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Die Henkerstochter und der schwarze M�nch

Titel: Die Henkerstochter und der schwarze M�nch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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Spielchen, Scheller«, knurrte Kuisl. »Das ist nur ein Vorgeschmack auf das, was dich erwartet, wenn du so weitermachst. Zangen, Daumenschrauben, Streckbank. Ich kann dir alles zeigen. Heute noch. Also, was ist?«
    Hans Scheller versuchte, seine Hand wegzuziehen, aber der Henker verstärkte noch einmal seinen Druck. Das Knacken war jetzt ganz deutlich zu hören.
    »Die Beute ... sie ist neben der Höhle vergraben, bei der toten Buche ... «, ächzte der Räuberhauptmann. »Ich hätt’s dir ... auch so gesagt ...«
    »Ausgezeichnet.« Kuisl grinste und ließ die Hand los. Hans Scheller zog sie zurück und betrachtete seinen kleinen Finger, der in einem unnatürlichen Winkel von der Hand abstand.
    »Fahr zur Hölle, Henker«, flüsterte er. »Ich kenn Leut wie dich, du sackst die Beute selbst ein und bescherst uns einen langen Tod.«
    Jakob Kuisl schüttelte den Kopf. »Ich mein es ernst, Scheller. Ich werd mich bei der Stadt für euch einsetzen. Keine Folter , kein Rädern. Ein sauberes Erhängen. Versprochen.«
    »Und die Kinder und Frauen?«, fragte Hans Scheller. In seinem Gesicht zeigte sich so etwas wie Hoffnung. Der Henker nickte.
    »Ich werd mein Bestes tun. Versprechen kann ich allerdings nichts. Dafür musst du mir aber noch ein paar Dinge verraten.«
    Hans Scheller sah ihn misstrauisch an. »Was?«
    »Zunächst, dieser Überfall vor ein paar Tagen auf unseren Medicus und seine Begleiterin. Wart das ihr?«
    Scheller zögerte kurz. »Nicht ich selber«, sagte er schließlich. »Aber ein paar von meinen Männern. Haben sich, weil’s ihnen grad langweilig war, auf die Lauer gelegt und sich dann von einer Frau über den Haufen schießen lassen.« Er grinste. »Muss ein echtes Satansweib sein, was ich so gehört hab.«
    Der Henker erwiderte das Grinsen. »Das würd ich auch sagen, wenn mich eine Frau niederschießt. Aber da ist noch was. Diese Tasche.« Jakob Kuisl zog die lederne Tasche mit dem Prägestempel unter seinem Mantel hervor, die er in der Räuberhöhle gefunden hatte. »Wo habt ihr die her?«
    Der Räuberhauptmann stockte. »Die ... die haben wir ein paar anderen Wegelagerern weggenommen.«
    »Anderen Wegelagerern?«
    Scheller nickte. »Das waren harte Burschen. Wir konnten sie vor einiger Zeit abends am Lagerfeuer überraschen,aber die haben sich gewehrt wie die Schweden. Zwei von meinen Männern haben sie den Bauch aufgeschlitzt, bevor sie geflohen sind. Das sind echte Teufelskerle, pass auf, wenn du dich mit denen einlässt. Die Tasche haben sie zurückgelassen.« Hans Scheller blickte verwundert. »Aber was willst du mit der? Da ist doch nichts Wertvolles drin! Wir haben sie schon zweimal durchwühlt.«
    Der Henker ging nicht darauf ein. »Wie sahen die Männer aus?«, fragte er stattdessen. »Hatten sie schwarze Kutten an, so wie Mönche? Trugen sie Krummdolche?«
    »Krummdolche?« Der Räuberhauptmann zuckte mit den Schultern. »Nein. Das waren ganz gewöhnliche Banditen. Dunkle Mäntel, Schlapphüte, Säbel. Vermutlich ehemalige Söldner. Schnell und kampferfahren.«
    »Und ihre Beute?«, hakte Kuisl nach.
    Scheller grinste, so dass sich sein zusammengeschlagenes Gesicht zu einer Grimasse verzerrte. »Die haben wir eingesackt. War gar nicht wenig. Die müssen’s bunt getrieben haben hier in der Gegend.« Plötzlich wurde er nachdenklich. »Eins war allerdings merkwürdig. Sie haben eine Menge Sachen am Lagerfeuer zurückgelassen. Geschirr, Löffel, Decken, solche Dinge halt ... und alles für vier Mann, dabei haben wir nur drei von ihnen gesehen.« Er lächelte wieder. »Der vierte war vermutlich grad beim Bieseln und hat sich, als wir kamen, gleich davongemacht.«
    »Der vierte Mann ...« Jakob Kuisl blickte nachdenklich auf die Tasche in seiner Hand, dann warf er sie sich wie ein Spielzeug über die Schultern und ging zum Ausgang.
    »Denk an dein Versprechen!«, rief ihm Hans Scheller hinterher.
    Der Henker nickte. »Mein Wort gilt.«
    Er blickte auf den kranken Jungen, der sich in Fieberträumen schüttelte. »Ich werd euch nach dem Mittagsläuten einen Trank aus Efeu und Wacholderschnaps vorbeibringen lassen. Der wird dem Buben das Fieber austreiben.«
    Kuisl öffnete die Tür und sah mitten in das strenge Gesicht des Gerichtsschreibers Johann Lechner. Hinter dem Schreiber stand der Büttel und zuckte entschuldigend mit den Schultern.
    »Kuisl«, zischte Lechner. »Du schuldest mir eine Erklärung. Ich komme hierher, um die Gefangenen zu observieren, und was muss ich feststellen? Der

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