Die Heiratsschwindlerin
weil sie eine scheußliche Grimasse gezogen haben.«
Isobel fing halb zu kichern, halb zu schluchzen an und schmiegte sich an seine Brust.
»Du willst dieses Kind wirklich haben? Im Ernst?«
»Im Ernst.« Harry streichelte ihr übers Haar. »Und selbst wenn ich es nicht wollte«, fügte er mit unbewegter Stimme hinzu, »solltest du es trotzdem bekommen. Wer weiß, vielleicht ist das deine einzige Chance.«
»Na, herzlichen Dank.«
»Keine Ursache.«
Eine Weile standen sie schweigend da, dann entzog Isobel sich ihm widerstrebend.
»Ich muss gehen.«
»Wieso?«
»Vielleicht brauchen sie mich zu Hause.«
»Die brauchen dich nicht«, entgegnete Harry. »Ich brauche dich. Bleib heute Nacht hier.«
»Wirklich?« Isobel spannte sich an. »Aber was, wenn jemand mich sieht?« Harry lachte.
»Isobel, hast du es immer noch nicht begriffen? Ich möchte , dass dich jeder sieht! Ich möchte …« Er brach ab und sah sie mit veränderter Miene an. »Versuchen wir’s mal damit. Was würdest du davon halten … dem Baby meinen Namen zu geben?«
»Du meinst doch nicht …« Isobel blickte zu ihm auf, und ein Schauer überlief sie.
»Weiß nicht«, sagte Harry. »Hängt davon ab. Hast du schon einen Mann, von dem ich wissen sollte?«
»Schuft!« Isobel trat ihm gegen das Schienbein.
»Ist das ein Ja?«, fragte Harry und lachte. »Oder ein Nein?«
»Schuft!«
James und Alexander saßen bei einem Brandy am Küchentisch und warteten, dass Olivia vom Telefon zurückkam.
»Die hier habe ich übrigens entwickeln lassen«, sagte Alexander unvermittelt und zog einen braunen Umschlag aus seiner Tasche hervor.
»Was ist drauf?«, erkundigte sich James.
»Schauen Sie sich’s an.«
James stellte sein Glas ab, öffnete den Umschlag und nahm ein Bündel schwarzweißer Fotografien heraus. Schweigend starrte er die oberste an, dann blätterte er langsam die anderen durch. Immer wieder blickte ihm Milly entgegen, die Augen weit geöffnet und leuchtend, die Kurven ihres Gesichtes in weiche Schatten getaucht. Der Verlobungsring schimmerte diskret am Bildrand.
»Die sind unglaublich«, sagte er schließlich. »Absolut außergewöhnlich.«
»Danke«, erwiderte Alexander leichthin. »Ich bin zufrieden damit.«
»Schön sieht sie aus«, sagte James. »Sie sieht immer schön aus. Aber es ist nicht nur das.« Wieder starrte er das oberste Bild an. »Sie haben eine Tiefe in Milly eingefangen, die ich noch nie gesehen habe. Plötzlich sieht sie … faszinierend aus.«
»Sie sieht wie eine Frau mit einem Geheimnis aus.« Alexander trank einen Schluck Brandy. »Und genau das war sie ja auch.«
James sah zu ihm auf.
»Ist das der Grund, warum Sie sie geneckt haben? Um diese Bilder zu bekommen?«
»Zum Teil. Und zum Teil auch …«, er zuckte mit den Achseln, »… ich greife manchmal zu einem Trick, und so etwas verschafft mir einen Kick.«
»Egal, was für Folgen das hat?«
»Ich wusste ja nicht, dass es Folgen haben würde«, erwiderte Alexander. »Ich hätte nie gedacht, dass sie in Panik geraten würde, wirklich. Sie schien so …« Er überlegte. »… schien sich ihrer selbst so sicher.«
»Sie mag stark wirken«, sagte James. »Aber eigentlich ist sie sehr dünnhäutig.« Er machte eine Pause. »Genau wie ihre Mutter.«
Beide sahen auf, als Olivia in der Küche erschien.
»Na«, meinte James grimmig. »Hast du mit Lytton gesprochen? War’s Esme, die es ihm erzählt hat?«
»Dieser dumme junge Vikar wollte es mir nicht sagen!«, antwortete Olivia mit einem Funken ihrer alten Leidenschaft. »Ist das zu fassen? Er meinte, das wäre Vertrauensbruch, und Lytton selbst war zu beschäftigt, um ans Telefon zu kommen. Zu beschäftigt!«
»Womit denn?«
Olivia atmete scharf aus, und ein merkwürdiger Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht.
»Probt gerade eine Trauung. Mit dem anderen Paar, das morgen heiratet.« Es entstand eine gedämpfte kleine Pause. »Schätze, viel können wir da nicht machen«, setzte sie hinzu und goss sich einen Brandy ein.
»Doch«, entgegnete James. »Wir können hingehen und uns eine Antwort holen.«
»Was, und die Trauungsprobe unterbrechen?« Olivia starrte ihn an. »James, ist das dein Ernst?«
»Ja. Wenn meine Kusine Millys Vertrauen missbraucht und vorsätzlich ihre Hochzeit kaputtgemacht hat, dann möchte ich das wissen.« Er stellte sein Glas ab. »Komm, Olivia! Wo bleibt dein Kampfgeist?«
»Ist das dein Ernst?«, wiederholte sie.
»Ja. Und außerdem …«, er warf Alexander einen
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