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Die Henkerstochter und der schwarze M�nch

Titel: Die Henkerstochter und der schwarze M�nch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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Getreidesack und warf sie sich über die Schulter. Magdalena schrie und wehrte sich, sie schien wie von Sinnen, aber sein Griff war fest wie ein Schraubstock.
    »Möcht noch jemand eine Watschn? «, knurrte er und blickte erwartungsvoll in die Runde. Die Burschen rieben sich ihre schmerzenden Köpfe und blickten nervös zur Seite.
    »Wenn ihr noch einmal meine Tochter anlangt’s, dann brech ich euch sämtliche Knochen. Habt’s mich?«, sagte er leise, aber eindringlich. »Sie mag ein Henkersmädchen sein, aber sie ist noch lang kein Freiwild.«
    »Aber sie wollt doch selber tanzen«, bemerkte einer der Zimmermannsgesellen kleinlaut. »Hat wohl ein bisserl zu viel erwischt und …«
    Ein Blick des Henkers ließ ihn verstummen. Kuisl warf dem Wirt, der mit den anderen respektvoll zur Wand zurückgewichen war, ein paar Münzen zu.
    »Da, Strasser. Für den Humpen und einen neuen Hocker. Vom Rest spendierst a paar Bier. Und jetzt gehabt euch wohl.«
    Die Tür fiel krachend zu; zurück blieb eine Gruppe junger Männer, die ganz langsam wie aus einem Traum zu erwachen schien. Als Jakob Kuisl mit Magdalena um die Ecke verschwunden war, begannen die Ersten, leise zu flüstern. Schon bald brandete erneut Gelächter auf.
    »Bist wahnsinnig, Vater?«, rief Magdalena. Die beidenhatten mittlerweile die Hauptstraße erreicht. Noch immer baumelte sie wie ein Sack über der Schulter des Henkers. Sie lallte leicht. »Lass ... lass mich sofort runter!«
    Der Henker warf seine Tochter in hohem Bogen in eine Schneewehe. Er stapfte hinterher und rieb ihr das Gesicht mit Schnee ab, bis es puterrot leuchtete. Schließlich flößte er Magdalena aus einem Fläschchen eine bittere Flüssigkeit ein, bis sie spuckte und hustete.
    »Um Gottes willen, was ist das?«, ächzte sie und wischte sich über den Mund. Sie war noch benommen, aber wenigstens konnte sie wieder halbwegs klar denken.
    »Meerträubchen, Bergfieberwurzel und ein Sud aus diesen braunen Bohnen vom Simon«, knurrte ihr Vater. »Wollt ich eigentlich dem Kohlberger Hans bringen, weil seine Frau immer so müd ist und nur noch aus dem Fenster starrt. Aber bei dir erfüllt’s auch seinen Zweck.«
    Magdalena schüttelte sich. »Es schmeckt grauenhaft, aber es hilft.«
    Sie machte eine Grimasse, doch plötzlich wurde ihr Gesicht ernst. Was war nur mit ihr los gewesen? Sie konnte sich noch erinnern, wie sie am Tisch gesessen und dieses Bier getrunken hatte. Dann war sie immer fröhlicher geworden, sie war zu den Handwerkern gegangen und hatte mit ihnen getanzt. Ab diesem Zeitpunkt wurden ihre Erinnerungen verschwommen. Konnte es sein, dass ihr jemand etwas ins Bier geschüttet hatte? Oder hatte sie einfach nur zu viel getrunken? Um ihren Vater nicht zu beunruhigen, schwieg sie und ließ stattdessen seine Strafpredigt über sich ergehen, die sich gerade zu ihrem Höhepunkt steigerte.
    »Unmöglich hast du dich g’macht da drinnen, Sauluder, ausgschamt’s! Was sollen die Leut denken? Du ... du ... « Er atmete tief durch, um sich wieder zu beruhigen.
    »Ach, die Leut«, murmelte sie. »Lass die Leut reden. Ich bin doch eh die Henkerstochter. Die zerreißen sich ohnehin das Maul.«
    »Und der Simon?«, knurrte er. »Was soll der Simon dazu sagen?«
    »Hör mir mit dem Simon auf!« Sie drehte den Kopf zur Seite.
    Der Henker grinste. »Ah, daher weht der Wind ... Na, so holst du deinen Simon jedenfalls nicht zurück.«
    Er verschwieg ihr, dass er Simon für die Reise nach Steingaden mit Benedikta sein Pferd geliehen hatte. Stattdessen wechselte er abrupt das Thema.
    »Hast was rausgefunden wegen der Kirche?« Magdalena nickte und berichtete, was ihr Balthasar Hemerle und der Strasser-Wirt erzählt hatten.
    Das Gesicht des Henkers wurde nachdenklich. »Ich glaub, ich hab einen dieser Mönche auch schon gesehen …« »Wo?«, fragte Magdalena neugierig.
    Ihr Vater wandte sich plötzlich ab und marschierte Richtung Schongau. »Sei’s drum«, brummte er. »Was schert’s uns, wer den Koppmeyer umgebracht hat. Deine Mutter hat schon recht, wenn sie meint, dass uns das eigentlich nichts angeht. Lass uns heimgehen und essen.«
    Magdalena rannte ihm nach und hielt ihn an den Schultern fest.
    »Nix da! «, rief sie. »Ich will wissen, was da passiert ist. Der Koppmeyer ist vergiftet worden! In der Krypta ist ein altes, verstaubtes Grab, und ein paar Fremde treiben sich hier in der Gegend herum und reden Lateinisch oder irgendeine andere Zaubersprache. Was soll das alles bedeuten? Du kannst doch

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