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Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler

Titel: Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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Wunden um«, sagte Philipp Teuber. Er warf grinsend einen Blick nach hinten auf seine Ladung, die aus Tierkadavern, fauligem Gemüse und Mist bestand. »Aber auf dem Schinderkarren kann ich dich gefahrlos durch die Stadt kutschieren. Ich glaub kaum, dass die Stadtknechte genauer wissen wollen, was da grad verwest.«
    »Wo … fahren wir hin?«, murmelte Jakob Kuisl. Über sich sah er dunkle Dächer und Fassaden vorübergleiten. Der Wagen rumpelte über das Kopfsteinpflaster, was ihm dieunzähligen Quetschungen, Brüche und Verbrennungen der letzten Tage in Erinnerung rief.
    »Zu mir nach Haus können wir nicht«, sagte Philipp Teuber. »Da würden sie als Erstes suchen. Außerdem hat meine Frau entschieden was dagegen, einen Meuchelmörder zu beherbergen. Aber ich kenn ein gutes Versteck für dich. Wirst es dort mögen. Die Wirtin kümmert sich um …« Er zögerte, bevor er weitersprach: »Sagen wir, sie wirft ein besonderes Auge auf ihre meist männlichen Gäste.«
    Simon und Magdalena schlichen von Hauseck zu Hauseck, wobei sie zu der vermummten Gestalt vor ihnen immer einen gewissen Abstand hielten. Auch Nathan und der wiedergenesene Hans Reiser waren an ihrer Seite. Zu viert folgten sie Paulus Mämminger, der von der Scherergasse in das südliche Viertel abgebogen war und nun vermummt, in der Hand eine kleine Laterne, durch die engen Gassen lief. Einmal begegneten sie einem stinkenden Karren, auf dessen Kutschbock ein unheimlich wirkender, breitschultriger Mann saß. Doch sowohl Mämminger als auch seine Verfolger drückten sich jeweils in eine Türnische und ließen das geisterhafte Phantom passieren.
    Fast schien es Simon, als würde Paulus Mämminger absichtlich Umwege wählen, um seine Spur zu verwischen. Nach einer guten Viertelstunde erreichte der Kämmerer schließlich den Domplatz. Mämmingers Schritte hallten über das Pflaster, als er an der rechten Seite der Kirche entlangeilte und schließlich in den dahinterliegenden Domfriedhof einbog. Simon und die anderen duckten sich hinter einer Gruppe verwitterter Grabsteine und beobachteten von dort aus, wie sich der Patrizier einen Weg entlang der teilweise noch frischen Gräber bahnte. Dabei hörtensie ihn öfter leise fluchen, wenn seine Lederstiefel wieder einmal in der vom Gewitterregen feuchten Erde steckengeblieben waren. Auf einer Säule am Rande des Friedhofs flackerte eine Totenleuchte. In ihrem Licht erkannte Simon nun, wie Mämminger über einen weiteren Grabhügel stieg und schließlich auf eine schmale Tür zuschlich, die von der Rückseite her in den Dom zu führen schien. Kurze Zeit später war er im Inneren der Kirche verschwunden.
    »Es ist zu auffällig, wenn wir ihm alle vier folgen«, flüsterte Magdalena hinter einem der Grabsteine. »Ich schlage vor, dass Simon und ich ihm hinterhergehen. Hans wartet hier, und Nathan schleicht nach vorne zum Hauptportal, falls er uns dort entwischen sollte.«
    Der Bettlerkönig runzelte die Stirn. »Für eine Frau kein schlechter Plan. Aber ich wüsste doch zu gerne, was Seine Exzellenz, der Herr Kämmerer, da drin zu suchen hat. Also werden Simon und ich gehen, und …«
    »Nichts da«, unterbrach ihn Magdalena barsch. »Es geht um das Leben meines Vaters. Also werde ich das machen.«
    »Wir erzählen’s dir bei einem guten Glas Wein. Versprochen, Nathan«, sagte Simon. »Und jetzt los, sonst geht uns der Mämminger noch durch die Lappen.«
    Nathan schien etwas erwidern zu wollen, doch dann winkte er ab. Er verschwand grummelnd zwischen den Grabsteinen, während Simon und Magdalena sich der kleinen Tür näherten und sie leise öffneten. Drinnen im Dom flackerten einige Kerzen, die das riesige Gewölbe an wenigen Stellen spärlich erleuchteten. Ansonsten herrschte fast absolute Dunkelheit, nur ein wenig Mondlicht fiel durch die bunten Glasfenster von draußen herein.
    Sie betraten den Dom rechts von der Apsis. Von dort auskonnten Simon und Magdalena die mächtigen Säulen des Hauptschiffes erkennen, die steil emporragten, bis sie sich schon nach wenigen Schritten in der Schwärze des Gewölbes verloren. Von allen Seiten glotzten Heilige aus den Altären; zur Linken stand ein Brunnen, über dem eine silbern glänzende Kette an einem Steinbogen hing. Ein gewaltiger Bronzesarkophag, auf dem eine lebensgroße Statue eines Kardinals vor einem Kruzifix kniete, thronte weiter vorne in der Mitte des Ganges.
    Simon hatte den Eindruck, dass jeder ihrer Schritte von den Wänden widerhallte. Er gab Magdalena

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