Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust

Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust

Titel: Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
Vom Netzwerk:
stillen. Seit ihrer Ankunft war er nicht mehr vom Burgdach gesprungen und hatte auch keine seiner gefährlichen Lieblingsbeschäftigungen ausgeübt. Zwar ritzte er sich immer noch, das schon, aber von seiner Todessehnsucht war nichts mehr zu spüren.
    Und mehr konnte ein Herr der Unterwelt nicht verlangen.
    Das war es doch letztlich, wonach sie sich alle sehnten: innerer Frieden. Frieden nach all den Kriegen, dem endlosen Blutvergießen und den immerwährenden Qualen. Wie konnten sie also einem ihrer Freunde ein solches Wunder wie Danika absichtlich entreißen? Gar nicht konnten sie das. Also hatten sie Reyes allein mit ihr zurückgelassen. Nun, nicht ganz allein. Torin, Cameo und Kane – Träger des Dämons der Katastrophe, den man nirgendwohin mitnehmen konnte, ohne dass die Glühbirnen rausflogen und der Putz von der Decke fiel – waren in der Burg geblieben, schützten sie vor ungebetenen Gästen und überwachten die Computerbildschirme. Oh, und natürlich William. Obschon der in Paris’ Augen nicht zählte, denn auf seine Fähigkeiten konnte man nichts, aber auch gar nichts geben.
    Schmerz, Krankheit, Katastrophe und Elend zusammen an einem Ort. Na, das kann ja heiter werden, dachte Paris. Grinsend schüttelte er den Kopf. Sienna hätte, wenn sie davon erfahren hätte, vor Freude in ihre zarten kleinen Hände geklatscht. Sie hätte …
    Doch das Grinsen verging ihm schnell und wich einer grimmigen Miene: Das Gefühl innerer Ödnis hatte wieder die Oberhand gewonnen. Er durfte einfach nicht mehr an sie denken. Sie war tot. Verbrannt. Und außerdem eine verhasste Feindin.
    Dicke Regentropfen schossen wie Pfeile aus dem Himmel und platschten auf den Boden – außer dorthin, wo die Krieger standen. Manche Tropfen schlugen so hart auf, dass sie von den Steinen abprallten und auf Paris’ frisch geputzte Stiefel spritzten. Kurz darauf trommelten Hagelkörner wie kleine Fäuste herunter.
    „Beeilt euch!“, rief jemand.
    „Das wird noch schlimmer“, schrie ein anderer.
    Überall war Fußgetrappel zu hören. Die zu ihren Booten eilenden Menschen erinnerten Paris an Hamster in einem Laufrad. Mit jeder Minute wurde der Regen stärker, wuchs die Anzahl und Größe der Hagelkörner. Goldene Blitze zuckten am Himmel wie in einem wilden Tanz. Donner dröhnte, Staub und Schutt füllten die windgepeitschte Luft.
    Anyas Sturm war entfesselt. Seine magnetische Kraft ließ die feinen Härchen an Paris’ Körper hochstehen. Er schloss die Augen, ganz kurz nur, wünschte sich, dass die Elektrizität seinen Körper durchdrang, den hartgesottenen Mann in ihm tötete und den sorglosen Typen, der er früher gewesen war, wieder zum Vorschein brachte.
    Als die letzten Arbeiter geflüchtet waren, wurde das Unwetter noch heftiger, bis es eine Art Kuppel rund um den Tempel formte. Niemand, der außerhalb dieser Kuppel stand, würde durch die Wand aus Regen und Hagel die Krieger sehen können, die nun anfangen konnten, den Tempel zu durchsuchen. Nicht einmal jemand, der von oben, aus dem Himmel, herabschaute.
    „Ist die Luft rein?“, fragte Anya.
    „Ja“, erwiderte Lucien.
    Langsam senkte sie die Arme. Regen und Hagel ließen nach und beschränkten sich auf den Bereich außerhalb der Kuppel. Das Donnergrollen verklang.
    Als sich das Chaos rund um den Tempel lichtete, ließ Paris seinen messerscharfen Blick über das Gelände schweifen. Er machte ein silbernes Glitzern aus, den Lauf einer Pistole, der hinter einer noch intakten Marmorwand hervorlugte. Freudige Erregung kribbelte in seinem Körper, während er seine eigene Pistole packte. Jäger.
    Über Jahrtausende hinweg hatte er den Kampf Sabin und seiner Crew überlassen, während er selbst versucht hatte, ein gutes Leben zu führen, unspektakulär und reumütig. Er war überzeugt gewesen, nichts Besseres verdient zu haben, denn schließlich hatte er, als sie Pandoras Dämonen freigelassen hatten, dazu beigetragen, die Welt in Dunkelheit und Verzweiflung zu stürzen.
    Doch jetzt zählten seine vergangenen Sünden nicht mehr. Er hasste die Jäger mehr als sich selbst. Und nach der Sache mit Sienna …
    „Jäger“, murmelte Lucien, der sein Messer bereits gezogen hatte. „Auf elf Uhr.“
    „Den nehme ich“, stellte Paris klar.
    „Ich sehe ihn“, sagte Sabin. „Und ich frage mich, warum du alleine den Spaß haben sollst.“
    „Der gehört mir“, beharrte Paris.
    Sabin rollte mit den Augen. „Vorhin hab ich sechs gezählt, und ich wette, die sind alle noch hier und warten

Weitere Kostenlose Bücher