Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust
Dämon. Krankheit ist ein Dämon. Du kannst jede Untat, die jemals auf der Welt begangen wurde, alles Böse, das jemals passiert ist, bis zur Türschwelle dieser Dämonen zurückverfolgen.“
Je näher er kam, desto mehr schrumpfte Danika auf ihrer Matratze zusammen. „Was … was hat das alles mit mir zu tun?“
„Hast du denn noch nie erlebt, dass jemand, den du geliebt hast, gestorben ist? Dass etwas, was du besessen hast, zerstört wurde? Bist du noch nie angelogen worden? Nie krank gewesen?“
„Ich … ich …“ Sie wusste nichts darauf zu erwidern.
„Erkennst du denn noch immer nicht, wie heimtückisch sie sind? Einer dieser Dämonen hat meine Frau verführt. Dabei war sie der aufrechteste, ehrlichste, treueste Mensch, den man sich vorstellen kann, niemals hätte sie mich von sich aus betrogen. Und doch ist es diesem verdorbenen Dämon gelungen, sie in sein Bett zu locken und auch noch davon zu überzeugen, dass sie böse ist und deshalb sterben muss. Also hat sie sich umgebracht, hat sich an einem Balken in unserer Garage erhängt. Ich hab sie dort gefunden.“ Mit jedem Wort wurde seine Stimme schärfer. Sein angespannter Kiefer schien wie aus Stein gemeißelt.
Danika kannte den Schmerz, der einen schier umwarf, wenn man einen geliebten Menschen tot auffand. Sie war diejenige gewesen, die ihren Großvater nach seinem Herzinfarkt entdeckt hatte, und der Anblick seines bleichen, leblosen Körpers verfolgte sie immer noch und überlagerte ihre Erinnerungen an den vitalen Menschen, der er vorher gewesen war. „Der Tod Ihrer Frau tut mir schrecklich leid.“
Stefano schluckte und schien einige Mühe zu haben, sich wieder zu sammeln. „Ihr Verlust hat meinem Leben einen neuen Sinn gegeben – ein Lebensziel, das ich mit Tausenden von anderen Menschen rund um den Globus teile. Die Herren der Unterwelt verkörpern die Dunkelheit – und wir das Licht. Und wir sind nicht dafür geschaffen, das Böse zu ertragen, das sie in der Welt verbreiten. In unserer Welt“, fügte er hinzu. Dann schloss er die Augen, als würde er den süßen Geschmack seiner Hoffnung genießen. „Sobald wir die Herren erst einmal gefangen und das Böse, das sie beherbergen, ein für alle Mal weggesperrt haben, wird die Welt wieder sein wie in ihren Anfängen: wunderschön … und friedlich. Einfach perfekt.“
Lass ihn reden. Das lenkt ihn von dir ab. „Warum sie nur fangen, warum nicht töten?“
Ganz langsam öffnete er die Augen, und der verklärte Ausdruck verflüchtigte sich. Er starrte sie an, als wolle er ihre Seele auf die Probe stellen. Ein gruseliges Gefühl. „Wenn man sie tötet, setzt man ihre Dämonen frei, die dann ungehindert in die Welt ausschwärmen und dort wüten können. Die Herren der Unterwelt und ihre Dämonen müssen miteinander verbunden bleiben.“ Er zuckte mit den Achseln, als wäre das kein großes Ding, aber seine Augen hatten sich zu Schlitzen so schmal wie Rasierklingen verengt. „Zumindest bis wir die Büchse finden.“
„Die Büchse?“ Danika versuchte entspannt zu wirken, während sie möglichst unauffällig ihr Handgelenk an den Eisenfesseln rieb. Sie waren immer noch zu eng, aber ihre Haut darunter war schon schweißnass. Wenn sie doch nur mit den Händen hinausschlüpfen könnte. Dann könnte sie … Was könnte sie dann? Wegrennen? Ihre Familie wurde von Dämonen gejagt, nicht von Menschen. Würden die, die sie liebte, wirklich jemals wieder in Sicherheit sein?
„Pandoras Büchse“, erklärte Stefano und musterte sie immer noch aufmerksam.
Sie riss die Augen auf und sagte gar nichts. Ist das hier vielleicht auch nur ein Traum? Ein weiterer Albtraum? „Sie machen Witze, oder?“ Ihre Großmutter hatte ihr immer wieder Geschichten über Pandora und deren berüchtigte Büchse erzählt. „Das ist Mythologie. Eine Legende.“
Er verschränkte die Arme über der Brust, wobei sich der Stoff seines T-Shirts so dehnte, dass die Muskeln darunter sichtbar wurden. Offenbar trainierte er genauso wie die Herren der Unterwelt mit Gewichten und Waffen. „Ja, Kleine, und Dämonen gibt’s auch nicht auf der Erde, stimmt’s?“
Ihr Magen krampfte sich vor Angst zusammen.
„Ich werde dir jetzt mal eine Geschichte erzählen, okay? Hör gut zu.“
Er machte eine Pause und wartete auf ihre Reaktion. Sie nickte, in der Hoffnung, dass es das war, was er sehen wollte.
Offensichtlich ja, denn er fuhr fort: „Ein paar Hundert Jahre nach Erschaffung der Erde entkam eine Horde von Dämonen aus
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