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Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler

Titel: Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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links, bis er schließlich an einem verfallenen, windschiefen Schuppen anlangte, der an der Stadtmauer lehnte und den Eindruck machte, er könnte jeden Moment in sich zusammensinken.
    Vorsichtigöffnete der Bettlerkönig die morsche Holztür und winkte den anderen, ihm zu folgen. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich zu Simons Verblüffung ein schmales Einmanntor in der Mauer. Nathan klopfte zweimal lang und dreimal kurz dagegen, und schon bald darauf öffnete ihnen ein bärtiger, versoffen aussehender Wachmann.
    »Hä, so viele?«, polterte der Mann und sah die Gruppe mit rotgeäderten Augen an. »Das kostet aber extra.« Misstrauisch musterte er den vor Nässe zitternden Simon. »Du kommst mir irgendwie bekannt vor. Woher …«
    »Der Schüttelaugust«, fiel ihm Nathan ins Wort und drückte dem verdutzten Wachmann ein paar fleckige Münzen in die Hand. »Ist neu bei uns, das arme Schwein. Hat den Englischen Schweiß und wird wohl nicht mehr lange leben.«
    Die Wache trat entsetzt einen Schritt zurück. »Himmelherrgott, Nathan! Kannst du mir das nicht früher sagen? Verschwindet und nehmt euren Pesttoten gefälligst mit!«
    Der Mann machte ein Schutzzeichen und spuckte aus. Kichernd traten die Bettler hinaus auf die Rüben- und Kornfelder, die an dieser Seite an die Stadtmauer angrenzten. Hinter ihnen schloss sich krachend die Tür.
    »Diese Einmanntore sind eine wunderbare Erfindung!«, schwärmte Nathan und wandte sich nach rechts, wo eine breite Straße Richtung Süden führte. An einem gelb leuchtenden Weizenfeld warteten bereits Hans Reiser und zwei weitere Bettler auf sie. Simon vermutete, dass sie durch ein anderes kleines Tor hinausgelangt waren.
    »Wer genug zahlt, kann die Stadt zu jeder Tages- und Nachtzeit verlassen«, erklärte der Bettlerkönig Simon, während sie weitermarschierten. »Natürlich nur, wenn er nicht wegen mehrfachen Mordes gesucht wird oder ganz offensichtlichden Reichstag vergiften will. Aber selbst dann ließe sich bestimmt über den Preis reden. Ich liebe diese Stadt!«
    Er reckte die Hände zum Himmel und setzte sich, immer noch pfeifend, an die Spitze ihres merkwürdigen Trosses; eine verdreckte, zerlumpte Gruppe aus teils hinkenden, teils lallenden Gesellen, die gemeinsam aufgebrochen waren, um das große Regensburg vor dem Untergang zu bewahren.
    Es war, als hätte Philipp Lettner einen Fluch gesprochen, der Kuisls Arme und Beine schwer wie Blei werden ließ.
    Erneut schmerzte die linke Schulter, die Hornissenstiche im Rücken und im Gesicht taten ihr Übriges, der Henker taumelte kraftlos zurück. Mechanisch hob er die rechte Hand und wehrte die Schläge seines Gegners ab, doch es war nur noch eine Frage der Zeit, bis Lettner eine Lücke fand, durch die er Kuisl den tödlichen Hieb versetzen konnte.
    Friedrich Lettner lag noch immer in der Mitte der Kirche am Boden und röchelte. Die Stiche der Hornissen schienen dem breitschultrigen Hünen weitaus mehr zuzusetzen als seinem schmaler gebauten Bruder. Friedrichs Hände waren zu doppelter Größe angeschwollen, er erbrach Speichel und bittere Galle, sein Atem klang, als würde jemand seinen Brustkorb mit Eisenspangen Zug um Zug festschrauben. Das Schlimmste aber war sein aufgedunsenes, narbenübersätes Gesicht, das durch die Stiche krebsrot schillerte und wie der Kopf eines frisch geschlachteten Schweins aussah. Aus den Augenwinkeln bemerkte Jakob Kuisl, wie der große, stämmige Mann in Zuckungen verfiel, die schwächer und schwächer wurden. Noch einmal bäumte sich sein Rückgrat auf, als hätte er einenSchlag erhalten, dann fiel er in sich zusammen wie eine monströse Puppe.
    »Für Friedrich, du Hundsfott!«
    Laut brüllend holte Philipp Lettner aus und ließ den Katzbalger auf Kuisls Kopf herunterzischen. Der Henker wich aus, nur um sich dem nächsten Hieb gegenüberzusehen.
    »Für Karl!«
    Wieder gelang es Kuisl, gerade noch zur Seite zu springen. Doch seine Bewegungen wurden langsamer und müder, er spürte, dass er den nächsten Schlag nicht mehr würde parieren können. Das Fieber kam in immer neuen Wellen, der Untergrund schien plötzlich weich zu sein wie Butter. Mit einem Mal brachen dem Henker die Beine weg, er fiel auf die Knie und hob mühsam den Kopf, nur um zu sehen, wie Lettner wie ein Racheengel über ihm stand und das Schwert mit beiden Händen in die Höhe hielt. Der Söldner holte weit nach rechts aus, um Kuisl genau in der Halsbeuge zu treffen. Gebannt starrte der Henker auf seinen Feind, der

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