Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust
werden dir nichts tun. Zumindest nicht mehr als bisher“, fügte er mit einem schiefen Grinsen hinzu.
Es war ganz sicher kein Versprechen auf Freude und Annehmlichkeit – und trotzdem: Wie gerne hätte sie ihm vertraut und ihm vielleicht sogar gestanden, warum sie hier war, damit er das Problem für sie löste. Du Dummkopf. Wie freundlich würde Reyes wohl noch sein, wenn er erst einmal die Wahrheit erfuhr? Wenn er erfuhr, dass sie hier war, um ihn auszuspionieren, um Informationen zu sammeln, die am Ende gegen ihn verwendet würden. Du tust es für deine Familie, vergiss das nicht. „Ich hab ihn in der Nacht nicht gesehen.“
Reyes hatte sich auf seine Ellbogen gestützt, um Distanz zwischen sie zu bringen, und sah sie jetzt fragend an. „Wen hast du nicht gesehen?“
„Lucien. Als der Kerl gestorben ist, hab ich Lucien nicht gesehen.“ Unzählige Fragen schossen ihr durch den Kopf, und zwar im selben Tempo, wie Reyes’ Wärme sich aus ihrem Körper zurückzog und sie wieder zittern ließ. „Du hast gesagt, dass er anwesend war und gesehen hat, was ich getan habe.“
„Du konntest ihn auch nicht sehen. Lucien bewegt sich, wenn er seinen Pflichten nachkommt, ausschließlich in der Welt der Geister und bleibt deshalb unsichtbar.“
Sie musste ihn am Reden halten. Das war genau die Art von Information, die sich Stefano wünschte. Doch noch während sie das dachte, regten sich Schuldgefühle in ihr. Schuldgefühle? Warum? Reyes und seine Freunde verdienten es, ausgerottet zu werden. „Wie ist das möglich? Wie kann er sich in der Welt der Geister aufhalten? Was sieht er dort?“
„Da bin ich nicht der Richtige, um dir das zu erklären.“
Wenn sie ihn jetzt weiter drängte, würde er Verdacht schöpfen, oder? Leider lief ihr Verstand nicht gerade auf Hochtouren. „Du sagtest, dass ihr alle besessen seid. Von w…was für Dämonen seid ihr denn besessen?“
Jetzt hielt er sich so steif, als hätte er einen Besenstiel verschluckt. „Die Männer, die dich angegriffen haben, waren Jäger.“
„Jäger“, wiederholte sie. Reyes hatte ihre Frage gerade ebenso geflissentlich nicht beachtet, wie sie einige seiner Fragen ignoriert hatte. Aber vielleicht war es auch besser, dass er nicht antwortete. Bis jetzt konnte sie fast noch so tun, als hätte sie, wie so oft, einfach nur schlecht geträumt, als wäre ihre Familie in schönster Sicherheit und ihre einzige Sorge die Frage, ob sie ihr nächstes Auftragsgemälde rechtzeitig fertigbekäme. Sie konnte fast so tun, als wäre Reyes ein normaler Mann, der versuchte, hier mit ihr anzubandeln. Fast. „Ashlyn hatte sie seinerzeit mal erwähnt, aber da wussten wir noch nicht, was Jäger sind.“
„Die Jäger sind ein Trupp von Männern, die uns ausrotten wollen. Sie glauben, dass die Welt ohne uns besser dran wäre.“
„Und, wäre sie das?“, kam Danika nicht umhin zu fragen. Sein Blick verdüsterte sich. „Solange die Menschen einen freien Willen haben, wird die Welt nie perfekt sein. Wir zwingen sie nicht, schlechte Dinge zu tun. Sie tun sie aus freien Stücken.“ Bitternis klang aus jedem Wort heraus. „Doch die Jäger verschließen gern ihre Augen vor dieser Tatsache. Klar, für sie ist es viel einfacher, all ihre Probleme auf eine Instanz abzuwälzen, die sie nicht durchschauen.“
Was er sagte, klang vernünftig, doch ganz so schnell wollte sie nicht umschwenken. Zu viel stand auf dem Spiel. „Aber ihr habt meine Familie doch ganz gezielt gejagt. Warum? Sag’s mir doch endlich. Ich hab ein Recht, es zu erfahren. Warum habt ihr Jagd auf uns gemacht? Was hat meine Familie mit dieser ganzen Sache zu tun? Mit dir?“
„Danika …“
„Ich bitte dich, erzähl es mir endlich!“
Er rieb sich die Stelle direkt über seinem Herzen. „Die Götter haben Aeron befohlen … erinnerst du dich an Aeron?“
Obwohl Danika schweißbedeckt war in Erwartung der lang ersehnten Antworten, fröstelte es sie plötzlich. Niemals im Leben würde sie diesen Kerl vergessen. Schon bald nach ihrer ersten Entführung war Aeron auserkoren worden, sie in die Stadt zu begleiten, um Medikamente für Maddox’ Freundin zu kaufen. Wie eine Frau so krank sein konnte, sich mit einem der Krieger einzulassen, war ihr immer noch schleierhaft – obwohl sie Ashlyn in den darauffolgenden Wochen extrem nett und ihre Gesellschaft sehr angenehm gefunden hatte. Aeron jedenfalls hatte damals sein Hemd hochgezogen und seinen mit brutalen Tattoos bedeckten Oberkörper entblößt. Danika
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