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Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler

Titel: Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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schnarchte der Henker mit nacktem Oberkörper auf der Liegstatt. Simon hielt sein Ohr an den mächtigen, behaarten Brustkorb. Er hatte Kuisl vor ein paar Stunden noch ein wenig von dem Schlafmohn gegeben, den er in seinem Beutel mit sich führte, so dass der Atem des Henkers jetzt ruhig und regelmäßig ging. Außerdem war Magdalena immer wieder zu ihrem Vater ans Bett gekommen, um ihm heiße Hühnerbrühe zwischen die spröden Lippen zu träufeln. Vorsichtig untersuchte der Medicus nun, ob die Verbände noch fest saßen.
    Die Büttel des Bischofs hatten den Henker mit einigen Seilen am Bett festgezurrt, doch Simon bezweifelte, dass ihn die Fesseln lange festhalten würden. Der Schongauer Scharfrichter hatte die Konstitution eines Bären, und wie dieser schien er nun in einen Winterschlaf gefallen zu sein. Die Wunden am Rücken, an den Armen und Beinen eitertennicht mehr, sie waren bereits über Nacht ein wenig abgeschwollen. Simon war guter Hoffnung, dass Kuisl schon in ein paar Tagen wieder halbwegs genesen sein würde.
    Bereit für die nächste Tortur , dachte er finster.
    Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Es war Magdalena, die ihn mitfühlend ansah.
    »Es tut mir leid wegen vorhin«, sagte sie leise. »Ich weiß, du hast es nur gut gemeint. Bis jetzt haben wir noch immer einen Ausweg gefunden. Wirst sehen, diesmal auch.«
    Simon lächelte müde und nickte.
    »Hast recht. Wir schaffen das, wir alle drei«, murmelte er, doch seine Stimme klang merkwürdig leer. Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft in Regensburg hatte er das Gefühl, dass es keine Rettung mehr für sie gab.
    »Wenigstens bekommt er von dem ganzen Durcheinander nichts mit.« Die Henkerstochter deutete auf ihren Vater, den sie so lange nicht mehr gesehen hatte. Jakob Kuisl schlief so ruhig und friedlich wie zu Hause in seinem Bett in Schongau.
    »Eines ist klar«, bemerkte Magdalena. »Wir können mit ihm nicht von hier fliehen, nicht in seinem Zustand. Und solange wir hier im Bischofshof sitzen, werden wir niemals erfahren, was es mit diesem Pulver auf sich hat. Dieser fette Mönch hält uns doch nur hin!«
    Simon runzelte die Stirn. »Zumindest hatte ich recht, dass an diesem Stoff irgendetwas Besonderes ist. So wie es aussieht, scheint er der Schlüssel zu all unseren Fragen zu sein – und er ist gefährlich. Pater Hubertus scheint jedenfalls großen Respekt davor zu haben. Ein Geheimnis, das uns alle zusammen noch um den Verstand bringen kann …« Nachdenklich murmelte er die rätselhaften Wortedes Braumeisters. »Was um Himmels willen hat Pater Hubertus nur damit gemeint?«
    »Mich bringt’s schon jetzt um mein bisserl Verstand«, seufzte Magdalena. »Ein Pulver, das die Regensburger Patrizier genauso suchen wie ein Meuchelmörder und wer weiß wer noch! Was kann das nur sein?«
    »Vielleicht wirklich so etwas wie der Stein der Weisen«, murmelte Simon. »Aber was dieser Stein nun genau ist …« Er schüttelte den Kopf. »So kommen wir jedenfalls nicht weiter. Wir werden bis morgen warten, ob uns Hubertus in sein Geheimnis einweiht. Wenn nicht, versuchen wir gemeinsam mit deinem Vater aus dem Bischofshof zu fliehen. Und zwar bevor der Bischof ihn in seinen Kerker sperren lässt.«
    »Und wie willst du das anstellen?«, fragte Magdalena ungläubig. »Die Wachen draußen auf dem Hof rasseln schon mit dem Säbel, wenn ich nur den Kopf aus dem Brauhaus stecke.«
    »Keine Ahnung. Aber bevor wir hier nur Däumchen drehen, können wir ja auch ein bisschen herumstöbern.« Achselzuckend ging Simon ins Brauhaus zurück. Den misstrauischen Bütteln draußen vor dem Fenster winkte er dabei leutselig zu. »Es wird aus diesem Bischofshof ja wohl mehr als nur einen Ausgang geben«, murmelte er. »Wir müssen ihn nur finden.«
    Träge wie zäher schwarzer Schleim floss die Donau an der Stadt vorüber. An den fauligen Pfosten unten am Kai dümpelten tote Fische, Kohlstrünke und Fetzen alter Fischernetze. Keine noch so kleine Brise wehte in der Mittagshitze, so dass der Gestank über die Mole waberte und durch die Ritzen der Fensterläden in jedes Haus in der Hafengegend drang.
    Dochso infernalisch der Geruch auch war – die beiden Männer, die unten an der Mole auf zwei breiten Landungspflöcken saßen, verdeckt von zu Türmen gestapelten Kisten, rochen nichts davon. Ihr Hass war so groß, dass sie alles andere um sich herum ausblendeten. Ein Gift, das sich in all den Jahren durch ihren Körper gefressen hatte. In ihren Köpfen war nur

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