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Die Henkerstochter und der schwarze M�nch

Titel: Die Henkerstochter und der schwarze M�nch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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Scharfrichter, was er am Lagerfeuer der Wegelagerer gefunden hatte. Der Henker hörte zu, ohne eine Miene zu verziehen. Für die Leute musste es so aussehen, als würde der Räuberhauptmann ein letztes Mal um Gnade winseln. Als er geendet hatte, neigte Scheller sein Haupt und flüsterte ein kurzes Gebet.
    » Ich dank dir«, sagte Jakob Kuisl leise. »Wenn’s einen gerechten Gott gibt, dann werden euch bald andere nachfolgen. Und jetzt mach ein Ende.«
    Hans Scheller öffnete die Faust, steckte die kleine Giftpille in den Mund und biss drauf.
    Ein leises Knacken nur.
    Er schaffte es gerade noch, sich hinzulegen, bevor die Dunkelheit wie ein Sommergewitter auf ihn zuraste.
     
    Magdalena schob das seidene Altartuch beiseite und schüttete den Inhalt des Lederbeutels aus. Vor ihr lag ein buntes Sammelsurium aus schwarzen und roten Beeren, gebundenen Kräutersträußchen und gepressten Blüten. Sogar der Bezoar hatte die lange Reise überlebt! Das Säcklein war durch den Transport unter ihrem Rock allerdings feucht und zerdrückt, und auch die Kräuter im Inneren des Bündels sahen nicht mehr sehr brauchbar aus, manche hatten bereits zu schimmeln begonnen. Trotzdem hoffte Magdalena, dass sie für ihre Zwecke noch taugten.
    Im Grunde brauchte sie sowieso nur zwei bestimmte Zutaten.
    Als sie den Beutel unter der Kirchenbank gefunden hatte, war ihr wieder eingefallen, was der Augsburger Apotheker Nepomuk Biermann alles für sie zusammengesucht hatte, kurz bevor Bruder Jakobus aufgetaucht war. Das meiste hatte sie noch einstecken können, darunter auch einige Kräuter, die offenbar für einen anderen Kunden auf dem Ladentisch gelegen hatten. Magdalena versuchte sich zu erinnern. Welche Pflanzen hatte Biermann bereits für sie in den Beutel gepackt?
    Mutterkorn, Artemesia, Johanniskraut, Seidelbast, Tollkirsche und Stechapfel …
    Tollkirsche und Stechapfel.
    Nur wenig später entdeckte sie zwischen zwei Kräutersträußchen die kleinen getrockneten Beeren. Klein und tödlich. Magdalena grinste. Sowohl Tollkirsche als auch Stechapfel waren unter den Hebammen und Henkern als sicheres Gift, aber auch als Heilmittel bekannt. Der Besitz war strafbar , da die Arzneien angeblich für die berühmte Hexensalbe Verwendung fanden, die die Gespielinnen des Satans auf ihre Besen strichen. Ob das stimmte, wusste Magdalena nicht,doch ihr war bekannt, dass beide Pflanzen böse Träume und Wahnvorstellungen auslösten. Wer davon aß, konnte vermutlich tatsächlich fliegen. Leider war vor allem der Stechapfel schwer zu dosieren. Nicht wenige hatten nach seiner Einnahme deshalb ihre letzte Flugreise gemacht.
    Magdalena fiel wieder ein, was Paracelsus schon vor über hundert Jahren gesagt hatte.
    Die Dosis macht das Gift...
    Sie nickte grimmig. Bruder Jakobus würde eine Dosis bekommen, die ihn direkt in die Hölle fliegen lassen würde.
    Mit spitzen Fingern klaubte Magdalena die getrockneten Tollkirschen auf und die Stechapfelsamen, die ein wenig an schwarze Mäuseköttel erinnerten. Immer wieder blickte sie dabei zur Tür, ob Bruder Jakobus ihr vielleicht einen unangekündigten Besuch abstattete. Doch alles blieb ruhig.
    Als Magdalena alles aufgesammelt hatte, sah sie sich nach einem provisorischen Mörser um. Ihr Blick fiel auf eine kleine bronzene Jesusstatue, die den Altar zierte. Sie drehte sie um und zerstieß mit dem Kopf des Heilands die Beeren und Samen zu einem schwarzbraunen Pulver. Die Henkerstochter war sich sicher, dass Gott ihr diesen Frevel verzeihen würde.
    Ob er ihr auch den Mord verzieh?
    Aber vielleicht würde Bruder Jakobus ja gar nicht sterben, sondern nur in eine Art Starre verfallen. Bei der von ihr vorgesehenen Dosis wagte Magdalena dies zu bezweifeln.
    Auf dem Altar stand der Kelch mit dem Messwein. Jakobus hatte sich angewöhnt, mit Magdalena einmal täglich die heilige Kommunion zu feiern. Anfangs hatte sie sich geweigert, doch schließlich ergab sie sich achselzuckend in ihr Schicksal. Zu den Mahlzeiten brachte ihr der Mönch ausschließlich Brot, Wasser und eine dünne, geschmacklose Mehlsuppe. Der Wein weckte wenigstens Magdalenas Lebensgeister , außerdem wollte sie Jakobus nicht über die Maßen reizen. Die Henkerstochter war sich mittlerweile sicher,dass der Mönch wahnsinnig war. Sein Verhalten musste mit seiner Krankheit zusammenhängen, auf alle Fälle war er unberechenbar.
    Die Tür immer im Blick, schüttete Magdalena das Pulver in den Wein. Dann rührte sie mit ihrem Zeigefinger um, den sie danach

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