Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust
habt und wir hier gleich ein gemütliches kleines Familientreffen haben, dann nehme ich seinen Kopf. Sein Schädel macht sich bestimmt gut auf meinem Nachttisch. Und ich bräuchte dann nachts nicht mehr aufstehen und ins Bad gehen.“
Paris warf ihm einen schiefen Blick zu. „Ich bin derjenige hier, der die Scherze macht. Aber egal. Ich würde meine Hoffnungen nicht zu hoch schrauben, dass er überhaupt hier auftaucht.“
Seinem Ruf als kranker Spinner gerecht werdend, grinste Torin idiotisch und klatschte aufgeregt in die Hände. „Hoffnung ist wieder da. Galen ist Hoffnung. Sehr lustig. Zu schade, dass ich glaube, dass du recht hast. Aus irgendeinem Grund hat sich Galen uns noch nicht offenbart. Er weiß nicht, dass wir wissen, dass er der Anführer der Jäger ist.“
„Dann lasst uns ihm einen warmen, herzlichen Gruß schicken und ihn zu uns einladen. Mit Gruß meine ich: alle seine Jäger in Leichensäcken.“
„Oh, das ist eine schlechte Idee.“ Sollte heißen: gute Idee. Gideon rieb sich schadenfroh die Hände. „Das ist ja absolut einschläfernd.“
„Also“, sagte Torin und ließ seine Finger flink über die Tastatur gleiten. „Haben wir jetzt beschlossen, die Jäger reinzulassen oder nicht? Sie wollen Danika, das Allsehende Auge, und sie sind sicherlich bis zum Äußersten entschlossen, denn sie hoffen, mit ihrer Hilfe Pandoras Büchse zu finden und uns auszulöschen. Wenn wir sie reinlassen, sind sie ein Stück dichter an Danika dran.“
Sabin schüttelte den Kopf. „Nein, nicht dichter. Reyes wird mit ihr verschwinden. Während die Jäger sich uns nähern, wird sich Danika von ihnen entfernen.“
„Wie kommt es überhaupt, dass sie ein Artefakt ist?“, grummelte Cameo.
„Herrje, Frau“, sagte William, „deine Stimme klingt wie der Tod. Kannst du nicht deinen Mund wenigstens so lange halten, bis ich aus dem Raum bin? Bitte. Im Ernst: Du scheinst mir die einzige Frau auf der Welt zu sein, der ich gerne widerstehen möchte.“
Sie blickte ihn finster an. „Du solltest besser deinen Mund halten“, schnauzte Torin, jetzt nicht mehr grinsend, William an. „Oder du findest dich gleich in einem von Striders Leichensäcken wieder.“
Cameos Gesichtsausdruck kam einem Lächeln so nahe, wie es bei ihr überhaupt möglich war und wie Sabin es seit Jahrhunderten bei ihr nicht gesehen hatte. „Ashlyn hat gesagt, dass die Artefakte von den Schlangen der Hydra bewacht werden, und Anya hat das später bestätigt. Aber dieses Mädchen hier wird von niemandem bewacht.“
„Vielleicht hat Hydra sie früher bewacht“, warf Sabin ein. „Das Artefakt Danika muss seit Urzeiten vorhanden sein, aber offensichtlich ist sie nicht unsterblich, muss also jedes Mal neu geboren werden. Vielleicht funktioniert es auch über Reinkarnation. Oder aber ihre Fähigkeit wird innerhalb ihrer Blutlinie vererbt. Für diese Annahme würde sprechen, dass die Götter ihre gesamte Familie auslöschen wollen. Vielleicht hat Hydra sie aber auch einfach verloren. Zum Teufel: Vielleicht ist ja Reyes Hydra. Ihr habt alle gesehen, wie er sich ihr gegenüber verhält.“
Einen Moment lang herrschte Schweigen, dann gluckste jemand: „Reyes ist Hydra.“ Dann sagte Lucien: „Lasst sie rein. Wir bekämpfen sie hier drinnen. Das ist das Sicherste.“
Torin nickte, bearbeitete die Tastatur aber weiterhin mit gleichbleibender Geschwindigkeit.
Sabin, dessen Körper vor Kampfeslust nur so kribbelte, beobachtete die acht Monitore, die den gesamten Berghang erfassten. Die Nacht war längst hereingebrochen, der Mond ließ nur eine Andeutung von Licht durch das Blätterdach sickern.
Die Jäger waren komplett schwarz gekleidet und hatten sich sogar das Gesicht eingefärbt. Doch den Wärmedetektoren entgingen sie damit nicht – und auch nicht Sabins geschultem Auge. Abgesehen von den roten Einfärbungen, die die Infrarotkameras auf die Monitore projizierten, verriet jedes Blätterrascheln und jedes aufgewirbelte Staubkörnchen die Jäger.
„Shit. Die sind wie Heuschrecken“, sagte William. „Im Ernst, wie Insekten. Die sind ja zu Hunderten gekommen.“
„Hast du Angst?“, fragte Sabin.
„Zum Teufel, nein. Ich glaube eher, dass ich gerade zur rechten Zeit gekommen bin.“
Na Prost. Solche Leute liebte Sabin.
„Wie lange noch, bis sie hier sind?“, wollte Strider wissen. Ungeduldig und erwartungsvoll trat er in seinen schweren Stiefeln von einem Fuß auf den anderen.
Torin zuckte die Achseln, seine langen weißen Haare
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