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Die Henkerstochter und der schwarze M�nch

Titel: Die Henkerstochter und der schwarze M�nch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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dass dies tatsächlich das Schwert des heiligen Felicianus ist? Es könnte auch Euer eigenes sein.«
    »Fragt Michael Piscator! «, mischte sich Benedikta jetzt ein. »Er wird Euch bestätigen können, dass dies das Schwert ist, das sich zusammen mit den Gebeinen im Sarg befand!«
    »Dafür müsste ich Euch allerdings den Augustinerchorherren ausliefern«, sagte Bonenmayr nachdenklich. »Die Schändung von Reliquien ist eines der schlimmsten Verbrechen der Christenheit. Man wird Euch bei lebendigem Leib die Haut abziehen ...«
    »Ich mache Euch einen Vorschlag!«, rief Simon schnell. »Wir finden gemeinsam diesen Schatz! Wenn wir Erfolg haben, ist das der Beweis, dass wir nicht lügen. Wir spenden alles Geld dem Steingadener Kloster ,und niemand wird je erfahren, wer die Gebeine des heiligen Felicianus geschändet hat.«
    Augustin Bonenmayr runzelte die Stirn. »Ich soll mich auf einen Pakt mit Ketzern und Kirchenschändern einlassen?«
    »Zum Wohle der Kirche!«, warf Simon ein. »Ihr verliert schließlich nichts. Wenn wir keinen Schatz finden, könnt Ihr uns immer noch ausliefern.«
    Der Abt dachte lange nach. Draußen waren weiter die Kirchenglocken und von fern Geschrei zu hören. Offenbar glaubten die Rottenbucher immer noch, der Teufel ginge im Kloster um.
    Hoffentlich suchen sie ihn nicht hier in der Herberge, dachte Simon verzweifelt.
    Schließlich räusperte sich Bonenmayr. »Also gut. Ich will das Wagnis eingehen. Unter einer Bedingung.«
    »Jede«, sagte Simon.
    »Ihr beide steht ab sofort unter meiner Bewachung. Hier in Rottenbuch seid Ihr ohnehin nicht mehr sicher. Bruder Michael ist nicht dumm. Er wird schon bald nach einer französischen Dame und ihren Begleiter suchen lassen. Wir fahren deshalb auf der Stelle nach Steingaden. « Er nahm das Schwert und öffnete die Tür. Erst jetzt sah Simon zwei kräftig aussehende Mönche, die dort draußen gewartet hatten. Als der Abt Simons Blick bemerkte, lächelte er. »Bruder Johannes und Bruder Lothar«, stellte er die beiden vor. »Beide sind Novizen, die noch kein Ordensgelübde abgelegt und sich deshalb auch nicht der Gewaltlosigkeit verschrieben haben. Sie verfügen über viel ... Erfahrung von früher her.« Er ging die Treppe nach unten. »Oder dachtet Ihr, ich würde mich ohne Schutz in das Gemach zweier gesuchter Kirchenschänder und Verbrecher begeben?«
    Simon und Benedikta folgten dem Abt, dicht hinter ihnen die beiden grimmig blickenden Mönche.
    Draußen wartete ein überdachter Schlitten mit vier angespannten Rappen. Simon sah, dass irgendjemand bereits Benediktas und sein Pferd hinten an den Schlitten angebunden hatte. Sie würden verschwinden, ohne Spuren zu hinterlassen. Gemeinsam mit den schweigsamen Mönchen und dem Abt nahmen sie auf den gepolsterten Bänken Platz. Die Augen der beiden hünenhaften Novizen waren teilnahmslos in die Nacht gerichtet, doch Simon war sich sicher, dass die mit Kutten bekleideten Schläger beim geringsten Fluchtversuch entschlossen zupacken würden.
    Eine Peitsche knallte, dann setzte sich der Vierspänner in Bewegung. Kurz bevor der Wagen um die Ecke verschwand, tauchte eine Gestalt auf und sprang hinten auf. Lautlos kletterte sie nach oben aufs Dach und legte sich dort auf den Bauch, um dem kalten Wind keinen Widerstand zu bieten.

12
     
    D ie Hinrichtung war auf Samstag, Punkt zwölf Uhr mittags festgesetzt.
    Schon seit den frühen Morgenstunden strömten die Leute aus den umliegenden Ortschaften herbei. An den Ständen rund um den Marktplatz boten Händler fetttriefende Würste und kochend heißen Gewürzwein an, der den Leuten rote Backen und einen funkelnden Blick ins Gesicht zauberte. Ein Scherenschleifer zog mit seinem Schleifstein schreiend die Münzgasse hinunter, in den am Vorabend hastig zusammengezimmerten Holzbuden lagen Kupfertöpfe, Tonschüsseln und verschrumpelte Äpfel zum Verkauf aus. Es roch nach Holzkohle, nach Pferdeschweiß und zertretenen Kuhfladen. Die Leute lachten und schwatzten, und nur gelegentlich warf einer einen verstohlenen Blick in Richtung Fronfeste, wo noch immer die Wachen links und rechts des Eingangs standen.
    Endlich, gegen halb zwölf, fing die Totenglocke zu läuten an, ein hoher klagender Laut, der die Menge verstummen ließ. Jetzt richteten sich aller Augen auf das Tor der Feste, das sich quietschend öffnete und eine kleine Gruppe zerlumpter Gestalten ausspie.
    Die Schongauer lachten und johlten, sie deuteten mit den Fingern auf den sich langsam nähernden Tross.

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