Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust
Mund.
Genießerisch schloss sie die Augen.
Reyes zog sich in eine Ecke des Raumes zurück, betaste die Klinge seines Dolches und rammte sich dessen Spitze hinter seinem Rücken ins Handgelenk. Oh, das ist so verdammt gut. Währenddessen beobachtete er sie. Sie hatte auf sein Bekenntnis, ein Dämon zu sein, nicht so reagiert, wie er befürchtet hatte. Er hatte mit blankem Horror, einem entsetzten Schrei und Ungläubigkeit gerechnet. Stattdessen hatte sie die Nachricht ganz ruhig geschluckt und nicht einmal Beweise verlangt.
Das bedeutete, dass sie schon vorher Bescheid gewusst hatte.
Doch was hatten die Jäger ihr noch erzählt?
So sehr wie Danika ihn und seine Freunde hasste, fürchtete Reyes plötzlich, dass die Jäger sie überzeugt haben könnten, als Köder für sie zu arbeiten. Und wenn sie tatsächlich ein Lockvogel war, musste sie ihnen erlaubt haben, sie mit Drogen vollzupumpen. Wahrscheinlich, damit er nicht merkte, in welcher Funktion sie da war. Es machte ihn traurig, dass man sie zu so einer extremen Maßnahme getrieben haben könnte.
Bestand ihr Job darin, ihn abzulenken und seine Feinde ins Innere der Festung zu lassen? Oder sollte sie ihn einfach nur ausspionieren? Wegen ihrer vielen Fragen tippte er eher auf Letzteres. Sie hatte ihn nach seinem Dämon ausgefragt und sich nach Luciens Fähigkeiten erkundigt. Ob sie wohl alle Informationen, die sie erhielt, umgehend den Jägern übermittelte?
Sollte ihrer Familie irgendetwas zugestoßen sein, dann würde sie ihn verraten, kein Zweifel. Könntest du ihr das verübeln? Nein, das konnte er nicht, aber genauso wenig konnte er den Schmerz über ihren möglichen Verrat – oder vielmehr ihren bereits begangenen Verrat – unterdrücken.
Wegen desselben Verdachts hatte Maddox Ashlyn fast getötet. Deshalb war es völlig klar, dass die anderen, sollten sie auch nur den leisesten Argwohn hegen, Danika könnte ein Spitzel sein, sie auf der Stelle ausschalten würden – oder ihn bitten würden, es zu tun.
Reyes hatte die Jagd auf die Jäger erst in den vergangenen Monaten wieder aufgenommen, all die Jahrtausende zuvor hatte er sie in Ruhe gelassen. An den Beginn ihrer Blutfehde erinnerte er sich jedoch noch sehr gut: an die Kämpfe und die Toten, die Schreie und die Zerstörung. Auf beiden Seiten. Jeder Schatten war verdächtig gewesen, jeder Fremde ein möglicher Mörder.
Trotzdem hatte Reyes nicht in ständiger Angst gelebt, denn er war schon damals mit Leib und Seele Krieger gewesen – dreist, arrogant und siegessicher, was die Frauen und die Schlachten anbelangte. Er hatte ohne Gewissensbisse gemordet, sich jede Frau genommen, die scharf auf ihn war, und sie in das lustvolle Reich der Schmerzen eingeführt, völlig gleichgültig gegenüber den Konsequenzen, die das Ganze für sie hatte.
Einige von ihnen hatten ihren nächsten Partner verprügelt, andere sich danach gesehnt, künftig selbst geschlagen zu werden. Allen Frauen war gemeinsam, dass sie ihr altes Ich abgestreift und dieselbe Lust am Schmerz entwickelt hatten wie er selbst.
Danika würde er das nicht antun, und ebenso wenig würde er zulassen, dass seine Freunde ihr etwas antaten. Egal welche Ziele sie verfolgte. Er hatte zu viel Energie investiert, um sie zu retten, er brauchte sie viel zu sehr, ja, er glaubte sogar, ohne sie nicht mehr leben zu können. Entweder würde er ihre Zuneigung gewinnen, sodass sie ihre Spitzelpläne aufgab, oder er würde verhindern müssen, dass sie die Jäger kontaktierte.
Entschieden nickte er. Er konnte … er konnte sie einfach nicht gehen lassen. Sie … linderte seine inneren Qualen, das hatte er jetzt schon öfter festgestellt. Jedes Mal wenn er sich ihr näherte, flaute seine Sehnsucht nach Schmerzen beträchtlich ab. Wie oft schon hatte er vom Dach der Festung springen müssen. Wie oft schon hatte er von gebrochenen Knochen und zerfetzten Organen geträumt. Und jetzt schienen ihm ein paar kleine Hautverletzungen hier und da auszureichen. Erstaunlich.
„Danke. Für das Essen.“ Die Worte gingen Danika nur widerwillig über die Lippen. Sie schob sich noch eine Weintraube in den Mund.
„War mir ein Vergnügen.“ Sie hatte schon wieder etwas Farbe im Gesicht und schien weniger wackelig auf den Beinen. Zwar war ihre Haut immer noch schmutzig, aber zumindest waren die durchscheinenden Adern verschwunden. „Wenn du aufgegessen hast, kannst du duschen.“
Sie verspannte sich, sah ihn aber nicht an. „Das ist reine
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