Die Herren der Unterwelt 02 - Schwarzer Kuss
Gesicht zog er den blutigen Dolch aus seinem Fleisch und rieb sich mit der Hand über die Wunde. Dann sah er auf seine blutverschmierten Hände. Die Überraschung wich Wut.
„Wenn du willst, kannst du den Dolch als Souvenir behalten.“ Sie warf ihm eine Kusshand zu und teleportierte sich auf einen Eisblock in der Antarktis, denn sie wusste, dass er ihr folgen würde. Dafür wollte sie ihn leiden lassen. Sofort umtobte sie ein eisiger Wind und drang erbarmungslos durch die dünne Kleidung bis auf ihre Knochen. Sie klapperte mit den Zähnen.
Pinguine ergriffen schnatternd die Flucht vor ihr. Das Wasser rauschte um sie herum. Bis zum Horizont konnte sie nichts als schwarze Nacht sehen. Nur der Mond sandte einige goldene Strahlen, die von den Gletschern reflektiert wurden.
Wäre sie menschlich gewesen, wäre sie innerhalb von Minuten erfroren. Da sie aber eine Göttin war, fühlte sich Anya einfach nur schlecht. „Das war es aber wert“, sagte sie zu sich. Ihr Atem bildete eine dichte Wolke vor dem Gesicht. Wenn es ihr schon nicht gut ging, wie erst sollte es Lucien ergehen, wenn …
Und schon tauchte er direkt vor ihr auf. Es strahlte so, als sei er die Sonne selbst.
Er presste die Zähne zusammen. Sein T-Shirt hatte er ausgezogen, sodass sie jeden einzelnen Muskelstrang seines Oberkörpers erkennen konnte. Er war völlig unbehaart. Seine Haut hatte die Farbe von karamelisiertem Honig. Auf der einen Seite seines Körpers war sie glatt, wie Samt, der über Stahl gespannt war, auf der anderen Seite war sie zerrissen und vernarbt. Beide Hälften waren so verführerisch, dass Anya schlucken musste.
Seine Brustwarzen waren winzig, dunkel und hart wie Pfeilspitzen. Sie würden sich unter ihrer Zunge großartig anfühlen. Auf seiner linken Brust befand sich Blut, das aus der Stichwunde über seinem Herzen sickerte. Aber seine Haut hatte schon begonnnen, sich wieder zu schließen.
Ihn so zu sehen, blutig vom Kampf, wütend und bereit, sich zu wehren, erregte Anya. Ihre Knie wurden wieder weich. Wie blöd. Ich hasse es, schwach zu sein. Aber verdammt noch mal, es fühlte sich einfach gut an. Würde er immer so eine Wirkung auf sie haben?
Dummes Mädchen.
Als sie einen Windstoß spürte, wusste sie, dass er in diesem Moment unter einer unerträglichen Anspannung leiden musste, während das Blut in seinem Körper erstarrte und der Sauerstoff in seinen Lungen brannte. „Anya“, murmelte er.
„Schön, dich wiederzusehen, mein Herz.“ Sie verschwendete nicht eine Sekunde. Mit all ihrer Kraft stieß sie ihn ins Wasser. Lucien hätte sich an ihr festhalten können, um seinen Sturz zu verhindern, aber er tat es nicht. Er ließ sich nach hinten fallen, ohne sie mit sich zu reißen. Wie … süß. Dieser Mistkerl! Er hatte kein Recht, jetzt auf einmal rücksichtsvoll zu sein.
Er seufzte auf, als er unterging. Es war eine Mischung aus Wut, Schock und eisiger Folter. Eine Fontäne spritzte hoch und fiel auf ihren Oberschenkel. Vor lauter Kälte hielt sie den Atem an.
„Anya!“, schrie er, als er wieder an die Oberfläche kam.
„Du brauchst mir nicht für die kleine Erfrischung zu danken, das ist wirklich nicht nötig. Ich meine, das war das wenigste, was ich für dich tun konnte, nachdem ich dir das Hemd mit Blut versaut habe. Jedenfalls habe ich geholfen, die Flecken von deiner Brust zu waschen. Bis dann!“
„Geh nicht fort“, stieß er hervor. „Bleib, bitte.“
Anstatt sich zu beeilen, hielt sie inne. „Warum?“
Lucien hätte sich auf den Eisblock portieren können, stattdessen strampelte er sich im Wasser ab und sah sie von unten herauf böse an. „Du solltest mich besser nicht provozieren.“ Die dichte Wolkendecke löste sich, und ein Sonnenstrahl tauchte Lucien in goldenes Licht.
„Ach nein? Wirst du dich sonst in ein schreckliches grünes Monster verwandeln und mich fressen? Ich möchte dich nicht enttäuschen, Zuckerhase, aber ich steh nicht auf so etwas. Viel Spaß beim Abtauen.“ Lachend winkte sie ihm zu und zauberte sich an ihren Lieblingsstrand auf Hawaii.
Sofort umgaben sie Wärme und Sonnenlicht, die die Eisschicht auf ihrem Haar schmelzen ließ. Normalerweise legte sie sich gleich an den Strand, wenn sie hier war. Sie liebte es, die Ruhe in sich aufzusaugen. Oder sie verzog sich in das Haus, das in der Nähe zwischen Palmen verborgen lag. Dann ruhte sie einfach und schaute sich Filme an. Aber dieses Mal behielt sie am Strand ihre Sachen an, warf den Lolli weg und zog die Dolche aus
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