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Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht

Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht

Titel: Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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widerfahren war. Doch sie zögerte. „Nein.“
    „Komm.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich bleibe hier, bis du mir deinen Bauch gezeigt hast.“
    „Ich werde dir nicht wehtun, Ashlyn.“ Die Worte „noch nicht“ hingen in der Luft – unausgesprochen zwar, aber trotzdem hörbar. Aber mehr noch als die unsichtbare Drohung brachte es sie aus der Fassung, wie er ihren Namen aussprach. Als sei er ein teurer Wein, den man sich auf der Zunge zergehen lässt. Voller Genuss. „Ashlyn“, wiederholte er.
    Ein Schaudern durchlief sie, und sie hob die Augenbrauen. Er durfte sie nicht begehren und sie, verdammt noch mal, durfte es erst recht nicht. „Du kannst nicht mein Maddox sein. Das ist unmöglich.“
    Von Neuem blitzte es in seinen Augen. „Das ist nun schon das zweite Mal, dass du mich als dein bezeichnest.“
    „E-es tut mir leid.“ Sie wusste nicht, was sie sonst sagen sollte. Maddox hatte sie vor den Stimmen gerettet, wenigstens für eine kleine Weile. Sie hatte beobachtet, wie er starb. Sie waren miteinander verbunden. Natürlich gehörte er ihr.
    „Schon gut.“ Jetzt klang seine Stimme beinahe zärtlich. „Aber ich bin es. Ich bin der, den du meinst“, bekräftigte er. „Und jetzt komm.“
    „Nein.“
    Allmählich wurde dem Mann ihr störrisches Verhalten zu bunt, und er ging zu ihr hinüber. Er roch nach Hitze und primitiven, im Mondlicht vollzogenen Ritualen. „Ich lege dich über die Schulter, wenn es sein muss, so wie gestern Abend. Aber wenn du mich dazu zwingst, kann ich nicht dafür garantieren, dass du diesen Kerker bekleidet verlässt. Verstanden?“
    Merkwürdigerweise waren seine Worte berauschend, obwohl sie bedrohlich hätten wirken müssen. Sie waren beruhigend, obwohl sie sie hätten einschüchtern sollen. Nur Maddox wusste, wie er sie getragen hatte. Denn er hatte sie von der Schulter genommen, bevor er die Burg betreten und seine Mörder angeschrien hatte.
    „Bitte“, hörte sie sich sagen. „Zeig mir einfach deinen Bauch.“ Je häufiger sie ihn dazu aufforderte, umso dringender wollte sie ihn sehen. Würde sie genähte Wunden sehen? Oder glatte Haut? Gäbe es irgendwelche Anzeichen dafür, dass man wieder und wieder auf diesen Mann eingestochen hatte?
    Zuerst reagierte er auf ihre Bitte nicht. Dann endlich sagte er seufzend: „Anscheinend bin ich derjenige, der hier nicht bekleidet rausgeht.“ Er fasste den Saum seines schwarzen T-Shirts und hob es langsam, ganz langsam hoch.
    Obwohl sie so hartnäckig geblieben war, brachte Ashlyn nun nicht den Mut auf, ihren Blick von seinen violetten Augen abzuwenden. Sie redete sich ein, es läge daran, dass seine Augen so wunderschön und hypnotisierend waren, dass sie sich in ihnen verlor, darin ertrank. Doch sie wusste, dass das nur die halbe Wahrheit war. Wenn er tatsächlich genäht war, wenn sie tatsächlich Schorf sähe … wenn das tatsächlich Maddox war …
    „Du wolltest meinen Bauch sehen, also sieh auch hin“, befahl der Mann in ungeduldigem und resigniertem Ton.
    Na los. Sieh hin. Sie senkte den Blick Zentimeter für Zentimeter. Sie sah einen breiten Hals und einen heftig schlagenden Puls. Ein Schlüsselbein, das fast vollständig von schwarzem Stoff verdeckt wurde. Sie sah eine seiner kräftigen Hände, die den Stoff direkt über seinem Herzen festhielt. Seine Brustwarzen waren klein, braun und hart. Seine Haut schimmerte in demselben überirdischen Bronzeton, der ihr schon im Wald aufgefallen war, und sein Oberkörper war muskulös.
    Und dann sah sie sie. Sechs verschorfte Wunden. Nicht genäht und aggressiv rot. Schmerzhaft rot.
    Sie atmete erschrocken ein. Fast wie in Trance streckte sie die Hand aus. Mit der Fingerspitze fuhr sie über den Stich, der durch seinen Bauchnabel ging. Der Schorf war rau und warm. Ein elektrisches Kribbeln durchfuhr ihren Arm.
    „Maddox“, flüsterte sie.
    „Endlich“, murmelte er, während er zurückwich, als sei sie eine Bombe, die jeden Moment explodieren könnte. Dann zog er das T-Shirt wieder herunter. „Bist du jetzt zufrieden? Ich bin hier, und ich bin ziemlich echt.“
    Dieser Mann, nein: er, Maddox. Nicht sein Zwilling. Kein Traum. Kein Trick. Man hatte auf ihn eingestochen; den Beweis hatte sie eben noch klar und deutlich gesehen: sechs böse Wunden. Er hatte keinen Puls mehr gehabt, nicht mehr geatmet. Und jetzt stand er leibhaftig vor ihr.
    „Aber wie?“ Sie musste es aus seinem Mund hören. „Du bist kein Engel. Bedeutet es, dass du ein Dämon bist? Zumindest sagen das

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