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Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler

Titel: Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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mit friedlichen Mitteln versucht, glaub mir«, sagte er leise. »Wir haben den Rat um Verhandlungen gebeten. Doch alles, was wir ernteten,waren Spott und gnadenlose Strafen. Vor drei Jahren haben die Patrizier einige unserer besten Männer wegen Hochverrats aufgehängt und ihre Köpfe an den Stadttoren aufgespießt. Seitdem arbeiten wir im Verborgenen, doch die Angst meiner Männer, entdeckt zu werden, ist groß. Die meisten haben Familie.«
    »Es heißt, der Bader Andreas Hofmann war auch ein Freier«, sagte Simon. »Ist er deshalb umgebracht worden?«
    Gessner nickte. »Hofmann war mein Stellvertreter. Die Patrizier müssen das herausgefunden und ihm und seiner Frau als Abschreckung die Kehle durchgeschnitten haben. Aber sie brauchten einen Sündenbock …«
    »Und das war der Schongauer Henker«, unterbrach ihn Simon.
    Der Floßmeister lachte verzweifelt. »Er ist ihnen schnurstracks in die Falle gelaufen! Der vermeintliche Brief seiner kranken Schwester, ein gefälschtes Testament, alles war vorbereitet!«
    Simon biss sich auf die Lippen. »Gibt es denn keine Rettung?«
    »Ich fürchte nein.« Gedankenverloren spielte der Floßmeister mit dem Knoten des roten Tuchs, das um seinen Hals gebunden war. »Die Patrizier werden den Schongauer Scharfrichter so schnell wie möglich hinrichten lassen, allein schon, um den Mord an Hofmann und seiner Frau zu vertuschen. Es sei denn, es gibt schlagende Beweise, die die Gemeinde im Rat vorlegen kann.« Gessner sah Simon fragend an. »Nathan hat mir erzählt, ihr wärt im Haus des toten Baders gewesen. Habt ihr denn irgendetwas Verdächtiges bemerkt?«
    Simon fluchte innerlich. Er hätte sich denken können, dass der Bettlerkönig plaudern würde. Auf der anderen Seite schien es jetzt auch keine Rolle mehr zu spielen, dass derFloßmeister von ihrem Einbruch wusste. Er beschloss, Gessner einzuweihen.
    »Hofmanns Apothekerkammer ist von irgendjemandem gründlich durchsucht worden«, erwiderte er. »Aber das können auch ein paar Wachen gewesen sein, die Münzen und Schmuck gesucht haben. Fest steht, dass jemand versucht hat, uns in diesem Haus umzubringen. Wir wären dort beinahe verbrannt.«
    Karl Gessner runzelte die Stirn. »Das waren sicher ein paar Handlanger der Patrizier, die ihre Spuren verwischen wollten. Wahrscheinlich befürchten sie, ihr könntet etwas rausgefunden haben.« Der Floßmeister seufzte. »Auf alle Fälle sieht es düster aus für euren Henker.«
    »Aber das darf nicht sein!« Simon stand auf und stapfte im Kreis herum. »Jakob Kuisl ist unschuldig! Wir müssen seine Unschuld beweisen!«
    »Und damit die Schuld der Patrizier?« Gessner lachte laut auf. »Vergiss es. Keiner legt sich ungestraft mit dem Kämmerer Mämminger und seinen Komplizen an, wenn er nicht hieb- und stichfeste Beweise hat. Geht nach Hause, wenn ihr nicht in der Donau wie Ratten ersäuft werden wollt. Das ist für dich und dein Mädchen am besten.«
    Simon ballte seine Hände zu Fäusten. »Habt Ihr nicht von Widerstand gesprochen? Von Kampf?« Nur noch mühsam konnte er jetzt seine Wut unterdrücken. »Davon, dass Ihr die Herrschaft der Patrizier nicht mehr länger hinnehmen wollt? Und jetzt duckt Ihr Euch wieder! Wirklich Freie sehen anders aus!«
    Die Augen des Floßmeisters verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Hüte dich, Doktorlein, wenn du mit mir sprichst«, zischte er. »Du schwadronierst über Dinge, von denendu nichts verstehst. Den Kampf überlass denen, die ihn gelernt haben, kleiner Quacksalber!«
    Eine kurze bedrohliche Stille entstand, doch dann lächelte Gessner wieder, und seine Züge entspannten sich. »Es wird auch wieder eine andere Zeit kommen, vertrau mir.« Der Floßmeister legte Simon seinen muskulösen tätowierten Arm um die Schultern. »Gut möglich, dass wir dann die Hilfe von Männern wie dir brauchen.«
    Der Floßmeister stand auf und klatschte in die Hände. Zwei Männer mit Kapuzen tauchten hinter dem Stapel von Säcken auf, auf denen Gessner und Simon gerade noch gesessen hatten. Die beiden Wachen hatten dort offenbar die ganze Zeit gewartet.
    »Wenn du und dein Mädchen schon in Regensburg bleiben müsst, dann kümmert euch weiter um die Armen und mischt euch nicht ein in Dinge, die ihr ohnehin nicht ändern könnt«, sagte Karl Gessner und wandte sich mit seinen beiden Aufpassern zum Ausgang.
    Ohne ein weiteres Wort verschwand er zwischen den Kornsäcken. Plötzlich war erneut das Rattern und Mahlen zu hören.
    Jemand hatte die Mühle in Gang

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