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Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler

Titel: Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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nun gemeinsam mit der Henkerstochter in langen Sätzen auf das offene Tor zu. Simon war währenddessenüber die Schwelle gesprungen und drückte den Wachmann zur Seite, der verzweifelt versuchte, die Tür wieder zu schließen. Von rechts tauchten die städtischen Büttel auf, die einen Moment lang wie vom Blitz getroffen auf den Henker starrten, bevor sie schließlich ihre geladenen Armbrüste und Pistolen zückten.
    »Das Monstrum!«, schrie einer von ihnen. »Das Monstrum will in den Bischofshof fliehen!«
    Bleikugeln und spitze Bolzen schlugen im Putz der Mauer ein, brüllende Männer rannten mit Spießen und Hellebarden bewaffnet auf das Portal zu. Der bischöfliche Wachmann hatte sich in der Zwischenzeit aus Simons Umklammerung befreit und drückte gemeinsam mit seinen Kollegen gegen das geöffnete Tor. Magdalena sah im Laufen, wie die Öffnung immer schmaler wurde. Nur noch einen Schritt weit klaffte die Lücke, ein halber Schritt, der Türflügel schloss sich langsam, aber unaufhaltsam … In allerletzter Sekunde schlüpften sie und Jakob Kuisl durch den Spalt in den Hof und blieben dort keuchend am Boden liegen.
    Krachend schlossen sich die schweren Türflügel, von draußen ertönte lautes Schreien und Hämmern.
    Pater Hubertus schaute mit offenem Mund auf das Knäuel von Menschen vor ihm, das sich nun langsam wieder entwirrte.
    »Was in Gottes Namen, Fronwieser, hat das zu bedeuten?«, fragte er und deutete auf Magdalena und ihren Vater, die schwer atmend hinter der Türschwelle lagen.
    »Gewährt … uns … Asyl«, flüsterte Simon mit letzter Kraft. »Jakob Kuisl … er ist unschuldig.«
    Dann streckte ihn der Hieb des bischöflichen Wachsoldaten nieder.

12
    Regensburg, am Morgen des 25 . August anno domini 1662
    I st euch eigentlich klar, was ihr mir da eingebrockt habt?«
    Entrüstet schüttelte Pater Hubertus den Kopf. Sein Gesicht war vor Zorn und Empörung rot angelaufen und schimmerte wie ein gewaltiges Radieschen, nicht einmal der dritte Humpen Weißbier schien ihn einigermaßen zu beruhigen. Zitternd vor Wut deutete er mit dem Finger auf Simon und Magdalena, die wie zwei Angeklagte am Tisch des schwülheißen Brauhauses saßen und betreten zu Boden blickten.
    »Ich habe Euch vertraut, Simon Fronwieser«, schimpfte der Franziskaner weiter. »Und was macht Ihr? Bringt den meistgesuchten Mann von ganz Regensburg zu mir ins Haus! Den Mann, den sie das Monstrum nennen und der wegen vielfachen Mordes gesucht wird! Der Bischof hat mich den ganzen Morgen so zusammengeschrien, dass mir immer noch die Ohren klingeln. Wir gewähren einem Ungeheuer Asyl! Und das, wo Hochwürden doch ohnehin mit der Stadt im Argen liegt wegen der Bauten unten bei den Schwibbögen! Ich könnte Euch in der Luft zerreißen, Fronwieser!«
    »Jakob Kuisl ist unschuldig«, murmelte Simon zum wiederholten Mal. »Ihr habt mein Wort.«
    »Das ist auch das Einzige, was Euch vor dem sofortigen Rauswurfrettet«, knurrte Pater Hubertus und tupfte sich den Schweiß von der Stirn.
    Simon umfasste mit beiden Händen seinen Humpen und starrte in dessen Inneres, als würde dort die Lösung all ihrer Probleme liegen. Sein wunderbarer Plan hatte in einem Fiasko geendet. Wie hatte er nur hoffen können, dass Pater Hubertus sie mit offenen Armen empfangen würde! Bereits gestern Nacht hatte der Franziskaner getobt, als er erfuhr, wie sehr er getäuscht worden war. Simon hatte sofort alle Karten offen auf den Tisch gelegt. Er erzählte Pater Hubertus von Jakob Kuisl und der Intrige gegen ihn. Auch vom Fundort des Pulvers und von seinem Verdacht, es könne sich um den Stein der Weisen handeln, berichtete er stockend. Pater Hubertus schwieg die meiste Zeit, die Lippen zu schmalen Strichen verschlossen. Nur als Simon den mehligen Staub im Vorratsraum und in der Alchimistenkammer erwähnte, fragte der Braumeister ein paar Mal nach. Vor allem schien ihn zu interessieren, wie viel von dem Pulver Simon und Magdalena dort unten gefunden hatten.
    Mittlerweile schien sich Hubertus wieder einigermaßen gefasst zu haben. Er nippte an seinem Weißbier, auch wenn es ihm nicht richtig zu schmecken schien.
    »Wenigstens scheint es deinem Vater schon besser zu gehen«, brummte er in Richtung der Henkerstochter. »Hat die Gesundheit eines Ochsen, in ein paar Tagen sprengt der mir sämtliche Fesseln. Ich werde schon bald eine Wache an sein Bett stellen müssen.«
    »Heißt das, mein Vater kann hier im Bischofshof bleiben?« Magdalena sah den Franziskaner

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