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Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler

Titel: Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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fortbleibe. Also, was ist so dringend, dass wir nicht auf dem üblichen Weg miteinander sprechen können?«
    »Es ist wegen dem Mädchen«, zischte der Fremde mit einer leicht krächzenden Stimme. »Ich glaube, sie weiß etwas.«
    »Wie kommt Ihr darauf?«
    »Sie war mit diesem Medicus im Haus des Baders. Ich habe die beiden beobachtet.«
    Magdalenas Herz machte einen Sprung. Es war der Fremde gewesen, der sie im Brunnen eingesperrt hatte! Er hatte das Feuer gelegt! Die Stimmen der beiden Männer waren jetzt so leise, dass sie fast nichts mehr verstehen konnte. Zentimeter für Zentimeter schob sie sich näher an die Bank heran.
    »Warum sollte das Mädchen im Baderhaus mehr gefunden haben als wir?«, knurrte Mämminger.
    »Ich weiß es nicht. Es ist nur eine Ahnung. Wenn sie aber wirklich etwas weiß, dann dauert es nicht lange, bis auch Contarini davon erfährt, und dann …«
    UnterMagdalena knackte ein Wacholderzweig. Sie erstarrte mitten in der Bewegung, doch es war zu spät. Der Fremde hatte etwas gehört.
    »Was war das?«, flüsterte er und richtete sich auf. Wie ein großes Raubtier drehte er den Kopf in alle Richtungen, als könnte er eine Fährte aufnehmen.
    »Verdammt!«, zischte Mämminger. »Wenn uns hier jemand belauscht hat, dann gnade Euch Gott! Ich hätte mich nie mit Euch hier treffen sollen!«
    »Wartet.« Der Fremde ging langsam auf den Wacholderstrauch zu, hinter dem immer noch zitternd Magdalena kauerte. Schritt für Schritt näherte er sich ihrem Versteck.
    Als er den Strauch fast erreicht hatte, sprang Magdalena auf und warf dem Mann eine Handvoll Kies ins Gesicht. Fluchend wischte er sich über die Augen. Magdalena nutzte den Augenblick der Verwirrung und hastete auf die Rosensträucher zu, die an einem Holzgitter an der gegenüberliegenden Hauswand emporrankten. Hinter ihr hörte sie laute Worte.
    »Verflucht, es ist das Mädchen! Haltet sie auf!«, rief Mämminger. Doch die Henkerstochter war bereits über das wacklige, mit Rosen und wilden Himbeeren bewachsene Rankgitter bis zu einem offenen Fenster des Nachbarhauses hinaufgeklettert. Mit einem hässlichen Geräusch riss der rote Rock, Dornen gruben sich in ihre Handflächen. Doch Magdalena achtete nicht darauf, sie krabbelte über das Fenstersims und ließ sich schließlich in den dahinterliegenden Raum fallen. Atemlos blickte sie sich um, offenbar war sie in einer Dienstbotenkammer gelandet. Ein verkratzter Tisch und eine Truhe standen neben einem schmalen Bett, aus dem sich nun eine verschlafene Dienstmagd mit Nachthaube erhob und sich die Augenrieb. Als sie die Henkerstochter sah, fing sie wild zu schreien an.
    »Verzeiht die Störung, bin schon wieder weg«, murmelte Magdalena und rannte zu einer gegenüberliegenden Tür, die auf einen Balkon hinausführte. Hinter ihr im Zimmer wurde das Kreischen schriller, und kurz darauf polterten schwere Schritte. Offenbar war ihr der Verfolger dicht auf den Fersen.
    Magdalena hangelte sich am Balkon hinunter und ließ sich die letzten Meter in die Tiefe fallen. Überraschend weich landete sie in einem Gemüsebeet mit Rüben und Rapunzeln. Ohne sich noch einmal umzudrehen, hastete sie über das frische Beet. Doch ihre spitzen Absätze blieben wie Pflugscharen im feuchten Erdboden stecken.
    Verfluchter Weiberkram!, dachte sie. Hab ich Silvio nicht gesagt, dass mich diese Schühlein umbringen werden?
    Sie blieb kurz stehen, um ihre Schuhe abzustreifen, und lief dann barfuß weiter. Der Fremde musste mittlerweile nur wenige Schritte hinter ihr sein. Sie hörte, wie seine Stiefel schmatzend in der Erde versanken. Magdalena durchquerte das Beet und rannte weiter durch einen kleinen Obstgarten, bis sie an ein schmales Gatter in der Mauer kam.
    Es schien verschlossen.
    Verzweifelt warf sich Magdalena gegen das morsche, verzogene Holz, woraufhin das Gatter krachend aufsprang. Sie glitt hindurch und stand in einer schmalen Gasse, die in zwei Richtungen führte. Einer plötzlichen Eingebung folgend, versteckte sie sich hinter dem offen stehenden Türflügel und hielt den Atem an. Starr vor Angst lauschte sie, wie der Fremde den Durchgang passierte, kurz zögerte und schließlich weiterlief. Seine Schritteverhallten auf dem Pflaster, bis nichts mehr zu hören war.
    Magdalena wartete noch eine Weile, dann kam sie hinter der Tür hervor und rannte in die entgegengesetzte Richtung. Irgendwohin, nur weg von hier. Weg von dem Fremden, dem Ball, den blasierten Adligen und Patriziern, von denen jeder ein Verräter

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