Die heiße Nacht auf den Bahamas
Mills
sprechen. Zwei Tage lang habe ich versucht, dich zu treffen. Ich war
sowohl in deinem Büro als auch bei dir zu Hause."
Er
zögerte. "Als du mich in der Bar gesehen hast …?
"Wusste
ich nicht, wer du bist. Sonst hätte ich niemals …"
Sie schluckte.
"Also
ein Zufall", sagte er und trat einen Schritt zurück. Er sah
aus, als hätte ihm jemand eine kalte Dusche verpasst. Alle
vorherigen Anzeichen von Vertrautheit waren verschwunden.
"Ja",
sagte sie leise.
Eine
Tür öffnete sich, und das Klacken hoher Absätze hallte
durchs Treppenhaus. "Hunter?" rief Willa.
Sofort
fiel Cassie Willas Drohung ein. Wenn Willa entdeckte, dass sie mit
Hunter sprach, würde sie dann die angebotene Abfindungsregelung
zurücknehmen? Denn damit hatte sie ja gedroht.
Das
wollte Cassie lieber nicht herausfinden. "Ich muss gehen",
sagte sie und drehte sich um.
"Cassie!"
rief Willa und sah über das Treppengeländer. "Warten
Sie!"
Hunter
schloss kurz die Augen und seufzte, als wäre er enttäuscht
über die Unterbrechung.
"Was
geht hier vor?" erkundigte sich Willa, während sie die
Stufen herunterkam.
"Hunter
antwortete: "Wir haben nur …"
"Mr.
Axon hat sich bei mir nach der Herrentoilette erkundigt",
unterbrach Cassie ihn. Dann wandte sie sich an ihn: "Ich
fürchte, Sie haben sie verfehlt. Die Toiletten befinden sich
oben, vor der Tür zum Treppenaufgang."
Mit
einem merkwürdigen Ausdruck sah Hunter sie an.
"Ist
das wahr?" fragte Willa ihn.
Jetzt
blickte er seine Mitarbeiterin an. "Woher, verflixt noch mal,
soll ich das wissen? Ich war noch nie zuvor in diesem Gebäude."
Cassie
unterdrückte ein Lächeln.
"Ich
bin froh, dass alles in Ordnung ist", erklärte Willa jetzt
und lächelte kurz. "Ich war beunruhigt, weil Sie mitten im
Satz den Versammlungssaal verlassen haben."
"Ich
verspürte das plötzliche Bedürfnis …", er
warf Cassie einen Blick zu, "… die Herrentoilette
aufzusuchen."
"Wie
ich schon sagte", erklärte Cassie, "die Herrentoilette
ist oben links. Sie können sie nicht verfehlen."
"Danke."
Er wandte sich an Willa. "Bitte entschuldigen Sie mich bei den
Angestellten und erklären Sie die Situation. Ich bin
augenblicklich zurück."
"Sicher",
sagte Willa.
Hunter
ging die Treppe hoch, und Cassie hörte, wie die Schwingtür
geöffnet wurde. Cassie zuckte mit den Schultern und wollte
soeben weitergehen, als Willa sie erneut aufhielt. "Ich dachte,
Sie hätten Hunter nicht getroffen, als Sie auf den Bahamas
waren."
Cassie
schlug das Herz bis zum Hals. Vielleicht war die kleine Szene vorhin
doch nicht so überzeugend gewesen, wie sie gedacht hatte.
"Glauben Sie etwa, ich lüge?"
Willa
ging noch ein paar Stufen hinunter und näherte sich Cassie
langsam. "Das ist nur alles ein wenig verwirrend. Urplötzlich
stürzt Mr. Axon aus dem Versammlungssaal, und dann finde ich ihn
zusammen mit Ihnen im Treppenhaus. Was für ein Zufall!"
"Ich
habe mit ihm nicht über Demion Mills gesprochen, falls Sie sich
deswegen Sorgen machen."
"Warum
sollte ich mir Sorgen machen? Schließlich haben wir doch ein
Abkommen, nicht wahr?"
Cassie
senkte den Blick.
"Es
wäre doch schrecklich, wenn so viele nette Menschen arbeitslos
werden und kein Geld haben, um den langen, heißen Sommer zu
überstehen."
"Ja",
sagte Cassie, "das wäre schrecklich."
Willa
überlegte kurz, bevor sie fortfuhr: "Cassie, ich bin froh
über unsere kleine Unterhaltung. Sie sollen wissen, dass ich
Ihnen vertraue. Unseren etwas rauen Anfang bedauere ich. Ich möchte
das wieder gutmachen."
Cassie
bekam eine Gänsehaut. Diese Frau war wirklich absolut aalglatt.
"Oliver
und ich geben heute Abend eine kleine Party für Hunter auf
Olivers Schloss."
Unwillkürlich
musste Cassie schmunzeln. Das Haus der Demions stand auf einem Hügel,
von dem aus man ganz Shanville überblickte. Es hatte schon ein
bisschen etwas von einem Herrenhaus, aber als Schloss konnte man es
kaum bezeichnen. Das Haus war von einer wohlhabenden Familie in der
Mitte des achtzehnten Jahrhunderts erbaut worden. Es gab
zweiundzwanzig große Räume und zehn Kamine. Seit seine
Eltern vor ein paar Jahren nach Florida übergesiedelt waren und
Oliver offiziell die Leitung des Familienbetriebes übertragen
hatten, wohnte er dort allein. Sein Haus war groß, das gab
Cassie ohne weiteres zu. Aber ein Schloss in Shanville? Nein, das war
maßlos übertrieben.
"Warum
kommen Sie nicht auch?"
Cassie
sah sie an. Worauf war Willa aus? Wollte sie sie ermutigen, mit
Hunter zu reden, damit sie sämtliche
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