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Die Henkerstochter und der schwarze M�nch

Titel: Die Henkerstochter und der schwarze M�nch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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hätte Euch gleich beseitigen lassen sollen! Nun denn, es ist noch nicht zu spät. Bruder Lothar!« Er deutete auf den Mönch, der einen Steinbrocken vom Boden hob und sich dem Medicus bedrohlich näherte. »Tu es für Gott! Deus lo vult !«
    »Das lasst Ihr besser bleiben.«
    Benedikta trat in die Öffnung, in der Hand die kleine Pistole, mit der sie schon auf Bruder Jakobus geschossen hatte. Simon war sich nicht sicher, ob sie die zierliche Handfeuerwaffe in der Zwischenzeit wieder geladen hatte, aber diePistole verfehlte zumindest nicht die gewünschte Wirkung. Bruder Lothar blieb stehen und blickte unschlüssig zu seinem Abt hinüber. Auch Magdalena tauchte nun in der Öffnung auf. Kurz wirkte Augustin Bonenmayr beim Anblick der drei Gestalten verunsichert, doch dann breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. Er schien seine Taktik zu ändern.
    »Ah, ich sehe, die Liebenden haben sich wiedergefunden. Wie schön!« Der Steingadener Abt ging einen Schritt auf Simon zu. »Wobei deine Magdalena ja ein ziemliches Biest sein soll, wie mir Bruder Jakobus gesagt hat. Aber was versteht ein Mönch schon von Frauen ... « Er grinste, als hätte er einen besonders guten Scherz gemacht. »Was für eine göttliche Fügung jedenfalls, dass ihm die Kleine just in Augsburg über den Weg lief! Bei Gott, wir hätten ihr kein Haar gekrümmt. Sie war nur eine ... Sicherheit, dass sich ihr Vater aus der Sache heraushält, falls es brenzlig wird. Wie geht es eigentlich Bruder Jakobus?«
    »Euer ganzes verdammtes Kloster könnt Ihr mit dem beleuchten«, zischte Magdalena. Brennen tut er, als ob ihm mein Vater selbst eingeheizt hätt. «
    Der Abt schüttelte milde den Kopf. »So viel Hass! Ich mache Euch einen Vorschlag.« Mit dem Kreuz in der rechten Hand trat er einen weiteren Schritt auf die drei zu, doch Benedikta zielte mit der Pistole auf sein Gesicht.
    »Keinen Schritt weiter«, flüsterte sie. »Oder Blut wird über dieses Kreuz fließen.«
    Der Abt hob entschuldigend die Hände. »Wir wollen nicht streiten. Wenn ich mich recht entsinne, werdet Ihr in Rottenbuch noch immer als Reliquienschänder gesucht. Ich habe Eure Namen bereits an Bruder Michael, den Rottenbucher Propst, weitergegeben. Glaubt mir, der sieht Euch lieber heute als morgen brennen. Aber ich könnte mich ja auch getäuscht haben und die wahren Täter sind irgendwelche dahergelaufenen Strauchdiebe. Ein Wort von mir ...«
    »Das ist eine dreckige Lüge, fils de pute ! «, knurrte Benedikta.
    Der Abt zuckte mit den Schultern. »Lüge oder nicht, wollt Ihr das Wagnis eingehen? Eure Zukunft ist in meiner Hand. Bringt mich um, und Ihr könnt als Vagabunden und Vogelfreie durch Bayern fliehen. Lasst mich mit dem Kreuz ziehen, und Ihr seid frei.«
    »Wie sollen wir sichergehen, dass Ihr uns nicht doch noch ausliefert?«, fragte Simon.
    Bonenmayr lächelte und legte seine Schwurfinger auf das verwitterte Holz. »Ich schwöre beim wahren Kreuz Christi. Gibt es einen stärkeren Schwur?«
    Benedikta sah Simon und Magdalena lange an. Eine ganze Weile herrschte Schweigen in der Grabkammer. Schließlich seufzte die Händlerin.
    »Ich für meinen Teil kann mit diesem Angebot leben. Ich hatte mit einem echten Schatz gerechnet, einem rubingeschmückten, vergoldeten Kruzifix vielleicht, einer mit Samt ausgeschlagenen Silbertruhe, was weiß ich! Aber dieses morsche Kreuz ist nicht mehr wert als all die anderen tausend Splitter, die vom vermeintlich echten Kreuz existieren. Ich kann es nicht zu Geld machen, also behaltet es!«
    »Benedikta hat recht«, wandte sich Simon an den Abt. »Wie wollt Ihr all den Gläubigen klarmachen, dass dies das echte Kreuz ist?«
    »Das hier ist das echte Kreuz!«, beharrte Bonenmayr. »Zumindest ein Teil davon. Die verdammten Templer haben die Kirche immer spüren lassen, dass es noch in ihrem Besitz ist. Lange hat der Heilige Stuhl deshalb seine schützenden Hände über die Ketzer gehalten, auch als er merkte, dass die Templer ihre eigenen Wege gingen und immer eingebildeter und selbstsüchtiger wurden. Als der französische König schließlich kurzen Prozess mit ihnen machte, hoffte die Kirche, das Kreuz würde wieder auftauchen. Viele Templer wurden der heiligen Inquisition übergeben, doch sie schwiegenunter der Folter – und die Reliquie blieb verschollen. Unsere Gemeinschaft hat seit Jahrhunderten danach gesucht! Viele andere Reliquien konnten wir retten vor all den Ketzern, die mittlerweile wie giftige Pilze aus dem Boden schießen,

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