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Die Henkerstochter

Titel: Die Henkerstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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kommt, ist gut. Und wenn er mit dem Geld auftaucht, dann stecken wir’s ein und kehren ihm den Rücken. So oder so, länger als bis morgen früh zieh ich mit dem Blutsäufer nicht mehr weiter.«
    »Recht hast«, brummte der Zweite.
    Dann hob er Magdalena, die sich noch immer ohnmächtig stellte, auf seinen Rücken. Das Geschaukel ging weiter.
    Nun, während sie noch über dem Rücken des Mannes baumelte, zermarterte Magdalena ihr Hirn, was passiert war, bevor sie der Teufel niedergeschlagen hatte. Sie erinnerte sich noch, dass sie zum Markt gegangen war, um für Simon und ihren Vater etwas zu essen und zu trinken zu kaufen. Da war ein Gespräch mit den Kindern auf der Straße, aber der genaue Inhalt fiel ihr nicht mehr ein. Danach waren nur noch Fetzen der Erinnerung übrig. Sonnenlicht. Tuschelnde Leute auf der Straße. Eine verwüstete Kammer.
    Wessen Kammer?
    Die Kopfschmerzen kamen zurück, und zwar in einer Heftigkeit, dass Magdalena kurz glaubte, sich übergeben zu müssen. Sie schluckte den ätzenden Geschmack hinunter und versuchte, sich auf den Weg zu konzentrieren. Wo brachten die Männer sie hin? Es ging bergauf, das spürte sie. Sie hörte den Mann unter ihr schnaufen und fluchen.
    Der Wind wurde stärker, sie mussten den Wald also hinter sich gelassen haben. Schließlich hörte sie das Krächzen von Raben. Irgendwo quietschte etwas leise im Wind. Eine Ahnung beschlich sie.
    Die Männer hielten an und luden sie ab wie ein Bündel Klaubholz. Die Raben krächzten ganz in ihrer Nähe. Magdalena wusste jetzt, wo sie war. Sie brauchte dafür nichts zu sehen.
    Sie roch es.
     
    Der schwarze Schatten flog Simon entgegen und hielt ihm den Mund zu. Zappelnd versuchte er sich zu wehren. Wo war sein Stilett, verdammt? Gerade eben noch hatte er es an den Feuerstein geschlagen, jetzt lag es irgendwo dort draußen in der Dunkelheit, unerreichbar für ihn. Die Hand um seinen Mund drückte fester zu, er bekam kaum noch Luft. Neben ihm fing Sophie wieder an zu schreien.
    Plötzlich vernahm er eine vertraute Stimme direkt neben seinem Ohr.
    »Himmelherrgottsakrament, seid still! Er ist ganz in der Nähe!«
    Simon wand sich unter dem muskulösen Arm, der ihn jetzt endlich freigab.
    »Kuisl, Ihr seid es!«, rief er erleichtert. »Warum habt Ihr nichts gesagt?«
    »Pssst ... «
    Trotz der Dunkelheit konnte Simon jetzt die massige Gestalt des Henkers direkt vor sich ausmachen. Sie schien merkwürdig geduckt.
    »Hab ihn ... erwischt, den Wahnsinnigen. Ist aber, glaub ich ... noch nicht tot. Müssen ... ruhig sein ...«
    Jakob Kuisl sprach mühsam, in Brocken. Simon spürte, wie etwas Warmes auf seinen linken Oberarm tropfte. DerHenker war verletzt; er blutete, und es war keine kleine Schnittwunde.
    »Ihr seid verwundet! Kann ich Euch helfen?«, fragte er und wollte die Wunde abtasten. Doch der Henker wischte die Hand des Medicus unwirsch zur Seite.
    »Keine ... Zeit. Der Teufel kann ... jeden Moment hier sein. Uuhhhh ... « Er hielt sich die Seite.
    »Was ist passiert?«, flüsterte Simon.
    »Der Teufel ist uns gefolgt ... wir blöden Rindviecher. Hab ... ihm das Licht ausgemacht und bin geflohen. Hab ihm aber noch mit dem Knüppel ein paar mitgegeben, dem Sauhund, dem vermaledeiten! Soll zur Hölle fahren, wo er herkommt ... « Ein Zittern ging durch den Körper des Henkers. Zunächst dachte Simon, er würde sich vor Schmerzen schütteln, dann aber merkte er, dass der große Mann lachte. Plötzlich war der Henker wieder still.
    »Sophie?«, fragte Jakob Kuisl in die Dunkelheit.
    Das Mädchen hatte bisher geschwiegen. Jetzt meldete sich ihre Stimme direkt neben Simon.
    »Ja?«
    »Sag, Mädel, gibt es noch einen anderen Ausgang?«
    »Es ... es gibt einen Tunnel. Er geht von dieser Kammer weg. Aber er ist verschüttet.« Ihre Stimme klang jetzt anders als vorher, fand Simon. Gefasster. So hatte er das Waisenmädchen in den Straßen von Schongau kennen gelernt: eine Anführerin, die ihre Angst wenigstens zeitweise besiegen konnte.
    »Wir haben angefangen, die Steine wegzuräumen, weil wir wissen wollten, wo der Gang hinführt«, fuhr sie fort. »Doch wir sind nicht fertig geworden ... «
    »Dann grabt ... weiter«, sagte der Henker. »Und macht Licht an, Herrgott noch mal. Wenn dieser verreckte Sauhundnach unten kommt, dann können wir es immer noch löschen.«
    Simon tastete am Boden herum, bis er Stilett, Feuerstein und Zunder wiedergefunden hatte. Nach kurzer Zeit brannte Sophies Talgkerze. Ein kleiner Stumpen nur, doch das

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