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Die Henkerstochter und der schwarze M�nch

Titel: Die Henkerstochter und der schwarze M�nch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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Angelikawurzel, das vermutlich nichts half, aber wenigstens die Kranken nicht weiter vergiftete. Simon wusste, dass dies nicht auf alle Medikamente seines Vaters zutraf.
    Während der junge Medicus die Patienten abhusten ließ, ihren Auswurf und ihren Urin betrachtete, kehrten seine Gedanken immer wieder zum Schatz des Templers zurück. Ob er in Wessobrunn versteckt war? Oder wartete dort auf sie nur ein weiteres Rätsel? Wie auch immer, er hatte beschlossen, gleich morgen mit Benedikta aufzubrechen, obwohl die Worte des Steingadener Abts noch immer an ihm nagten. Was hatte dieser Bonenmayr bei der Totenmesse doch gleich gesagt?
    Habt Ihr Euch eigentlich mal gefragt, wer von Koppmeyers Tod am meisten profitiert?
    Eines war Simon klar: Er würde Benedikta von jetzt ab genauer beobachten. Auch wenn er sich die fröhliche, aufgeweckte Händlerin so gar nicht als Giftmischerin vorstellen konnte.
    Gerne hätte Simon morgen den Henker an seiner Seite gehabt. Doch Jakob Kuisl würde nicht mitkommen können, er musste sich wegen des anstehenden Prozesses zur Verfügung halten. Überhaupt war der Schongauer Scharfrichter, als ihm Simon gleich nach der Messe aufgeregt von ihrem Erlebnis berichtet hatte, merkwürdig kurz angebunden gewesen. So, als wäre sein Interesse an den Rätseln plötzlich erloschen. Als der Medicus ihm erzählt hatte, dass er mit Benedikta morgen nach Wessobrunn aufbrechen wolle, schüttelte er nur den Kopf.
    »Wenn du da nur keinen Fehler machst«, knurrte er. »Aber die Strecke ist doch sicher!«, entgegnete ihm Simon. »Jetzt, da Ihr die Räuber gefangen habt.«
    »Haben wir sie wirklich alle gefangen?«, fragte Kuisl und wandte sich wieder dem Mörsern einiger getrockneter Kräuter zu. Danach war aus ihm nichts mehr herauszubringen, der Henker hüllte sich in seinen Pfeifenrauch und zerrieb mit kräftigen Stößen das Kraut zu Pulver. Schulterzuckend war Simon nach oben in die Stadt gegangen, wo er seitdem seinem Vater bei der Arbeit half.
    Gerade wollte er sich einem weiteren hustenden Patienten zuwenden, einem dürren, schwindsüchtigen Bauern aus dem benachbarten Peiting, als vom Lechtor her Schreie und Rufe ertönten. Es klang ganz danach, als wäre etwas Schlimmes passiert. Schnell zog Simon seinen Mantel über und eilte die Straße hinunter, um nach dem Rechten zu sehen.
    Etliche Menschen hatten sich bereits am Tor versammelt, sie starrten alle auf einen Ochsenwagen, der soeben über die vereiste Straße in die Stadt rumpelte. Oben auf dem mitStroh gefüllten Wagen sah Simon zwei verkrümmte Körper liegen. Es waren junge Schongauer Fuhrleute, die der Medicus von seinen häufigen Besuchen in den Wirtshäusern hinter dem Rathaus her kannte. Soweit er sich erinnern konnte, waren sie bei Matthias Holzhofer im Dienst, dem Zweiten Bürgermeister und einem der einflussreichsten Händler im Ort. Beide Männer trugen um Kopf und Brust notdürftig gewickelte, blutdurchtränkte Verbände. Ihre Gesichter waren blass, sie schienen schon fast nicht mehr von dieser Welt.
    Der Bauer, der die Ochsen mit einem Stock antrieb, hatte Mühe, mit seinem Wagen voranzukommen.
    »Macht Platz!«, rief er. »Ein neuer Überfall! Gefunden hab ich sie, in ihrem Blut liegend, gleich oben an der Hohenfurcher Steige. Verruchte Marodeure, der Teufel hol sie alle!« Dann fiel sein Blick auf Simon, der neben dem Wagen herlief. Der Bauer blieb stehen und sprach ihn an: »Der Himmel schickt dich! Sieh zu, was du machen kannst.« Er drückte dem Medicus die Zügel in die Hand. »Fahr die Verletzten zu deinem Vater. Der Henker wär mir als Heiler zwar lieber, aber ich glaub, der wird jetzt woanders gebraucht.«
    Gefolgt von kläffenden Hunden, Kindern und jammernden Weibern, brachte Simon das Fuhrwerk mit den beiden Ochsen bis zum Haus seines Vaters. Als sein Blick noch einmal zu den beiden blassen, stöhnenden Fuhrleuten ging, über das blutgetränkte Stroh und die schmutzigen Verbände, verfluchte er sich, dass er vorhin die ganze Flasche Mohnsaft weggegeben hatte. Auch hier konnte vermutlich nur noch der liebe Herrgott helfen.
     
    Gerichtsschreiber Johann Lechner trommelte ungeduldig mit den Fingern auf die Tischplatte und wartete darauf, dass das Getuschel aufhörte. Die Ratsherren machten allesamt einen nervösen Eindruck. Die Ratsversammlung im ersten Stock des Ballenhauses war in aller Eile anberaumt worden,so dass die edlen Patrizier nicht mehr genug Zeit gehabt hatten, sich standesgemäß anzuziehen. Ihre Pelzkappen saßen

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