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Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust

Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust

Titel: Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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erinnern, wie sie Aerons Kerker verlassen hatte und in Reyes’ Schlafzimmer gekommen war. Reyes musste sie getragen haben. So wie Aeron ihre Großmutter in den Tod getragen hatte?
    „Ich muss sie sehen“, brachte sie hervor. „Ich muss meine Mutter und meine Schwester sehen.“ Ob sie schon von Grandma Mallory wussten? Waren sie bei dem schrecklichen Ereignis vielleicht sogar dabei gewesen? Oh Gott, oh Gott, oh Gott. Tränen quollen ihr aus den Augen. Sie würde sie finden, es ihnen erzählen, falls sie es noch nicht wussten, und danach hierher zurückkommen und Aeron sein finsteres Herz durchbohren.
    Nein, halt. Sie würde zuerst Aeron erstechen, denn dann könnte sie ihrer Familie wenigstens eine gute Nachricht überbringen. Doch so richtig erfreuen konnte sie sich an dem Gedanken nicht.
    Warme, starke Hände legten sich um ihre Oberarme und zogen sie langsam hoch. Die Finsternis ihrer nächtlichen Albträume umhüllte sie jetzt sogar schon am helllichten Tag. Doch aus dieser Dunkelheit tauchten plötzlich Reyes’ Konturen auf, und er sah wild entschlossen aus, sie zu retten. „Es tut mir so leid, was passiert ist, mein Engel, es tut mir so leid.“
    Ihre Lippen bebten, und ihr Hals war wie zugeschnürt. „Es tut dir leid?“, stieß sie hervor und spürte, wie ihre Wut – in einer Art Selbstschutz – alle anderen Gefühle verdrängte. „Du hast deinen Teil zu alledem beigetragen, du Mistkerl, also lass mich verdammt noch mal in Ruhe. Meine Großmutter war eine großartige Frau. Liebevoll und zärtlich. Gib’s schon zu: Du bist froh, dass sie fort ist, oder? Oder?“, schrie sie, als er nicht antwortete.
    „Ich bin überhaupt nicht froh. Es schmerzt mich zu sehen, wie schlecht es dir geht.“
    „Aber du magst es doch, wenn es schmerzt, stimmt’s?“
    „Danika, ich …“ Eine drückende Stille breitete sich aus. „Aeron hat gesagt, er glaubt, sie getötet zu haben. Vielleicht hat er das gar nicht. Vielleicht hat sie überlebt.“
    „Eine achtzigjährige Frau gegen einen übernatürlich starken Dämon?“ Danika lachte bitter auf. „Das glaubst du ja wohl selbst nicht.“
    Reyes’ Finger gruben sich tiefer in ihre Haut, und er schüttelte sie. „Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben.“
    „Hoffnung.“ Erneutes freudloses Lachen. „Hoffnung ist ein Dämon, der noch schlimmer ist als dein Schmerz.“
    Reyes ließ sie los, als hätte sie Hörner bekommen und ihn damit aufgespießt. Obwohl: Das hätte ihm gefallen, dachte sie düster. Dann wäre er sicher nicht auf Abstand gegangen. Wahrscheinlicher war da wohl, dass er sie losgelassen hatte, weil er fürchtete, sie würde ihn wieder küssen wollen.
    „Gib mir bitte eine ehrliche Antwort: Hast du diesen Vergleich aus Verzweiflung über Aerons Worte gezogen, oder glaubst du wirklich, dass Hoffnung ein Dämon ist?“
    „Spielt das eine Rolle?“
    „Ja.“
    Sie zuckte die Achseln, wieder wie benommen. Sie war sogar so durcheinander, dass sie nicht weiter darauf achtete, welche Wendung das Gespräch nahm. „Beides.“ Was waren die letzten beiden Tage doch für eine Berg-und-Tal-Fahrt gewesen! Es war einfach zu viel!
    „Woher weißt du, dass Hoffnung ein Dämon ist?“, fragte er. „Die Menschen halten die Hoffnung immer für eine wundervolle, positive und richtige Sache.“
    „Also stimmt es?“ Was gab es da draußen eigentlich noch alles, das Freude stahl und Leben zerstörte? „Eigentlich sollte mich das erstaunen.“
    „Warum?“
    Wieder zuckte sie die Achseln. „Grandma Mallory hat mir immer viele Geschichten erzählt. Ich habe sie für harmlos gehalten, dachte, es wäre ihre Art, mit dem Chaos ihres Lebens fertig zu werden.“
    „In dem Punkt“, gab er widerstrebend zu, „hatte sie recht. Hoffnung ist tatsächlich ein Dämon. Ein Monster, das jetzt in einem unsterblichen Krieger wohnt, der ähnlich trügerisch ist wie sie selbst.“
    Und wie du, hätte sie fast gesagt, verkniff es sich aber gerade noch. Reyes hatte sich ihr gegenüber noch nie von einer unangenehmen Seite gezeigt. „Kennst du ihn … es?“ Ihr Mund verzog sich vor Ekel. „Und wieder frage ich mich, warum ich nicht erstaunt bin. Grandma hat mir erzählt, dass Hoffnung vorsätzlich Erwartungen schürt, dass er Menschen an Wunder glauben lässt, nur um die Erwartungen sogleich zu durchkreuzen und nichts als Elend und Verzweiflung zu hinterlassen.“ Stefano hatte recht. Die Welt wäre um einiges besser ohne Dämonen.
    „Wir sind nicht alle so“, sagte Reyes, als

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