Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht
eins von deinen Geheimnissen.“
Mit zitternden Fingern umkreiste sie seine Brustwarze. Sein Geschlecht regte sich mit aller Kraft; sein Blut kochte. Ihm war nicht mehr einfach nur warm – in ihm tobte ein loderndes Feuer. Trotzdem küsste er sie nicht und rollte sich auch nicht auf sie. So sehr es seinen Körper auch schmerzte – er musste warten.
„Ich habe erst vor einem Jahr lesen gelernt“, gestand sie verlegen. „Bis dahin musste ich all meine Berichte mündlich abliefern, und jeder wusste, warum. Ich konnte mich einfach nicht lange genug konzentrieren, um die Wörter zu entziffern. Immerzu waren die Stimmen da und störten mich. Als ich noch klein war, las mein Boss mir immer Märchen vor, die so magisch waren, dass ich die flüsternden Stimmen beinahe ausblenden konnte. Damals beschloss ich, selbst lesen zu lernen. Aber ich habe ziemlich lange dafür gebraucht.“
Es war ihm gleichgültig, ob sie lesen konnte oder nicht. Aber ihr war es anscheinend wichtig. Also versuchte er, sie zu trösten. „Aber du hast es gelernt, und das ist alles, was zählt.“
Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Danke.“
„Ich habe erst lesen gelernt, als ich schon einige Hundert Jahre von meinem Dämon besessen war, und das auch nur, weil ich es blöd fand, dass andere Dinge wussten, die ich nicht wusste. Du siehst also, du bist mir meilenweit voraus.“
Sie kicherte und entspannte sich noch ein bisschen mehr. „Als ich endlich lesen konnte, habe ich mir im Internet jeden Liebesroman bestellt, den ich fand. Ich finde, das sind Märchen für Erwachsene. Sie wurden mir bis vor die Haustür geliefert, und ich habe sie so schnell verschlungen wie ich konnte.“
„Ich werde Paris bitten, dir in der Stadt welche zu besorgen. Eine ganze Wagenladung voll.“
„Das wäre toll. Danke.“ Wieder lächelte sie ihn an.
Seine Brust schmerzte, als er sie auf den Scheitel küsste. „Ich habe mal ein paar solcher Romanzen gesehen.“ Paris hatte sie in der Burg herumliegen lassen, woraufhin Maddox einen Blick hineingeworfen hatte – was er natürlich niemals zugeben würde. „Wenn ich sie gelesen hätte“, er hüstelte, „würde ich wahrscheinlich denken, dass sie …“, erotisch, lustig, unterhaltsam, „… interessant sind.“
Ihre Dankbarkeit verwandelte sich in Verruchtheit. „Vielleicht … vielleicht können wir ja mal einen gemeinsam lesen.“
„Das wäre schön.“
Bei dem großen Appetit, den er auf sie hatte, war Maddox erstaunt, wie sehr er es genoss, einfach nur mit ihr zu reden. Sie erzählte ihm, dass sie einen Teil ihrer Kindheit in einem Labor verbracht hatte, wo man verschiedene Versuche mit ihr durchgeführt hatte – die manchmal schmerzhaft gewesen waren, was bedeutete, dass er eine Reihe von Wissenschaftlern würde töten müssen –, und dass sie trotzdem die meiste Zeit allein gewesen war, um den lauten Stimmen zu entkommen. Sie hatte nie eine richtige Familie gehabt. Nur ein Mann hatte sie nicht wie ein Versuchskaninchen behandelt, und Maddox fühlte sich ihm zu tiefem Dank verpflichtet.
Er hatte das Bedürfnis, diese Erinnerungen zu vertreiben und durch schönere und fröhlichere zu ersetzen. Außerdem spürte er das Verlangen, sie zu rächen. „Du hast etwas Besseres verdient“, sagte er, als Gewalt anfing, sich zu räkeln und zu gähnen.
„Ich habe als Kind nicht gelitten“, erwiderte sie. „Meistens zumindest. Ich habe ständig irgendetwas gehört. Deshalb war ich gern allein.“
Aber niemand hatte mit ihr gespielt, sie berührt, sie geliebt. Er hörte eine Sehnsucht in ihrer Stimme, die sie nicht verbergen konnte. Wie gut du sie doch kennst. Ja, dachte er. Es ist ein Wunder. Ein Teil von ihm hatte sie von Anfang an gekannt – ein Teil, der so tief vergraben gewesen war, dass er seine Existenz vollkommen vergessen hatte.
Sie gehörte ihm. Sie war seine Frau. Sein … Ein und Alles.
Er streichelte ihren Arm und fühlte einen kleinen, harten, unnatürlichen Knoten. Er runzelte die Stirn und blickte hinab. „Was ist das?“
„Empfängnisverhütung“, erwiderte sie, und ihr Gesicht lief tiefrot an. „Ein Standardprozedere des Instituts. Vor einer ganzen Weile wurde eine Frau bei einem Einsatz von einem Kobold vergewaltigt. Sie wurde schwanger, und das Kind war … nicht normal. Seitdem unterrichtet uns das Institut in Selbstverteidigung und bietet allen Mitarbeiterinnen an, sich ein Hormonimplantat einsetzen zu lassen.“
Gewalt streckte den Rücken und schlug langsam
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