Die Henkerstochter und der schwarze M�nch
hexen. Kusch dich!«
Sie setzte sich an einen Tisch, der etwas abseits in einer Nische stand. Eine Weile noch warfen ihr die Männer anzügliche Blicke zu, dann wiegten sie sich wieder im Takt der Musik und soffen um die Wette. Es war nicht üblich, dass Frauen allein das Wirtshaus aufsuchten. Aber Magdalena war als Henkerstochter sowieso keine Bürgersfrau im eigentlichen Sinne, sie war eine Ehrlose, eine Unberührbare. Eher eine Mischung aus Frau und Ding, dachte sie zornig, und ihre Gedanken kehrten wieder zu Simon und Benedikta zurück. Was sollte der Medicus auch mit einer wie ihr anfangen? Benedikta hingegen war eine feine Dame …
Fast hatte sie vergessen, warum sie hier war, als plötzlich der Strasser-Wirt vor ihr auftauchte, in der Hand einen schäumenden Humpen.
»Den spendiert dir ein unbekannter Verehrer«, sagte er grinsend und knallte den Humpen auf den Tisch. »Wenn ich’s recht überschau, wird’s nicht bei dem einen Humpen bleiben.«
Kurz überlegte Magdalena, ob sie das Bier ablehnen sollte. In ihrem Körper pulste immer noch der Alkohol von vorher; außerdem verbot es eigentlich ihr Stolz, sich ein Bier von einem fremden Mann ausgeben zu lassen. Doch dannsiegte der Durst, sie zog den Humpen zu sich her und nippte dran, das Bier schmeckte herrlich frisch. Nachdem sie sich den Schaum von den Lippen gewischt hatte, wandte sie sich an den Altenstadter Wirt.
»Der Hemerle hat erzählt, es wären am Sonntag drei Fremde hier gewesen, mit schwarzen Kutten. Stimmt das?«
Der Wirt nickte. »Müssen Mönche von irgendwoher gewesen sein. Aber keine gewöhnlichen. Die hatten feine Pferde vor der Tür stehen. So schwarze Rappen, wie man sie hier selten sieht. Das waren geldige und gebildete Leut, so was seh ich gleich.«
»Sonst ist dir nichts aufgefallen?«, fragte Magdalena weiter.
Franz Strasser runzelte die Stirn. »Etwas war merkwürdig. Als ich ihnen das Bier gebracht habe, haben sie ihre Unterhaltung ganz plötzlich abgebrochen. Aber ein bisschen hab ich noch hören können. Ich glaub, die haben sich die ganze Zeit lateinisch unterhalten.«
Magdalena sah ihn mit großen Augen an. »Lateinisch?«
»Ja, so wie unser Pfarrer in der Kirche, Gott hab ihn selig. « Strasser schlug ein schnelles Kreuz. »Nicht dass ich was verstanden hätt, aber es klang lateinisch, ich schwör’s bei der Jungfrau Maria.«
»Hast du denn gar nichts verstehen können?«
Strasser dachte nach. »Doch, ein Wort. Das kam öfter. Crux Christi ... « Seine Miene erhellte sich. »Ja, Crux Christi! So hieß es!«
»Crux Christi heißt Christuskreuz«, murmelte Magdalena mehr zu sich selbst. »Nicht gerade ungewöhnlich, wenn es Mönche waren. Und sonst?«
Strasser wandte sich zum Gehen. »Was weiß ich. Frag sie am besten selbst. Einer steht noch hinten am Tresen. Der hat sich auch grad nach deinem Vater erkundigt.«
Magdalena fuhr vom Tisch auf. »Und das sagst du erst jetzt?«
Franz Strasser hob entschuldigend die Hände.
»Hat bloß wissen wollen, wer der große Mann im Ort ist, der dieses stinkende Kraut raucht.« Er grinste. »Der wollt dem Kuisl sicher was davon abkaufen. Von dir hab ich ihm auch erzählt.«
»Von mir?« Die Henkerstochter verschluckte sich fast am Bier.
»Na, weil du doch mit Kräutern handelst, oder etwa nicht? Vielleicht ja auch mit diesem Tobak oder wie das heißt.« Franz Strasser ging voraus. »Komm mit, der hat das Geld locker sitzen. Das ist ein hoher Herr, das sieht man.«
Magdalena sprang auf und folgte dem Wirt durch die Wirtsstube, die sich nun immer mehr füllte. Eilig blickte sie sich um, in der Hoffnung, zwischen den vielen Altenstadtern den Fremden zu sehen. Doch am Tresen traf sie nur auf bekannte Gesichter. Ein Maurer versuchte sie zu begrabschen und kassierte eine Ohrfeige. Maulend suchte er das Weite.
»Komisch«, murmelte Strasser. »Gerade eben war der Mann noch hier.« Er trat hinter die Theke. »Sicher ist er nur dort hingegangen, wo selbst der Papst hinmuss. Wart einfach ein bisserl.«
Magdalena ging zurück zu ihrem Platz und nippte gedankenverloren an ihrem Bier. Drei Männer in schwarzen Kutten, die sich lateinisch unterhielten ... Die Fremden waren mit Sicherheit Mönche auf Wanderschaft. Aber warum dann die teuren, schwarzen Pferde? Und weshalb hatte sich einer von ihnen nach ihrem Vater erkundigt?
Sie nahm einen weiteren tiefen Schluck. Das Bier schmeckte herrlich, vielleicht ein wenig bitter, aber es belebte die Sinne. Hinzu kam, dass ihr Kopf so
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