Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust
gesorgt, dass wir gesund bleiben. Offensichtlich hatten sie vor, mit uns als Köder unsere früheren Entführer anzulocken.“
So wie sie auch mich benutzen wollten, dachte Danika wütend. Zum Glück hatte Reyes … Ihr Blick kreiste durch den Raum, entdeckte ihn aber nirgends. Gönn ihm ein bisschen Ruhe. Genieß den Moment mit deiner Familie. Denn in diesem Moment wusste Danika tief in ihrem Innern, dass sie sich definitiv auf Reyes’ Seite stellen würde, dass sie ihm helfen würde, die Jäger ein für alle Mal zu vernichten.
Niemand, der ihrer Familie so zusetzte, durfte ungeschoren davonkommen. Und Reyes gehörte zu ihrer Familie.
24. KAPITEL
Reyes hatte sich von dem Dämonen-Rausch erholt und die Kreatur wieder eingesperrt, die sich immer noch zufrieden schnurrend an den qualvollen Schmerzen und dem enormen Blutverlust ergötzte. Jetzt fürchtete er nur eines: die Gedanken, die Danika durch den Kopf gehen mochten. Er zitterte, weil ihn seine Verletzungen so schwächten und weil er wusste, dass er sie in diesem Zustand nicht würde beruhigen können.
Momentan befand sie sich in der liebevollen Umarmung ihrer Familie. Götter im Himmel, wie ihre Augen leuchteten. Falls sie bemerkt hatte, dass er sich im selben Zimmer befand, so ließ sie es sich jedenfalls nicht anmerken. Leise ging er in den Flur hinaus und zog sein Handy aus der Tasche.
Er hatte schon letzte Nacht und den ganzen Tag über telefonieren wollen, wollte aber nicht, dass Danika mithörte, und während der kurzen Zeit, in der er das Frühstück besorgt hatte, hatte er Lucien nicht erreichen können. Eine bessere Gelegenheit als jetzt, wo Danika mit ihrer Familie beschäftigt war, würde er wohl nicht bekommen.
Noch während er Luciens Handynummer wählte, gaben seine Knie nach, und er sank erschöpft zu Boden. Wieder nahm sein Freund nicht ab. Stattdessen stand der Hüter des Todes auf einmal direkt vor ihm, das Gesicht angespannt vor Müdigkeit, die verschiedenfarbigen Augen funkelnd. Der Rosenduft, den er verströmte, war intensiver denn je.
Reyes wischte sich mit der einen Hand übers Gesicht und steckte mit der anderen das Handy in die Hosentasche zurück. Er versuchte erst gar nicht aufzustehen. „Bist du hier, um Seelen einzusammeln?“
„Noch nicht, aber ich spüre, dass es auf mich zukommt.“ Luciens Blick wanderte an ihm vorbei durch die aufgebrochene Tür. „Was ist mit dir passiert, mein Freund? Du hast mehr Löcher in deiner Haut als ein Schweizer Käse.“
„Jäger – das ist passiert. Sie haben uns hier aufgelauert. Und Danikas Familie hielten sie als Geiseln gefangen, um sie später gegen uns zu benutzen.“
Luciens außergewöhnliche, unergründliche Augen sprangen entsetzt zu Reyes zurück, bevor sie abermals in den Flur hinausspähten. „Diese Bastarde, die sich als Gutmenschen aufspielen.“
Das Gelächter von Frauen drang zu ihnen herüber, dann hörten sie eine Weile nichts und dann einen eindringlichen Appell: „Du musst ihn umbringen, Dani.“
„Nein, nein. Ihr versteht das nicht.“
„Da gibt’s nichts zu verstehen.“
Reyes konnte Danikas Antwort nicht hören, denn sie flüsterten jetzt. Ging es um ihn? Wahrscheinlich. Bei der Figur, die er in der Schlacht abgegeben hatte, war er überrascht, dass Danika nicht sofort zustimmte.
Lucien hob eine Augenbraue. „Familienzusammenführung, nehme ich an?“
Reyes nickte und richtete sich schwerfällig auf, wobei sich seine Hand automatisch zu seiner Schläfe bewegte und diese massierte, als könne er so seine Benommenheit vertreiben.
„Das Gebäude ist wahrscheinlich verkabelt und videoüberwacht“, murmelte Lucien. „Wir müssen die Frauen so schnell wie möglich hier rausbringen.“
„Lass uns erst sehen, womit wir es hier zu tun haben.“
„Na gut.“
Sie durchsuchten das gesamte Gebäude und stießen tatsächlich auf einen Raum, der dem von Torin in Budapest ziemlich ähnlich war. Es gab jede Menge Computer und Bildschirme, die die Umgebung zeigten, sowie einen Monitor, auf dem offenbar ein anderes Gelände zu sehen war. Dort sammelte und sortierte eine große Gruppe von Jägern gerade Waffen.
„Wahrscheinlich sind sie alarmiert worden, vielleicht haben sie den Kampf sogar beobachtet“, vermutete Lucien. „Ich nehme an, dass sie herkommen werden.“
Reyes krümmte sich und versuchte wieder zu Atem zu kommen. „Ist die Burg sicher?“
„Ja.“
„Dann bring uns dorthin zurück“, sagte Reyes. „Uns alle. Mich zuletzt.“
Lucien
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