Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust
ihre Angst bis ins Mark seiner eigenen Knochen. Als würde diese Angst direkt über die roten Ziegelsteine des Geschäfts, das sich im unteren Teil des Gebäudes befand, ausgeschwitzt.
Es war ein Waffengeschäft. Wie passend. Und wie ironisch. Mit ihrem ganzen Friedensgequatsche hätten die Jäger lieber eine Kirche auswählen sollen.
„Über den Geschäftsräumen befinden sich Wohnräume. Dort ist sie“, sagte Lucien mit grimmiger Stimme. „Die Männer waren auffällig schweigsam, so als hätten sie gewusst, dass ich mich bei ihnen aufhalte.“
Reyes kam fast die Galle hoch. „Lebt sie … lebt sie noch?“ Er hatte Mühe, die Worte überhaupt verständlich über die Lippen zu bringen.
„Ja.“
Er schluckte. Irgendetwas an Luciens Tonfall schmeckte ihm nicht. „Aber?“
„Sie schläft immer noch.“
Reyes Finger krallten sich fester um seine Waffen. „Wie viele Jäger sind jetzt in dem Gebäude?“
„Zwölf. Einige sind bereits gegangen.“
„Ihr Anführer?“
„Ist auch schon fort.“
Bastard. Doch Reyes würde ihn schon noch in die Finger kriegen. Sehr bald sogar. Wenn Danika erst einmal in Sicherheit war, würde ihn nichts mehr halten.
„Es gibt einen Mann, der als ihre persönliche Wache abgestellt zu sein scheint“, meinte Lucien. „Der ist kaum von ihrer Seite gewichen. Er ist auch jetzt da und schaut ihr beim Schlafen zu.“
„Hat er … hat er sie angefasst?“
„Nicht mit Gewalt.“
Wie denn dann? Mit Wollust? „Ist sie vergewaltigt worden?“ Reyes biss die Zähne zusammen, um nicht blindlings loszustürmen und zuzuschlagen.
„Das weiß ich nicht.“
„Sie gehört mir.“ Seine Stimme klang so trügerisch ruhig und gelassen, dass kein Zweifel an seiner wilden Entschlossenheit bestand. „Dass niemand auch nur wagt, in ihre Nähe zu kommen.“
Lucien nickte. „Na schön. Die Zeit des Kampfes ist gekommen.“
Sofort drängelte sich Reyes an seinen Freunden vorbei und marschierte zu dem Haus. Als er den Laden betrat, bimmelte eine kleine Glocke über der Tür und kündigte seine Anwesenheit an. Der Mann hinter dem Verkaufstresen wollte gerade ein Lächeln aufsetzen, als er Reyes’ barsche Miene sah. Das Lächeln gefror auf halbem Weg, und Hass trat in die Augen des Jägers.
Soweit Reyes wusste, waren sie sich noch nie begegnet, aber trotzdem erkannten sie sich sofort als Feinde.
„Wo ist sie?“
„Du hast meinen Sohn umgebracht, Dämon.“
„Ich habe deinen Sohn nie getroffen, Jäger.“
„Ihr seid Krebsgeschwüre auf der Erde, ihr alle, und ihr seid verantwortlich für jeden einzelnen Toten. Doch nicht mehr lange. Lang leben die Jäger!“ Als hätte er die ganze Zeit nur auf Reyes gewartet, griff er nach einer halb automatischen Pistole mit Schalldämpfer.
Auch Reyes zückte seine Pistole, und sie schossen im selben Augenblick. Reyes, um seinen Feind zu töten, der Jäger, um ihn zu verletzen. Denn Reyes’ Tod hätte den Dämon befreit, und das wollten die Jäger unter allen Umständen vermeiden. Dies zu wissen war für sie ebenso wertvoll wie eine Waffe.
Eine Kugel verschwand in Reyes’ Schulter, aber der lachte nur über den wundervollen Schmerz. Das Gehirn des Jägers spritze an die Wand hinter ihm. Er lachte nicht mehr. Reyes fühlte ein kurzes Bedauern, doch dann sagte er sich, dass Frieden einfach nicht möglich war, solange die Jäger ihren Hass in der Welt verteilten.
Einer war beseitigt. Blieben noch elf.
„Hey, versuch mal, uns auch noch welche übrig zu lassen“, maulte Sabin, der hinter Reyes den Tresen umrundete, auf eine Tür zuging und sie auftrat. Ein schmaler Treppenaufgang lag dahinter.
„Guter Job, Herzchen-Schmerzchen.“ Anya schlug ihm mit der flachen Hand auf den Kopf. „Jetzt wissen die anderen, dass wir da sind.“
Mit diesen Worten folgte sie Sabin im Laufschritt die Treppe hinauf.
Als Reyes die Stufen hochstieg, tropfte Blut aus der Wunde in seiner Schulter.
„Ich werde mich zu meiner Frau gesellen und eurer Vernichtung aus dem Himmel zuschauen“, hörte man eine Männerstimme rufen, bevor sie mit einem schallgedämpften Schuss zum Schweigen gebracht wurde und man nur noch ein Gurgeln und dann den Aufprall des Körpers auf dem Boden vernahm.
Geräusche von Schritten. „Ihr werdet in der Hölle schmoren, Dämonen“, brüllte ein anderer Mann, dessen Stimme jedoch ebenso schnell erstarb.
„Sie befindet sich im dritten Zimmer auf der rechten Seite“, sagte Lucien, der auf einmal neben Reyes stand.
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