Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust
der Atem zu stocken und seine Körperspannung zuzunehmen. „Ich hab versagt.“
„Ein Grund zur Freude.“
„Ich hab versagt“, wiederholte Aeron stur.
Reyes seufzte.
„Oh, oh. Du ihn machen ganzzz verrückt.“ Legion duckte sich und begab sich in Angriffshaltung.
Würde denn niemand hier ihm weiterhelfen?
„Setzt dich hin, Junge“, sagte Lucien zu dem kleinen Dämon. „Wir wollen nur Aerons Bestes.“
Legion fauchte wie eine erschreckte Katze. Das Geräusch tat Reyes auf der Haut weh. „Ich nicht Junge. Du glauben, ich Junge?“
Alle hielten inne und starrten ihn an. Auch Aeron.
Reyes fand als Erster seine Sprache wieder. „Bist du ein … Mädchen?“
Legion nickte. „Und hübsch.“
„Ja, das bist du.“ Reyes tauschte einen Blick mit Lucien. „Wunderhübsch.“
Aeron musste sich erst noch von dem Schock erholen.
„Ich brauche deine Hilfe … meine Süße. In der Hölle befindet sich ein Dämon, der eine verdammte Seele nach einer Frau ausgefragt hat“, erklärte Reyes der Dämonin und kam damit auf sein Anliegen zurück. „Nach meiner Frau. Ich vermute, dass er ihr etwas antun will. Kannst du mir irgendetwas darüber sagen?“
„Oh, oh. Großßße Neuigkeiten in Hölle“, sagte Legion, und seine Lippen verzogen sich zu einem stolzen, glücklichen Lächeln. Er – sie – wandte sich an Aeron. „Alle reden darüber. Gassstdämon hat ihnen erzählt. Darf ich sssagen, darf ich, darf ich?“
Nach kurzem Schweigen nickte Aeron.
„Sssie Ticket zzzum Himmel. Alle Dämonen, die sssie finden, können sssie benutzzzen, um zzzu fliehen.“
Sabin humpelte in die Mitte des Freizeitsalons, um alle Krieger, die verstreut herumsaßen, im Blick zu haben. Einige spielten Poolbillard, andere schauten fern. Manche tranken einfach nur etwas. Ashlyn saß auf Maddox’ Schoß.
„Was sollen wir mit dem Mädchen machen?“, fragte er mit kratziger Stimme. Sein Hals war immer noch rau vom Rauch der Handgranate, den er eingeatmet hatte.
Alle Augen richteten sich auf ihn.
„Wir analysieren ihre Bilder“, schlug Lucien vor, den Billardstock noch in der Hand. „Viel mehr können wir momentan nicht tun.“
„Wir analysieren ihre Bilder – und behandeln Danika gut“, warf Ashlyn dazwischen.
Weichherzige Frauen waren der Untergang des Universums. „Jetzt, wo sie wissen, was sie ist, werden die Jäger uns noch unbarmherziger verfolgen“, gab Sabin zu bedenken.
„Ich dachte, das würde dir gefallen“, sagte Paris, der kurz von seinem fleischlastigen Video aufschaute.
Würde es, sobald er erst richtig genesen war. In diesem Moment jedoch hätte er sich am liebsten an der Wand abgestützt. „Wir müssen sie irgendwohin bringen und wegsperren, wo die Jäger sie nicht vermuten.“
Ashlyn schüttelte entschieden den Kopf: „Auf keinen Fall.“
„Yeah, viel Glück dabei, Reyes von dem Vorschlag zu überzeugen.“ William klopfte Lucien auf die Schulter, ohne dass sein amüsierter Blick von Sabin abschweifte. „Der Mann kann verdammt gut mit Messern umgehen.“
„Wer hat dich eigentlich um deine Meinung gefragt?“, knurrte Sabin.
„Anya“, sagte der Unsterbliche grinsend. „Sie hat mir erlaubt, so lange zu bleiben, wie ich will. Können wir jetzt endlich weiterspielen oder was?“
Gegen seinen Willen fand Sabin den respektlosen Dreckskerl immer sympathischer. „Anya, nimm deinen Freund an die Leine.“
„Warum? Ich gewinne gerade.“
Die beiden kehrten zu ihrer Billardpartie zurück, und Lucien beobachtete, wie sich Anya vorbeugte, um einen Stoß auszuführen. „Mir wäre es lieber, wir töten das Mädchen, als sie unseren Feinden in die Hände fallen zu lassen. Sie ist zu mächtig, sie könnte unserer Sache zu großen Schaden zufügen“, machte Sabin einen neuen Vorstoß.
Doch er bekam keine Antwort, denn es hörte ihm schon längst niemand mehr zu.
Als sich Kane eine Flasche Weißwein nahm, zerbrach sie. „Verdammt!“
Augenrollend ging Sabin zu ihm, griff nach einer neuen Flasche und schenkte ein Glas ein. „Hier, bitte. Und?“, fragte er die anderen.
Torin, der allein abseits in der Ecke stand, schenkte ihm endlich seine Aufmerksamkeit. „Wenn du sie anrührst, werden wir wieder in zwei Lager auseinanderfallen. Reyes würde eher sterben, als sie zu verlieren, und ich würde eher dich verlieren, als ihm wehzutun.“
Sabin seufzte und rieb sich mit seiner müden Hand über das geschwollene Gesicht. Er schätzte diese Männer hier und wollte sie nicht wieder verlieren.
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