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Die Henkerstochter und der schwarze M�nch

Titel: Die Henkerstochter und der schwarze M�nch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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Geistern geheilt hatte, darunter Maria Magdalena, aus der sieben Dämonen ausgefahren waren. Sieben Dämonen ... « Die Augen des Mönchs funkelten im Licht der Kerzen. »Auch in dir sind sieben Dämonen, Magdalena. Und ich werde sie dir austreiben, später, wenn deine Aufgabe hier erfüllt ist. Und dann wirst du rein sein und gut. Eine keusche Maid. Sei unbesorgt, wir werden einen Platz für dich im Kloster finden.«
    Er ging auf den Ausgang zu. Noch einmal drehte er sich zu ihr um.
    »Ich werde dich retten, Magdalena.«
    Der Mönch lächelte zum Abschied, dann öffnete er die Tür und verschwand. Mit einem Knirschen drehte sich ein Schlüssel im Schloss. Schritte wurden leiser und verstummten schließlich ganz.
    Die Henkerstochter bleib alleine mit den Engeln, den Evangelisten und einem Heiland, an dessen Kreuz zwei Frauen knieten und weinten.
     
    Simon sah in die starren Augen des Mannes, der vor ihm auf dem Bett lag, und stellte seine Arzttasche zur Seite. Der Medicus musste nicht mehr am Herzen horchen, den Puls fühlen oder einen Spiegel unter die Nasenlöcher halten, er wusste auch so, dass der Mann tot war. Sanft drückte er dessen Augen zu, dann wandte er sich an die Frau des Alten, die wimmernd neben ihm stand.
    »Ich komme zu spät«, sagte Simon. »Euer Gatte ist bereits an einem besseren Ort.«
    Die Bäuerin nickte und sah ihren Ehemann an, als könnte allein ihr Blick ihn wieder lebendig machen. Simon schätzte die Frau auf Mitte vierzig, doch die harte Arbeit auf dem Feld, die jährlich wiederkehrenden Geburten und das schlechte Essen hatten sie früh altern lassen. Ihr Haar war grau und zerzaust, tiefe Falten hatten sich um ihre Mundwinkel und Augen gegraben. Einige schwarzgelbe Zahnstummel schauten zwischen den spröden Lippen hervor. Simon fragte sich, ob Magdalena in zwanzig Jahren auch so aussehen würde.
    Die ganze Nacht hatte er an die Tochter des Henkers gedacht. Wie es ihr in Augsburg wohl erging? Ihr Vater hatte bisher keine Nachricht von ihr erhalten, jeden Tag erwartete er sie zurück. Aber durch den Schneesturm in den letzten Tagen war es durchaus möglich, dass sich ihre Rückkehr noch weiter verzögern würde. Vermutlich wartete Magdalena darauf, sich einer Gruppe Händler anschließen zu können, die auf besseres Wetter hofften. Und auf ein Ende der Überfälle …
    Das Greinen eines Kindes schreckte Simon aus seinen Gedanken auf. Ein etwa vierjähriges Mädchen betatschte das Gesicht seines toten Vaters, im Hintergrund der Stube standen mit gesenktem Haupt sechs weitere Kinder der Bauernfamilie. Zwei von ihnen husteten stark, und der Medicus betete, dass nicht auch sie das Fieber erwischt hatte.
    In den letzten zwei Wochen waren in Schongau über dreißig Menschen an der mysteriösen Krankheit gestorben, die meisten davon Alte und Kinder. Auf dem Sebastiansfriedhof an der Stadtmauer ging langsam der Platz aus, man fing bereits an, alte Gräber mit früheren Pesttoten umzuschichten. Simon und sein Vater hatten alles versucht. Sie hatten zur Ader gelassen, Klistiere verabreicht, einen Sud aus Lindenblüten und wildem Majoran gebraut; sogar in den Büchernder sogenannten »Dreckapotheke« hatte Bonifaz Fronwieser geblättert, auf der Suche nach einem Zaubertrunk gegen das Fieber. Als sein Vater anfing, getrocknete Kröten in Essig einzulegen und Mäuseköttel zu Pulver zu zerreiben, war Simon schimpfend aus der Krankenstube gelaufen.
    »Es ist der Glaube, der hilft!«, hatte ihm sein Vater hinterhergerufen. »Der Glaube! Mehr können wir ohnehin nicht ausrichten!«
    Schon der Gedanke an das Treiben seines Vaters ließ Simon leise fluchen. Mäusescheiße und getrocknete Kröten! Demnächst würden sie noch Pentagramme an die Türe der Kranken malen. Wenn er doch nur noch etwas von dem Jesuitenpulver hätte! Die Arznei, gewonnen aus der Rinde eines Baums in Westindien, würde das Fieber schnell senken, da war sich der junge Medicus sicher. Doch Simon hatte sein letztes bisschen Jesuitenpulver längst verbraucht, und die nächsten venezianischen Händler wurden frühestens im März erwartet, wenn die Passstraßen wieder offen waren.
    Noch einmal wandte er sich der Bäuerin und ihren hustenden Kindern zu. »Es ist jetzt wichtig, dass du deinen Mann so schnell wie möglich begräbst«, sagte Simon. »Vielleicht ist etwas in ihm, was auch dich und deine Kinder krank macht.«
    » Ein ... Geist?«, fragte die Bäuerin ängstlich.
    Der Medicus schüttelte resigniert den Kopf. »Nein, kein Geist.

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