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Die Henkerstochter und der schwarze M�nch

Titel: Die Henkerstochter und der schwarze M�nch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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Gurgeln kippte der sterbende Mann nach hinten.
    Simon schaute wild umher, woher der Schuss gekommen war. Dann erst sah er die rauchende Pistole in Benediktas Hand. Sie musste sie im Bruchteil einer Sekunde unter ihrem Mantel hervorgezogen haben. Und sie war geladen gewesen!
    Im nächsten Augenblick passierten einige Dinge gleichzeitig. Benedikta gab ihrem Pferd die Sporen, so dass dieses wie ein abgeschossener Pfeil die Straße entlanggaloppierte. Irgendetwas krachte, und Simon spürte ein kaltes Pfeifen an seiner linken Wange. Die zwei Räuber mit den Knüppeln rannten schreiend auf ihn zu, was Walli dazu veranlasste, sich wiehernd auf die Hinterbeine zu stellen.
    »Benedikta! «, schrie Simon, während er krampfhaft versuchte, sich im Sattel zu halten. »Wartet auf mich!«
    Das Pferd ging mit ihm durch, Zweige schlugen ihm ins Gesicht. Er spürte einen dumpfen Schlag am Oberschenkel, einer der Räuber musste ihn dort mit dem Knüppel getroffen haben. Eine sehnige, fleckige Hand griff auf der anderenSeite nach den Zügeln seines Pferdes. Instinktiv zog Simon das Stilett hervor und stach auf die Hand ein. Schreie waren zu hören, die Hand verschwand, während Walli davongaloppierte.
    Jetzt erst wagte der Medicus, sich im Sattel ein wenig aufzurichten und umzusehen. Der Weg war verschwunden, Walli galoppierte wie vom Teufel gebissen immer tiefer in den Wald. Tannenzweige schlugen ihm klatschend ins Gesicht. Mühsam drehte er sich um, um wenigstens einen Blick nach hinten erhaschen zu können. Kein Weg, nicht einmal ein Pfad, und auch Benedikta war wie vom Erdboden verschluckt! Er war allein im Wald, auf einem Pferd, das mit ihm geradewegs auf die Hölle zuzurasen schien. Kurz überlegte er abzuspringen, doch als er den Boden sah, der unter ihm vorbeirauschte, klammerte er sich nur noch fester in den Sattel. Wo war Benedikta? Noch einmal sah er sich gehetzt um. Die Tannen hinter ihm wurden dichter und dichter. Nebenbei stellte Simon fest, dass er auch noch seinen teuren Hut verloren hatte. Zwei Gulden hatte er gekostet! Aber vielleicht, schoss es ihm durch den Kopf, würde er in Zukunft sowieso keinen Hut mehr brauchen, weil ihm der Kopf dazu fehlte …
    Als er sich wieder nach vorne drehen wollte, hörte er ein leises Zischen, dann traf ihn etwas seitlich an der Schläfe.
    Schwärze breitete sich aus. Simon spürte noch, wie er in den Schnee fiel. Der Schnee war merkwürdig warm. Wie ein Daunenbett, dachte er noch. Hände schienen nach ihm zu greifen, dann verschlang ihn wabernde Dunkelheit.

4
     
    Z ornig stapfte Magdalena auf den Eingang des Strasser-Wirts zu. Noch immer wirkte der starke Gewürzwein des Zimmermanns in ihr nach, doch sie würde weitaus mehr Alkohol brauchen, um ihre Begegnung mit Simon und Benedikta zu vergessen. Wie konnte er ihr so etwas nur antun? Ein Flittchen aus der Stadt! Aber vielleicht tat sie Benedikta auch unrecht, vielleicht hatten sich die beiden nur zufällig in der Basilika getroffen, ein gemeinsamer Heimweg nach Schongau, mehr nicht. Doch warum hatte Simon ihr dann den Mantel um die Schultern gelegt? Und dieses Lachen …
    Als sie die Tür zum Wirtshaus öffnete, schlug ihr warme, stickige Luft entgegen. Eine Fiedel spielte, und jemand schlug mit dem Fuß den Takt dazu. In der düsteren, niedrigen Stube, die nur durch ein paar Kienspäne erhellt wurde, hatten sich jetzt zu Mittag bereits über ein Dutzend Handwerker eingefunden. Auch ein paar der Maurer, die sie gestern befragt hatte, waren darunter. Sie sahen Magdalena misstrauisch an und wandten sich dann wieder ihren Humpen zu. Auf einem wackligen Tisch in der Mitte stand ein jüngerer Geselle und strich die Fiedel, während ein paar Umstehende dazu klatschten und tanzten.
    Die Henkerstochter lächelte. Die Männer hatten vermutlich schon mehr getrunken, als ihnen guttat. Jetzt im Winter ruhte die Arbeit, die Handwerker schlugen sich mit Tagelöhnereiendurch, versoffen ihren kargen Lohn und warteten auf den Frühling. Als die fröhlichen Männer sahen, dass eine Frau die Wirtsstube betreten hatte, prosteten sie ihr zu und machten ein paar zotige Bemerkungen.
    »Mädchen, komm rüber zu uns! Ein Bier, wenn ich deine weichen Brüste sehen darf!«
    Ein kleiner, buckliger Zimmermannsgeselle näherte sich tänzelnd, machte einen Kratzfuß und versuchte sich bei ihr einzuhaken.
    »Komm, tanz, Henkersdirn! Hex mir den Rücken grade und lass meine Rute wachsen!«
    Magdalena entwand sich lächelnd. »Wo nichts ist, kann ich auch nichts

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