingelte. »Da wären wir.« Sie spähte den teppichbelegten Flur hinunter. »Na, wo steckt er denn?«
»Hier bin ich!« Simon bog um die Ecke. Er hielt Pearl eine Flasche Wein und ein paar Plastikbecher entgegen. »Bringen Sie die für alle am Empfang hinunter.«
»Das ist sehr freundlich!«, dankte Pearl. »Und vergessen Sie nicht, runterzukommen und uns Ihr Geschenk zu zeigen.« Sie ergriff Millys Hand und drückte sie fest. »Viel Glück, meine Liebe«, sagte sie. »Sie verdienen nichts anderes.«
»Danke.« Milly war den Tränen nahe. »Sie sind sehr freundlich.«
Die Aufzugtüren schlossen sich, und Simon grinste Milly an. »Komm. Es warten schon alle auf dich.«
»Sag das nicht!«, sagte Milly. »Du machst mich nervös.«
»Nervös?« Simon lachte. »Dazu besteht überhaupt kein Grund!«
»Ich weiß«, sagte Milly. »Ich bin augenblicklich nur ein bisschen … mit den Nerven runter.«
»Das große Zittern vor der Hochzeit«, scherzte Simon.
»Ja.« Sie lächelte ihn an. »Das muss es sein.«
Simons Abteilung hatte sich in dem Büro versammelt, das er sich mit vier weiteren Werbeleuten teilte. Bei ihrem Eintreffen wurden Flaschen mit Sekt und Plastikbecher herumgereicht, und eine Frau in rotem Blazer sammelte auf einer übergroßen Glückwunschkarte letzte Unterschriften ein.
»Was soll ich bloß schreiben?«, jammerte ein Mädchen gerade, als Milly an ihm vorbeiging. »Alle anderen waren wirklich witzig.«
»Unterschreib einfach nur«, schnauzte die Frau in dem roten Blazer. »Und beeil dich!«
Milly hielt ihren Plastikbecher fest umklammert und setzte ein Lächeln auf. Unter den Blicken so vieler Menschen, so vieler Fremder fühlte sie sich verletzlich. Sie nippte an dem Sekt und nahm von den Kartoffelchips, die ihr eine von Simons fröhlichen Kolleginnen anbot.
»Aha!« Eine tiefe Stimme unterbrach das allgemeine Geplauder, und sie sah auf. Ein schnurrbärtiger Mann im braunen Anzug und mit fliehendem Haaransatz kam auf sie zu. »Sie müssen Simons Verlobte sein.« Er ergriff ihre Hand. »Mark Taylor, Leiter Veröffentlichungen. Freut mich sehr, Sie kennen zu lernen.«
»Guten Tag«, sagte Milly höflich.
»Na, wo steckt er denn jetzt wieder? Wir müssen die Geschenkübergabe hinter uns bringen. Simon! Hierher!«
»Ah, ihr habt euch schon kennen gelernt?«, sagte Simon, als er zu ihnen stieß. »Tut mir leid, ich hätte euch anständig miteinander bekannt machen müssen.«
Mark Taylor klatschte in die Hände.
»Okay, alle miteinander. Ruhe, bitte, Ruhe! Im Namen aller von uns hier bei Pendulum möchte ich Simon und Mandy alles Gute für die gemeinsame Zukunft wünschen!« Er erhob sein Glas.
»Milly!«, riefen alle.
»Was?« Mark Taylor machte ein verwirrtes Gesicht.
»Sie heißt Milly, nicht Mandy!«
»Das macht doch nichts!« Milly wurde rot.
»Was haben Sie gesagt?«, fragte Mark Taylor.
»Nichts«, meinte Milly. »Fahren Sie fort.«
»Auf Mandy und Simon! Mögen sie ein langes, glückliches und wohlhabendes Leben miteinander führen!« In einer Ecke des Raumes klingelte ein Telefon. »Geht da bitte jemand ran, ja?«
»Wo ist das Geschenk?«, rief jemand.
»Ja«, sagte Mark Taylor. »Wo ist das Geschenk?«
»Es wird geliefert«, erklärte eine Frau zu Millys Linker. »Es stand auf der Liste. Eine Gemüseterrine. Ich habe ein Foto davon.«
»Sehr hübsch«, meinte Mark Taylor. Er hob seine Stimme. »Das Geschenk ist eine Gemüseterrine von der Liste!
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