Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust
Kugel drang in sein Bein ein, was zwar schmerzhaft war, aber keinen weiteren Schaden anrichtete.
Fast im selben Moment landete er auf dem Jäger und riss ihn mit sich zu Boden. Sie klatschten auf die harten Steine und schrammten sich am herumliegenden Geröll die Haut auf. Eine Sekunde später stand Amun neben ihnen, das Betäubungsgewehr im Anschlag, und schoss dem Bastard direkt in den Hals.
Zunächst sah man dem herumstrampelnden Jäger nicht an, dass er getroffen war. Doch als Paris ihm ins Gesicht boxte und ihm dabei die Nase brach, konnte der Mann nicht einmal mehr seinen Arm heben, um den Schaden zu betasten. Schließlich blieb er reglos liegen und Paris erhob sich keuchend.
„Ich hoffe … du leidest …“, brachte der Jäger noch hervor. „Du verdienst es.“ Dann schloss er die Augen.
Um sie herum war die Schießerei noch in vollem Gange.
Strider stand plötzlich neben Paris, abermals grinsend. „Bist du bereit für den Nächsten?“
„Aber sicher.“ Paris verschwendete nicht einen Blick auf seinen pochenden Oberschenkel. Er würde schon noch genug Zeit zum Wundenlecken haben. Dann würde er auch die Kugel herausholen müssen, denn es war leider kein Durchschuss gewesen, wie ihm das Reiben des Metalls in seinem Muskelgewebe verriet.
Und natürlich musste er bald eine Frau finden und sie besinnungslos vögeln.
Früher hätte er bei dieser Aussicht fröhlich vor sich hin gegrinst. Doch mittlerweile hasste er sich immer mehr dafür, hasste die Art und Weise, wie er die Sache anging, und hasste die Frauen, die das akzeptierten. Na, besser eine Frau als ein Mann. Sein Magen krampfte sich bei dem Gedanken zusammen. So sehr wie er vom Vögeln abhängig war, musste er sehr bald einen Sexpartner finden. Und wenn er keine Frau fand …
„Los, kommt“, knurrte er und begab sich zusammen mit Amun und Strider mitten ins Gemetzel.
Aus seiner Wunde tropfte Blut auf den Boden und hinterließ eine rote Spur, die sich mit den Pfützen von Anyas Unwetter mischte. Seine Beine zitterten so, dass er mehr stolperte als aufrecht ging.
Leider fand er keine weitere Zielscheibe, denn die Jäger waren bereits besiegt – allesamt getötet bis auf einen, und dieser eine schlief. Drei von Paris’ Freunden waren angeschossen, und Lucien musste Gideon wegen seines böse durchlöcherten Magens sogar in die Budapester Burg beamen.
Paris war so erschöpft, dass er zu Boden sank. Seine Hose war durchweicht von Wasser und Blut, was aussah, als hätte er eingenässt, aber das war ihm egal. Ich habe niemanden getötet, dachte er enttäuscht. Wie gern hätte er noch einen Jäger hinter einem Busch hervorspringen sehen und sich mit der Klinge an ihm ausgetobt, bis sich seine innere Unruhe legte.
Während Paris einen Finger auf seine pochende Wunde gepresst hielt, beamte Lucien den noch lebenden Jäger in ihren Kerker in Budapest. Dieser Kerker, jahrhundertelang nahezu ungenutzt, nahm nun fast täglich einen neuen Gefangenen auf, sodass es sich schon fast lohnte, einen roten Teppich auszurollen.
Paris fand die Kugel erst, als Lucien ein paar Minuten später zurückkehrte – blass und zitternd.
„Bist du okay?“, stieß Paris zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Verdammt, tat das weh! Die Kugel war glitschig und rutschte ihm immer wieder zwischen den Fingern durch.
„Er ist aufgewacht und hat sich selbst mit einem kleinen Messer niedergestochen, das er in seiner Tasche trug, bevor ich ihn erledigen konnte. Dabei hat er mich auch erwischt.“ Blut quoll aus einem kleinen kreisrunden Loch an Luciens Hals. „Jetzt muss ich erst einmal die anderen abtransportieren.“ Noch während er sprach, wurden seine Augen glasig, und seine Bewegungen verlangsamten sich.
Tod hatte ihn zur Arbeit gerufen. Und es war überhaupt nicht abzuschätzen, wie lange sein Geist fortbleiben würde, während er und sein Dämon die Seelen in den Himmel überführten. Oder in die Hölle. Seinen Körper hatte er diesmal hiergelassen, wahrscheinlich weil er sich nicht mit dem schmerzenden Hals herumschlagen wollte.
Paris konnte das unmittelbar nachempfinden. Herrje, wie lange würde er noch brauchen, um diese verdammte Kugel aus seinem Oberschenkel zu entfernen?
Als es ihm endlich gelang, sanken seine zitternden Arme schlaff nach unten, wobei ihm das verdichtete Metallstück aus der Hand fiel. Strider ließ sich neben ihn plumpsen und deutete mit dem Kinn auf Paris’ blutende Wunde.
„Vielleicht solltest du deine Reflexe bis zum nächsten
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