Die heiße Nacht auf den Bahamas
strafen, indem Sie Luannes Abfindung streichen?"
"Nicht
nur Luannes." Willa blickte erneut in ihre Akte. "Auch
Mabels, Larrys … Nun", sagte sie und legte die Liste
zurück, "lassen Sie uns gleich reinen Tisch machen. Ich
meine, es ist eigentlich nicht fair, einigen eine Abfindung zu geben
und anderen nicht."
"Das
können Sie nicht tun", äußerte Cassie
fassungslos.
"Ich
nicht, aber Hunter Axon kann."
Cassie
schluckte.
"Er
hat das schon früher gemacht. Gewöhnlich lässt er den
Angestellten die Wahl. Sie können Aufsehen erregen und als arme
Verlierer enden, oder sie spielen mit und willigen dankbar in unser
Angebot ein. Nehmen Sie das Geld, und ziehen Sie Ihrer Wege, ist mein
Rat."
Cassie
senkte den Blick.
"In
diesem speziellen Fall habe ich ein besonderes Interesse daran,
Hunter einige Probleme zu ersparen. Falls Sie versuchen, mit Mr. Axon
Kontakt aufzunehmen, nachdem er angekommen ist, werde ich persönlich
sämtliche Abfindungspakete streichen." Willa lächelte
erneut. Sie beugte sich vor und fügte in verschwörerischem
Ton hinzu: "Oliver erzählte mir etwas von den
Schwierigkeiten, die Sie in den letzten Jahren durchmachen mussten.
Ich habe eine mehr als faire Abfindung für Sie arrangiert. Warum
nehmen Sie nicht einfach das Geld und gehen zurück aufs College?
Machen Sie den Abschluss in Kunst, wie Sie das immer wollten."
Cassie
schoss das Blut in die Wangen. Oliver hatte tatsächlich mit
dieser Frau über sie gesprochen. Sie konnte sich diese
Unterhaltung schon vorstellen. Fast hörte sie Oliver Willa von
dem einfachen Mädchen aus der Kleinstadt erzählen, das er
fallen lassen würde.
Cassie
war versucht, ihre Arbeit und ihr Leben zu verteidigen. Aber warum
sollte sie das tun? Willa würde ihr niemals glauben. Für
sie war Demion Mills lediglich ein Abwicklungsfall, und nach ihrer
Meinung sollte Cassie dankbar sein, weil sie aus einer verzweifelten
Situation gerettet wurde.
"Sind
wir uns jetzt einig?"
"Einig?
Hier geht es nicht um mich oder um Sie und auch nicht um Oliver. Hier
geht es um all die Leute, die ihre Existenzgrundlage verlieren."
"Sie
vergeuden meine Zeit", sagte Willa. "Ich habe Ihnen einen
Handel angeboten."
"Entweder
sehe ich zu, wie Sie unsere Stadt zerstören, oder ich versuche,
Shanville zu retten, und riskiere dabei den finanziellen Ruin meiner
Freunde?"
"Das
klingt ein wenig dramatisch, aber im Grunde genommen läuft es
darauf hinaus."
Cassie
stand auf. "Sind Sie fertig?"
"Natürlich."
Willa stand ebenfalls auf und bot Cassie die Hand. "Ich
bewundere Ihren Mut, so fehlgeleitet er sein mag. Ich hoffe wirklich,
Ihre frühere Beziehung zu Oliver wird uns nicht davon abhalten,
Freunde zu werden."
Cassie
ging, ohne Willas Hand zu schütteln.
Hunter
sah auf seine Armbanduhr. Sein Flug hatte Verspätung wegen eines
heftigen Unwetters. Aber das war egal. Er hatte es nicht eilig, zu
seinem Ziel zu kommen.
Am
liebsten hätte er die Bahamas gar nicht verlassen, solange auch
nur die geringste Chance bestand, dass die Frau noch dort war, die er
gerade kennen gelernt hatte.
"Sie
werden sie nie finden", hatte der Privatdetektiv behauptet, den
er engagiert hatte. "Das ist, als würde man eine Stecknadel
im Heuhaufen suchen. Wie sollen wir eine Frau ohne Namen finden?"
Doch
Hunter wollte sich nicht eingestehen, wie hoffnungslos seine Suche
war. Seit er die Frau zum ersten Mal gesehen hatte, konnte er an fast
nichts anderes mehr denken. Er tastete in seiner Tasche nach dem
einzigen Gegenstand, der ihm in den vergangenen Tagen Trost gespendet
hatte, eine Kette mit einem herzförmigen Anhänger.
Die
Kette hatte er mit kaputtem Verschluss auf ihrem Kopfkissen gefunden.
Erneut empfand er Gewissheit. Er würde sie finden. Aber wo? Er
hatte überall gesucht. Warum hatte er sie auch nicht nach ihrem
Namen gefragt?
Was
die Sache noch verschlimmerte war, dass sie auch seinen Namen nicht
kannte. Wenn sie wieder zu Hause war und vielleicht ihre Meinung
änderte, konnte sie nicht einmal Kontakt zu ihm aufnehmen.
Die
ganze Geschichte hatte er, Hunter, nicht geplant gehabt. Die Bar war
einer der vielen Betriebe, die ihm auf der Insel gehörten. Er
hatte vorbeigeschaut, um mit seinen Angestellten zu reden, und nicht,
weil er ein erotisches Abenteuer suchte. Aber da sehr viel los war,
war er eingesprungen und hatte an der Bar Drinks gemixt. Als er seine
geheimnisvolle Unbekannte ganz allein dort an einem Tisch sitzen sah,
war er sofort von ihr fasziniert gewesen. Mit ihrem zarten Teint
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