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Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler

Titel: Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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Dingen beschäftigt. Die blassen, verängstigten Männer hatten das seltsame Paar jedes Mal nur kurz angestarrt und waren dann weitergelaufen. Von verschiedenen Seiten ertönten die Rufe anderer Wachkommandos, einmal war von fern ein lautes Krachen zu hören gewesen.
    »Lass mich überlegen«, flüsterte Magdalena, die vom Singen schon leicht heiser war. » Hans hat die Hosen an, der Winter ist vergangen  … Langsam gehen mir die Lieder aus. Fällt dir vielleicht noch eins ein?«
    In ihrer Kindheit hatte die Henkerstochter mit ihrem Vater viel gesungen, nun hoffte sie, dass Jakob Kuisl sie an ihrer Stimme und den ausgewählten Liedern erkennen würde. Auf diese Weise machte sie sich jedenfalls weniger verdächtig, als wenn sie lautstark nach ihm rufen würde. Für die Wachen und die neugierigen Bürger, die hinter Fensterläden verborgen zu ihnen hinunterstarrten, war sie nichts weiter als eine besoffene Dirne, die mit ihrem Freier die Gassen entlangtorkelte.
    Krampfhaft dachte Magdalena über ein weiteres Lied nach, als sich ihr Gesicht plötzlich erhellte.
    »Eines hab ich noch«, sagte sie. »Dass ich darauf noch nicht früher gekommen bin!«
    Sie stimmte das Schlaflied an, das ihr der Vater immer vor dem Zubettgehen vorgesummt hatte. Während sie die Verse wieder und wieder vor sich hin trällerte, gingen ihr bruchstückhafte Erinnerungen an den Vater durch den Kopf.
    Der Geruch von Schweiß und Tabakrauch, wenn er sich zu mir hinunterbeugt. Huckepack auf den Schultern eines Riesen, der mich vor der bösen Welt beschützt, stark, unbesiegbar, der Gott meiner Kindheit …
    Tränen liefen ihr über die Wangen, doch sie sang weiter.
    » Maikäfer flieg, dein Vater ist im Krieg …«
    Plötzlich kroch aus einem am Straßenrand liegenden, morschen Weinfass ein Gespenst und erhob sich wankend. Der riesenhafte Geist trug zerfetzte Hosen und ein blutverschmiertes Leinenhemd. Arme und Beine waren mit Tüchern bandagiert, sein Gesicht starrte vor Asche. Trotzdem erkannte Magdalena sofort, wer dort vor ihr stand.
    »Vater! Mein Gott, Vater!«, schrie sie wie von Sinnen, ohne darauf zu achten, ob vielleicht Wachen in der Nähe waren.Schnell hielt sie sich die Hand vor den Mund und flüsterte: »Heiliger Antonius, wir haben dich wirklich gefunden. Du lebst!«
    »Nicht mehr lang, wenn du weiter so falsch singst«, ächzte Jakob Kuisl und taumelte auf seine Tochter zu. Erst jetzt erkannte Magdalena, wie schwer verletzt ihr Vater wirklich war.
    »Müssen … weg … von hier«, stammelte der Henker. »Sind … uns … auf den Fersen. Der dritte Fragherr …«
    Magdalena runzelte die Stirn. »Der dritte Fragherr? Was redest du da, Vater?«
    »Hab gedacht, er hätte dich geschnappt«, murmelte Kuisl. »Kannte dich und den Namen deiner Mutter. Der Teufel will sich rächen …«
    »Das muss das Fieber sein«, sagte Simon. »Alpträume, die …«
    »Weidenfeld!«, schrie Jakob Kuisl wie unter Schmerzen. »Er will sich rächen!«
    »Mein Gott!« Magdalena hielt sich die Hand vor den Mund. »Schon wieder dieser Name. Wer ist nur dieser vermaledeite Weidenfeld?«
    Noch immer läuteten die Sturmglocken, die Kommandos der Wachen erklangen plötzlich näher und näher; sie konnten nur noch wenige Gassen entfernt sein. Direkt über der kleinen Gruppe öffnete sich plötzlich ein Fenster, und ein zahnloser Greis mit einer Schlafhaube auf dem Kopf glotzte argwöhnisch zu ihnen herunter.
    »Ruhe, verdammt noch mal! Nichtsnutzige Zecher! Amüsiert euch gefälligst woanders mit eurem Weibsbild!«
    Simon packte den fast besinnungslosen Henker an der Schulter und zog ihn schnell hinter die Fässer.
    »Der Bischofshof«, flüsterte er Magdalena zu, die sich neben ihren stöhnenden Vater gekauert hatte. »Wir müssenfür ihn dort um Kirchenasyl bitten. Das ist unsere einzige Möglichkeit! Aus der Stadt kommen wir zurzeit sicher nicht raus.«
    »Und du glaubst wirklich, der Bischof gewährt einem gesuchten Mörder Asyl?«, fragte Magdalena skeptisch.
    Simon nickte eifrig. »Das Kirchenasyl ist seit Urzeiten heilig! Wenn dein Vater es bis in den kirchlichen Bereich geschafft hat, darf er nicht mehr an die Wachen der Stadt ausgeliefert werden. Dort ist allein der Bischof für die Rechtsprechung zuständig.«
    »Na wunderbar!« Magdalena rollte mit den Augen. »Wird mein Vater eben nicht von der Stadt, sondern vom Bischof persönlich gerädert. Was für eine Erleichterung!«
    »Wenigstens gewinnen wir so Zeit«, erwiderte Simon. »Ich bin

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