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Die Henkerstochter und der schwarze M�nch

Titel: Die Henkerstochter und der schwarze M�nch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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öffnete sie sich Stück für Stück. Das Hacken auf der anderen Seite ging weiter. Jetzt konnte Simon ganz deutlich die Stimme des Abts hören.
    »Schneller, schneller! Dahinter ist eine Öffnung! Verdammter Esel, mach schon!«
    Plötzlich war von weiter oben ein gewaltiges Krachen zu hören. Irgendetwas Großes, Schweres musste in einem Raum über ihnen zu Boden gefallen sein. Die Stimme AugustinBonenmayrs setzte einen Moment lang aus, dann erhob sie sich nur umso lauter: »Meinethalben geht dort oben die Welt unter. Das darf uns jetzt nicht aufhalten. Mach weiter!«
    Endlich war der Spalt breit genug, dass Simon und die beiden Frauen hindurchschlüpfen konnten. Unweit der Tür stand ein gewaltiges morsches Regal, hinter dem sie sich verbergen konnten. Als der Medicus genauer hinsah, stutzte er. In den Fächern stapelten sich Masken mit krummen Nasen, verstaubte Perücken, falsche Bärte und von Motten angefressene Kleider. Daneben erblickte er einen merkwürdigen Apparat, den er noch nie zuvor gesehen hatte. Auf einem kleinen Wägelchen war waagrecht eine Tonne aufgehängt, aus der eine Kurbel ragte. Die Tonne selbst war mit einer Stoffbahn umwickelt. Simon rieb sich die Augen. Wo waren sie hier nur hereingeraten? Dies konnte unmöglich die Johanneskapelle sein. Oder doch?
    Vorsichtig lugte der Medicus hinter dem Regal hervor. Er erblickte ein unübersichtliches, unterirdisches Gewölbe mit einer schmalen Öffnung ungefähr in der Mitte der Decke, durch die senkrecht Seile gespannt waren; sie führten zu einer Holzplatte am Boden. In einer Ecke erkannte Simon einen der beiden Mönche aus der Bibliothek, der mit einer Hacke auf eine Grabplatte einschlug. Daneben stand Augustin Bonenmayr und räumte hektisch die Steinbrocken zur Seite. Als das Loch groß genug war, raffte der Abt seine weiße Kutte und kroch hindurch.
    »Gib mir die Fackel, schnell!«
    Der Mönch reichte Bonenmayr die Fackel. Nur kurze Zeit später ertönte ein Schrei hinter der Grabplatte.
    »Heilige Jungfrau Maria, wir haben es gefunden! Wir haben es wirklich gefunden!«
    Der Steingadener Abt begann hysterisch zu kichern. Neugierig kletterte Bruder Lothar seinem Vorgesetzten hinterher. Als der Mönch in dem Loch verschwunden war, gab Simonden Frauen ein Zeichen, und sie schlichen gemeinsam hinüber zur aufgebrochenen Grabplatte. Zentimeter für Zentimeter schob Simon seinen Kopf bis zum Rand der Öffnung.
    Endlich wagte er einen Blick.
     
    Den Dolch zwischen den Zähnen, hievte sich Bruder Nathanael aus der Bodenluke auf die Bühne, nur um oben fluchend festzustellen, dass er seine Fackel unten vergessen hatte. Im Theaterraum war es dunkel wie im Arsch des Teufels! Bruder Johannes hatte eine Laterne bei sich gehabt, doch die war verschwunden, ebenso wie der Mönch selbst.
    »Bruder Johannes!«, rief Nathanael. »Bist du hier irgendwo?« Seine Stimme verhallte in dem zugigen Gebäude, niemand antwortete.
    Nathanael erinnerte sich, vorhin in einigen Nischen am Bühnenrand Kerzenständer gesehen zu haben. Fast blind tappte er in Richtung der Nischen, bis seine Hand einen bronzenen Kandelaber umklammerte. Mit vor Kälte starren Fingern zog er unter seiner Kutte das kleine Zunderkästchen hervor, das er immer mit sich führte, und entzündete die fünf Kerzen. Es dauerte einige Zeit, doch schließlich konnte er, wenn auch nur schemenhaft, die Bühne und den Zuschauersaal erkennen. Bruder Johannes war nirgendwo zu entdecken.
    Mit dem Kerzenleuchter in der Hand überquerte Nathanael die Bühne und blieb neben einem Haufen achtlos zusammenknüllten Vorhangstoffs stehen. Gerade wollte er über die Treppe hinunter in den Orchestergraben steigen, als er am Boden etwas Glänzendes bemerkte. Er hielt den Kandelaber tiefer und erkannte eine kleine Pfütze, die sich am Rand des Stoffbündels ausbreitete.
    Es war Blut.
    »Was zum Teufel ... «
    Nathanael schlug den Stoff zur Seite und erblickte BruderJohannes, der mit zerschlagenem Gesicht wie eine weggeworfene Puppe unter dem Haufen lag. Der Mönch stöhnte leise. Das Blut rann ihm aus der Nase und aus einer Wunde am Hinterkopf, wo sich bereits eine stattliche Beule gebildet hatte. Oberflächlich untersuchte Nathanael die Wunde, bevor er dem Mönch zornig einen Tritt in die Seite versetzte. Bruder Johannes würde noch ein paar Tage einen Brummschädel haben, doch er würde es überleben; jetzt ging es vor allem darum, zu erfahren, wer ihnen auf den Fersen war.
    »Steh gefälligst auf und sag mir, wer …«
    In

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