Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust
stand fest.
„Nach ein paar Wochen in meinem Bett fingen sie an, jeden zu verprügeln, der ihnen über den Weg lief. Ich hab dir schon davon erzählt, aber habe ich auch erwähnt, dass sie dabei gelacht haben? Während sie Leute zu Fall gebracht haben, unschuldige Leute, sie geschubst, gekratzt, geschlagen, ja, sogar geritzt haben?“
Danika vernahm das Schuldbewusstsein in seiner Stimme. „Und du glaubst immer noch, dass sie sich wegen dir so verändert haben?“
„Das glaube ich nicht nur, das weiß ich.“
„Vielleicht lag es in ihrer Natur. Vielleicht hast du ihnen nur geholfen, ihr wahres Selbst zu entdecken. Vielleicht hast du dich unterbewusst zu diesem Typ Frau hingezogen gefühlt, ahnend, dass sie deine … Vorlieben nicht abstoßend finden würden.“
Wieder schwieg er. „Vielleicht“, räumte er schließlich ein, und es lag ein Fünkchen Hoffnung in seiner Stimme.
Hoffnung. Sie würde jetzt nicht über den Wert von Hoffnung nachgrübeln. Nicht heute Abend.
„Du bist von Natur aus sanftmütig“, knüpfte er an seinen Gedanken an. „Und doch hast du mich an dem Tag, an dem wir uns nach monatelanger Trennung wiedergesehen haben, gebissen.“
„Ich war wütend auf dich und besorgt um meine Familie.“
„Oder Schmerz hat dich manipuliert, hat dich dazu gebracht, mir wehzutun.“
„Oder ich war wütend und besorgt“, beharrte sie.
„Aber wie schon gesagt: Von Natur aus bist du sanftmütig.“
„Nein, tut mir leid, ich enttäusche dich nur ungern, aber ich war immer schon extrem sprunghaft.“
„Das glaube ich dir nicht.“
„Doch, eigentlich glaubst du mir schon, aber du willst mir nicht glauben. Warum nicht? Willst du dir nicht eingestehen, dass wir uns vielleicht ähnlicher sind, als dir lieb ist? Meinst du nicht, du könntest mich auch so, wie ich wirklich bin, mögen?“ Autsch, schon der bloße Gedanke verursachte ein Ziehen in ihrer Brust.
„Ich mag dich so, wie du bist, habe aber Angst vor dir. Du bist so süß, so leidenschaftlich, freigiebig und fürsorglich. Und, ja, auch ein bisschen wild. Ich begehre dich mehr, als ich je eine Frau begehrt habe.“
Großer Gott! Da musste ja das kälteste Herz schmelzen.
„Erzähl du mir von deinen Liebhabern“, befahl er, und seine Worte klangen fast wie Peitschenhiebe.
„Du hast gesagt, dass du nicht über sie sprechen willst.“
„Ich hab meine Meinung geändert. Ich bin ein Mann, ich darf das.“
Sie lachte. Eins zu null für Reyes und seine Schlagfertigkeit.
„Hast du jemals einen Mann … geliebt?“
„Nein.“ Liebte sie Reyes? Was sie für ihn empfand, war so viel intensiver als alles, was sie je für einen Mann gefühlt hatte. Dieses glühende Begehren, diese Sehnsucht und die Zärtlichkeit in ihrem Innern … Shit, shit, shit. „Aber ich war trotzdem mit Männern zusammen, hatte Beziehungen“, presste sie hervor. „Etliche.“
„Was meinst du mit etliche?“ Er klang jetzt nicht mehr ganz so harsch. Zumindest sah er nicht mehr so aus, als würde er jeden, der nur in seine Richtung blickte, gleich umbringen.
„Ein Mädchen muss tausend Frösche küssen, bevor sie ihren Prinzen findet. Das hat meine Schwester mir immer gepredigt. Ich habe mir das zu Herzen genommen und bin mit jedem ausgegangen, der mich gefragt hat. Aber nur, damit du’s weißt: Ich war kein leichtes Mädchen.“
„Leicht?“
„Du weißt schon. Ich hab mich nicht für jeden Interessenten gleich ausgezogen.“
Reyes musste fast losprusten. „Keine Sorge, ich weiß nur zu gut, dass du alles andere als ein leichtes Mädchen bist. Aber: Hat dich denn jemals einer als solches bezeichnet? Wenn ja, dann werde ich …“
„Reyes, hör auf“, sagte sie und konnte ihr Lachen nicht mehr zurückhalten. Er hingegen war wieder so barsch wie zu Anfang. „Niemand hat mich als leichtes Mädchen bezeichnet.“ Trotzdem: Der Gedanke, dass er mit jedem, der es womöglich getan hätte, kurzen Prozess machen wollte, gefiel ihr. „Ich hab das nur gesagt, damit du es weißt. Wirklich ernsthafte Beziehungen hatte ich nur ein paar.“
„Soll ich die Männer umbringen?“
„Warum nur finde ich, dass das das Netteste ist, was du mir jemals gesagt hast?“
Danika meinte, ihn wieder ganz leise kichern zu hören.
„Ich habe niemals geliebt“, sagte er zu ihrer Überraschung.
Ihr war auf einmal nach Tanzen und Singen zumute. Er gehörte ihr, war für sie bestimmt – und zwar von jeher. „Nicht einmal bevor der Dämon dich heimgesucht
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