Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht
eines Unsterblichen hin- und herbaumeln zu lassen, und schon konnte der Jäger ihn in die Falle locken.
So ein … so ein … Arschloch! Sie war auf der Suche nach Hilfe hergekommen, und nicht, um ihn aus seinem Versteck zu holen, damit man ihn töten konnte. „Dusselige Kuh!“, schimpfte sie.
„Hör auf mich zu beleidigen“, fuhr Danika sie an.
„Ich meinte dich gar nicht. Ich meine mich selbst.“ Sie hatte zugelassen, dass Maddox sie küsste; dass er seine Finger und seine Zunge in ihrem Innersten versenkte; sie hatte sich sogar nach mehr gesehnt. Und die ganze Zeit über hatte er ihr zugetraut, eine solch widerwärtige und heuchlerische Show abzuziehen. Wahrscheinlich dachte er auch noch, sie sei leicht zu haben. Deshalb war er auch so überrascht gewesen, als er feststellte, dass sie noch unberührt war.
Vor lauter Scham traten ihr die Tränen in die Augen.
„Sie haben dich wohl reingelegt, hm?“, erkundigte sich Danika mitfühlend.
Sie nickte. Hatte Maddox sie überhaupt gewollt? Oder hatte er sie nur verführen wollen, um an Informationen über ihren scheinbar schändlichen Plan zu gelangen? Sie vermutete Letzteres, und das tat ziemlich weh. Schrecklich weh. Wie oft hatte er sie misstrauisch angesehen, ihr Vorwürfe gemacht oder sie ausgefragt?
Kein Wunder, dass er ihren unbeholfenen Verführungsversuch einfach so abgeblockt hatte. Kein Wunder, dass er sie hier eingesperrt hatte. Dusselige Kuh! Ja, genau das war sie. Ihre einzige Entschuldigung war, dass sie so wenig Erfahrung mit Männern hatte. Und zwar genau deswegen! Das waren doch alles Idioten. Sie verführten und benutzten einen bloß.
„Erzähl mir von der Stimme, die du hörst“, bat sie Danika. Ihr war alles recht, wenn es sie nur von Maddox ablenkte – bevor sie noch vor lauter Enttäuschung und Reue in lautes Schluchzen ausbrach.
Danikas Gesichtsausdruck wurde hart. „Ich habe dir gegenüber keine Stimme erwähnt. Sie beobachten uns, stimmt’s? Ist hier eine Kamera versteckt oder so was?“
„Keine Ahnung.“ Ashlyn zog die Knie an und legte ihr Kinn in die Kuhle dazwischen. „Vielleicht gibt es hier eine Kamera, vielleicht auch nicht. Wenn ich daran denke, wie verwirrt sie auf das Paracetamol reagiert haben, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie eine Kamera bedienen können. Aber ich habe ohnehin auf andere Art von der Stimme erfahren.“
Verfügte Danika über eine ähnliche Gabe wie sie? Ashlyn hatte noch nie jemanden getroffen, der so war wie sie, aber auf dieser Burg lernte sie gerade, mit dem Unerwarteten zu rechnen. „Erzähl mir den Rest. Bitte. Wir sind doch in derselben Situation. Wir können einander helfen.“
„Es gibt nichts zu erzählen.“ Danika stapfte energisch durchs Zimmer. „Nur, dass ich langsam verrückt werde. Wolltest du das von mir hören? Seit heute Morgen höre ich die Stimme irgendeines Typen in meinem Kopf. Wir haben ein paar äußerst anregende Unterhaltungen geführt.“
Eine Stimme. Eine Männerstimme. Nicht viele Stimmen, von Männern und Frauen. Also doch nicht Ashlyns Talent. „Erzähl es mir“, drängte sie weiter. Es folgte eine unangenehme Stille, in der nur das laute Knurren ihres Magens zu hören war. „Was hat er zu dir gesagt?“
Mit finsterem Blick nahm Danika ein Stückchen Käse von dem Tablett, das auf dem Waschtisch stand. Sie warf es Ashlyn zu, ehe sie ihre Familie aufforderte, ihr bei der Suche nach versteckten Kameras zu helfen. Nur zur Sicherheit. „Er wollte Informationen über unsere Kidnapper haben.“
„Was genau?“
„Ihre tägliche Routine, über welche Waffen sie verfügen und mit welchem Sicherheitssystem die Burg ausgestattet ist.“ Sie stieß ein kaltes Lachen aus. „Auf diese Weise versucht mein Verstand anscheinend, unsere verrückte Situation zu verarbeiten.“
Davon war Ashlyn ganz und gar nicht überzeugt. Dafür waren die Fragen viel zu eindringlich und spezifisch. Es war, als würde ein Soldat Informationen über den Feind einholen.
Wenn es also nicht Danika war, die etwas über die Männer in Erfahrung bringen wollte, wer war es dann? Und wer hatte die Macht, seine Fragen direkt in den Kopf eines anderen zu schicken?
„Ich habe keine Lust mehr auf diesen ganzen Scheiß“, schimpfte Paris. „Ich wäre heute gern einmal in der Stadt geblieben, um mich nach dem Vögeln auszuruhen, anstatt gleich wieder hierher zu hetzen. Denn falls ihr es vergessen habt: Ich kann mich nicht hin- und herbeamen, so wie Lucien.“ Er ließ sich vor dem
Weitere Kostenlose Bücher