Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust
Freundin hatte, die ungefähr so groß war wie sie selbst – warum nur versetzte ihr der Gedanke einen solchen Stich? –, oder aber er hatte die Sachen extra für Danika gekauft.
Da es sich um ähnlich weiche T-Shirts, Pullover und verwaschene Jeans handelte wie die, die sie in ihrem Budapest-Urlaub bei sich gehabt hatte, vermutete sie, dass Letzteres zutraf. Sie musste schlucken. Warum hatte er das getan?
Ist die Antwort wirklich wichtig?
Sie schluckte noch einmal und nahm sich dann ein Hemd und eine Hose. Die Unterwäsche traute sie sich gar nicht näher zu inspizieren. Schnell zog sie einen BH und einen Slip aus dem Haufen bunter, hauchdünner Spitze hervor.
Dann hüpfte sie unter die Dusche. Seife und Shampoo erinnerten sie an Reyes. Der betörende Duft nach Hölzern umgab sie wie ein warmer Kokon. Er trägt einen Dämon in sich, vergiss das nicht.
Als es schließlich leise an der Tür klopfte, war sie bereits angezogen: graues T-Shirt, schwarzer Pullover und modisch zerrissene Jeans. Ihre nassen Haare tropften ihr auf den Rücken. Die Haarfarbe war etwas herausgewaschen, sodass sie sich fühlte, als hätte sie die Mähne eines Stinktieres auf dem Kopf. Die hätte sie Reyes gern vorenthalten, dabei war es eigentlich vollkommen egal, was er von ihr dachte. Eitelkeit war nichts, was sie sich im Moment leisten konnte.
Sie klopfte prüfend gegen ihre Knöchel, um sich zu vergewissern, dass die Dolche, die sie von der Wand abgenommen und umgeschnallt hatte, sicher befestigt waren. Waren sie. „Komm rein“, rief sie und spannte ihre Beinmuskeln an, um für den Angriff gerüstet zu sein. Es war ja durchaus möglich, dass Reyes es sich anders überlegt hatte und sich auf einmal weigerte, sie zu Aeron zu führen.
Die Tür ging auf, und zu ihrer Überraschung stand eine Frau vor ihr, die sie mit honigfarbenen Augen anschaute. Danika schnappte nach Luft. Eine Sekunde später kam die Frau mit einem begeisterten Lächeln herein. „Danika!“
„Ashlyn.“ Jetzt lächelte auch Danika, zum ersten Mal seit Ewigkeiten, wie ihr schien. Sie breitete die Arme aus und begrüßte freudig ihre beste Erinnerung an diesen Ort: Ashlyn. Da sie beide gegen ihren Willen in der Burg festgehalten worden waren, hatten sie sich schnell angefreundet.
Glücklich hielten sich die beiden in den Armen. Danika hatte zwischendurch immer wieder unter der Trennung von der Freundin gelitten, doch erst jetzt realisierte sie, wie sehr sie sie tatsächlich vermisst hatte.
„Ich hab jeden Tag an dich gedacht“, sagte Ashlyn und zog Danika noch dichter an sich heran. „Was hast du die ganze Zeit gemacht? Wie geht es dir?“
„Ich war auf der Flucht. Und ganz ehrlich: Mir ging’s schon mal besser. Aber wie steht’s mit dir?“
„Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, aber mir geht’s blendend.“ Die zauberhafte Ashlyn schob Danika auf Armeslänge von sich und betrachtete sie von oben bis unten. Ihr Lächeln wich einem sorgenvollen Stirnrunzeln. „Du hast dunkle Augenränder und Gewicht verloren, das du eigentlich dringend brauchst.“
„Und du siehst fantastisch aus. Du strahlst ja förmlich. Die Männer behandeln dich offenbar wirklich gut.“
„Wie eine Göttin.“ Ashlyn machte eine kurze Pause und musterte Danika erneut. „Kann ich irgendetwas für dich tun? Brauchst du irgendwas?“
„Ein Ticket nach Hause. Meine Familie. Reyes’ Kopf auf einer Servierplatte. Ansonsten nichts, danke.“
Ashlyns Lächeln kehrte zurück, und diesmal lag weibliches Wissen darin. „Reyes ist nicht so schlecht, wie du denkst. Er ist anstrengend, aber süß.“
Sie fasste Danika bei der Hand und führte sie zum Bett. „Hör zu, ich will nicht, dass du dir Sorgen machst, während du hier bist. Die Dinge haben sich geändert. Das ist hier jetzt kein reiner Männerverein mehr. Anya und Cameo sind eingezogen und passen mit darauf auf, dass keiner der Kerle aus der Reihe tanzt. Hast du sie schon kennengelernt? Nein? Du wirst sie auf jeden Fall mögen, wenn du sie triffst. Zusammen werden wir einen Weg finden, deine Familie zu retten, da hab ich überhaupt keinen Zweifel. Und die Männer werden uns helfen. Sie haben Herzen aus Gold, das wirst du merken, wenn du sie erst besser kennst.“
„Ich sage es dir total ungern, Ash, aber sie sind Dämonen. Waschechte Dämonen, direkt aus der Hölle.“
„Ja, ich weiß.“
Danika starrte sie an, nicht sicher, ob sie richtig gehört hatte. „Das weißt du? Und du bleibst trotzdem bei ihnen? Aus
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