Die heiße Nacht auf den Bahamas
Abfindungspakete streichen
konnte? War ihr so etwas Schreckliches zuzutrauen? Würde Hunter
das überhaupt erlauben? Oder würde er es vielleicht sogar
gut finden? Oder bluffte Willa einfach nur?
Cassie
musste entscheiden, ob ihr Gefühl bezüglich Hunter richtig
war. Würde er sich anhören, was sie zu sagen hatte? Falls
sie sich irrte, würden ihre Freunde ihre Abfindung verlieren.
Doch wenn ihr Instinkt sie nicht trog, bestand vielleicht doch noch
Hoffnung.
"Das
wird ein großes Ereignis werden", fuhr Willa fort. "Ich
habe heute die Zusage erhalten, dass auch der Gouverneur kommt."
Der
Gouverneur? Wäre er in der Lage, Demion Mills zu helfen? Wie
interessant! Willa hatte ihr verboten, mit Hunter Axon zu reden, aber
sie konnte ihr nicht verbieten, mit dem Gouverneur zu sprechen.
"Danke
für die Einladung", sagte Cassie.
"Schön",
sagte Willa. "Ach, und Cassie, nur zur Sicherheit, ich möchte
nicht, dass Sie einem der anwesenden Herren auf die Nerven gehen. Sie
werden gut bezahlt werden, wenn Sie sich in der Küche nützlich
machen. Das Geld können Sie doch bestimmt gut gebrauchen."
Erneut schenkte ihr Willa ein falsches Lächeln.
Cassie
traute ihren Ohren nicht. Willa war tatsächlich der
hinterhältigste Mensch, dem sie je begegnet war. Offenbar wollte
sie ihr mit ihrer "Einladung" zu verstehen geben, wo ihr
Platz war. "Ich muss sie enttäuschen, Willa, aber die Küche
ist wirklich nicht mein Gebiet. Sie werden ohne meine Hilfe auskommen
müssen." Damit drehte sie sich um und ließ Willa
stehen.
5.
Kapitel
Spät
an diesem Abend hielt Cassie vor ihrem Haus. Die Verandalampe brannte
schon seit Monaten nicht mehr, aber sie hatte die Glühbirne
immer noch nicht ersetzt. Cassie seufzte und nahm sich vor, das bald
zu erledigen.
Ihre
Großmutter würde nicht gutheißen, dass sie das Haus
vernachlässigte. Ihre Großmutter wäre gerade mitten
im Frühjahrsputz. Sie würde die Böden schrubben und
die Teppiche lüften. Im Garten wäre sie genauso fleißig.
Sie würde alle während des Winters abgestorbenen Zweige
abschneiden, bündeln und ordentlich neben dem Holzstoß
stapeln. Sie würde die Beete harken und sie für die
Frühjahrsblumen vorbereiten.
Doch
Cassie hatte nichts dergleichen getan. Sie hatte gute Vorsätze
gehabt, aber während der letzten Wochen hatte sie sich ständig
mit ihren Arbeitskollegen getroffen und Pläne gegen die
bevorstehende Schließung von Demion Mills geschmiedet.
Zumindest
war das ihre Ausrede. Denn Cassie war zwar in vieler Hinsicht sehr
fleißig, aber Hausarbeit lag ihr nicht besonders.
"Du
musst dich zusammennehmen", hatte ihre Großmutter sie
einmal aufgebracht ermahnt, und Cassie hatte sich wirklich bemüht.
Doch das half auch nicht viel. Wenn ihre Großmutter erwähnte,
dass die Gießkanne verrostete, die Cassie im Garten liegen
gelassen hatte, holte Cassie lieber ihre Kamera, um die Gießkanne
zu fotografieren, statt sie wegzuräumen. So war das jedes Mal.
Irgendwann
gab ihre Großmutter auf, und akzeptierte die Tatsache, dass
Cassies Kekse wohl immer steinhart geraten würden, ihre
Spaghettisoße merkwürdig schmeckte und aus irgendeinem
Grund der Teig nicht ging, wenn sie Brot backte. Trotz ihres
mangelnden Geschicks als Hausfrau wusste Cassie jedoch, dass ihre
Großmutter stolz auf sie war.
Sie
hatte viele Überstunden geleistet, um Cassie eine Kamera zu
kaufen. Überall im Haus hatte sie die Fotos ihrer Enkelin
aufgehängt, als wären sie große Kunstwerke. Als
Cassie ein Stipendium für das College bekam, verkündete
ihre Großmutter, sie sei die glücklichste Frau der Welt.
Dann
brach Cassie ihr Studium ab und kam nach Hause zurück, um sich
um ihre Großmutter zu kümmern, obwohl dieser das gar nicht
recht war. "Mir geht es gut", protestierte sie. "Sei
nicht albern."
Doch
Cassie wusste es besser. Die Frauen bei Demion Mills erzählten
ihr von den Schwächeanfällen und den schrecklichen
Kopfschmerzen ihrer Großmutter, und sie sagten, sie würden
befürchten, ihre Zeit ginge zu Ende.
Cassie
war sofort zurückgekommen, doch diesmal war zu Hause alles
anders gewesen. Diesmal sorgte Cassie für alles. Fast zwei Jahre
lang kümmerte sie sich um ihre Großmutter und auch um das
Haus, so gut sie konnte. Sie liebte ihre Großmutter mehr als
jeden anderen Menschen auf der Welt, und nach ihrem Tod fühlte
sie sich traurig und einsam. Sie bezweifelte, dass sie sich von
diesem Verlust jemals wieder vollständig erholen würde.
Aus
dem Augenwinkel heraus nahm Cassie
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