Die Herren der Unterwelt 02 - Schwarzer Kuss
ihn.
Hatte Cronus entschieden, sie doch selbst umzubringen? Lucien bäumte sich noch einmal mit aller Kraft gegen seine Ketten auf, doch ohne jeden Erfolg.
„Anya!“
12. KAPITEL
Gib mir den allmächtigen Schlüssel, Anya!“
Anya spürte, dass jemand in ihren Raum eingedrungen war. Dann sah sie ihren Erzfeind. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Dort stand, direkt vor ihr und in voller Größe, Cronus, der neue König der Götter. Er war ein böser König und der Typ, der Lucien befohlen hatte, sie zu jagen und sie wie ein Tier abzuschlachten.
He, das wäre eine tolle Anzeige für eine Single-Börse, dachte sie zynisch.
Energischer Single mit der Schwäche, gegen das Böse kämpfen zu müssen, sucht Sie, um gemeinsam die Welt zu beherrschen. Interessiert? Dann streichle mein Ego und gib mir alles, was dir lieb und teuer ist.
„Ich will Frieden für alle Ewigkeit“, antwortete sie, „aber leider bekommen wir nicht immer, was wir wollen, stimmt’s?“
Sie hörte, wie seine Zähne aufeinander schlugen.
Anya hatte sich zurück nach Zürich teleportiert, um sich etwas anderes anzuziehen. Sie hatte die viel zu großen Sachen von Lucien abgelegt und sich etwas übergezogen, das erotischer war. Den Götter sei Dank, war Cronus zu diesem Zeitpunkt noch nicht aufgetaucht, denn Anya wollte nicht, dass sie ein anderer Mann außer Lucien nackt sah.
Lucien.
Sie war so in Gedanken an ihn versunken, dass sie nicht gemerkt hatte, wie sich Cronus in ihre Wohnung geschlichen hatte. Erst als er sie ansprach, wurde sie seiner Gegenwart gewahr. Das war seltsam. Denn normalerweise war sie sehr aufmerksam und bemerkte, wenn Cronus sich näherte.
Sie hätte sich sofort teleportieren können, aber sie tat es nicht. Plötzlich wollte sie erfahren, was der alte Idiot zu sagen hatte. Wollte er sich bei ihr über Lucien beschweren?
„Den Schlüssel“, forderte Cronus sie auf. „Her damit.“
„Wir haben schon mal darüber gesprochen, Chef. Meine Antwort steht fest.“
Er ging um sie herum und starrte sie böse an. Er war so nah, dass sein dichter silbriger Bart sie am Kinn kitzelte. Seine lange weiße Robe berührte ihre Beine, und sein Ambrosiaduft drang ihr in die Nase. Er besaß viel Macht, soviel war sicher.
Auch die Griechen waren früher mächtig gewesen. Zeus hatte seine Blitze und Hera schwärmte für Eifersuchtsdramen. Aber diese Kreatur hier hatte dafür gesorgt, dass sie keinerlei Ansehen mehr besaß, sie hatten den Status von bedeutungslosen Tieren, etwa wie Fliegen. Und dasselbe hätte er gern ihr angetan.
Cronus richtete sich unerwartet auf und sah sie ruhig an. „Ich habe gesehen, dass du dich mit dem Tod getroffen hast.“
„Und?“ Sie bemühte sich, ihn nicht spüren zu lassen, dass es ihr unangenehm war. Was genau hatte er gesehen? Der Gedanke, dass er vielleicht mitbekommen hatte, was sie und Lucien in seinem Schlafzimmer getan hatten, widerte sie an. „Und, was ist damit?“
„Du magst ihn.“
„Ja und? Ich mag viele Männer.“ Hoffentlich hört er nicht, dass ich lüge.
„Vorausgesetzt, du gibst mir den allmächtigen Schlüssel, sorge ich dafür, dass er dir nicht mehr von der Seite weicht. Er wird dir in alle Ewigkeit zugetan sein und machen, was du ihm befielst.“
Das war verführerisch. Cronus hatte wahrscheinlich keine Ahnung, wie großartig dieser Tausch in Anyas Ohren klang. Schließlich würde sie auf derselben Augenhöhe wie ein Mann sein. Sie stellte sich vor, wie es wäre, Lucien so lange sie wollte zu besitzen. Ihn um etwas zu bitten und zu wissen, dass er ihrer Bitte nachkommen würde. Aber sie hatte Jahrhunderte lang dafür gekämpft, genau diesem Schicksal zu entkommen. Sie konnte es nicht zulassen, einem Mann dasselbe anzutun. Schon gar nicht Lucien, der so stolz war. Außerdem war er ja schon an seinen Dämon gebunden. Und er war gerade erst von dem Todesfluch von Maddox befreit worden. Noch mehr seiner Freiheit nehmen zu wollen, wäre unmoralisch.
„Nein. Tut mir leid. Nach einer Woche wäre er mir lästig. Und im Moment finde ich seine Versuche, mich umzubringen, noch recht amüsant, und es macht mir Spaß, mit seiner Zuneigung zu mir zu spielen, aber …“ Sie zuckte die Schultern, als sei sie Lucien schon jetzt leid. „Warum holst du dir den Schlüssel nicht einfach?“ Mit unschuldiger Miene machte sie ihm schöne Augen. „Warum tötest du mich nicht einfach, dann kannst du ihn doch haben?“
Er verzog das Gesicht. „Das würde dir so passen,
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