Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern
zurück.“ Auch wahr. „Dein Gespräch muss warten.“
Auf dem hübschen Gesicht der Harpyie breitete sich ein unverschämtes Grinsen aus. Den Göttern sei Dank, dass Sex gegen keine dieser verdammten Harpyien-Regeln verstieß.
Wenn Gwen wieder wach war, würden sie und er sich mal ausführlich unterhalten, und dann könnte sie ihm detailliert darlegen, was erlaubt war und was nicht. Und im Anschluss wurden die Regeln abgeschafft, mit denen er nicht einverstanden war.
„Mom wäre so stolz auf sie! Die kleine Gwennie schnappt sich einen bösen Dämon.“
„Hau ab.“ Er schlug ihr die Tür direkt vor der Nase zu. Dann zog er eine Grimasse und wirbelte herum. Zum Glück hatte Gwen sich immer noch nicht bewegt.
Im Laufe des Tages klopften Krieger, Frauen und Harpyien gleichermaßen an seine Tür. Es war ihm unmöglich, Ruhe zu finden, da er Gwens Worte einfach nicht aus dem Kopf bekam. Wer durfte was nicht sehen, verdammt noch mal? Die Schwestern hatten schon gesehen, dass sie bei ihm schlief, und zwar am Abend ihrer Ankunft. Deshalb konnte er sich nicht vorstellen, dass das so ein großes Problem war. Immerhin hatten sie nicht versucht, sie zu bestrafen. Schämte Gwen sich für die Wunde an ihrem Hals? Vielleicht hätte er sie nicht beißen sollen.
Die ersten Besucher waren Maddox und eine lächelnde Ashlyn, die einen Teller mit Sandwiches in ihren Händen hielt. „Ich dachte mir, nach so einer intensiven Trainingseinheit habt ihr zwei bestimmt Hunger.“
Maddox lächelte nicht. „Danke.“ Sabin nahm den Teller und schloss die Tür. Er hatte sich einen Bademantel übergezogen, da er den Anschein erwecken wollte, dass sie sich den ganzen Tag im Bett vergnügten, ohne seine Würde zu verlieren.
Als Nächstes kamen Anya und Lucien. „Wollt ihr euch mit uns einen Slasher-Film ansehen, während wir so tun, als würden wir uns diese verstaubten Schriftrollen durchlesen, in Wirklichkeit aber dafür sorgen, dass jemand anders die ganze Arbeit macht?“, fragt Anya und wackelte mit den Augenbrauen. „Das wird garantiert lustig.“
„Nein, danke.“ Wieder schloss er die Tür.
Kurze Zeit später kam Bianka. „Ich muss mit meiner Schwester sprechen.“
„Sie ist immer noch beschäftigt.“ Mit Schlafen. Er schlug vor ihrem finster dreinblickenden Gesicht die Tür zu.
Dann, endlich, gaben die Besucher auf. Sabin schickte Torin eine Kurzmitteilung auf sein Handy, um ihm mitzuteilen, dass er nun doch hierblieb, wenn die anderen nach Chicago aufbrachen.
„Dachte ich mir schon“, lautete die Antwort. „Deshalb habe ich schon Ersatz für dich gefunden. Gideon übernimmt die Mission.“
Seine Erleichterung war beinah greifbar. Gwen allein zurückzulassen stand nicht länger zur Debatte.
Wenn einer von deinen Männern verletzt wird, wirst du dir die Schuld dafür geben, sagte Zweifel.
Sabin versuchte nicht, es abzustreiten. Zu Recht.
Was, wenn du anfängst, es Gwen übel zu nehmen?
Jetzt verdrehte er die Augen. Das werde ich nicht.
Woher weißt du das? Mürrisch, weinerlich.
Sie hat keine Schuld. Sondern ich. Wenn ich esirgendjemandem übel nehme, dann mir selbst.
Im Ernst: Wie könnte er dieser weichherzigen Frau irgendetwas verübeln? Er ging davon aus, dass sie sogar selbst hätte mitfahren wollen, wenn sie etwas von der Reise gewusst hätte.
Sabin beobachtete, wie die Sonne unterging, der Mond aufging und die Sonne wiederkam. Er war unfähig, sich auszuruhen oder zu entspannen. Warum wachte Gwen nicht auf? Niemand brauchte so viel Ruhe. Brauchte sie wieder Blut? Er hätte gedacht, dass er ihr in der Hitze ihres Liebesspiels genügend gegeben hatte.
Sabin lehnte sich in dem Sessel zurück, den er ans Bett gezogen hatte. Die Holzleisten stachen in seinen Rücken, aber das kümmerte ihn nicht. So blieb sein Geist wenigstens wach und er aufmerksam.
Sieh dich nur an. Du wirst genau so, wie du es immer verabscheut hast, dachte er. Schwach wegen einer Frau. Besorgt um eine Frau. Leicht angreifbar wegen einer Frau.
„Sabin.“ Atemlos seufzte sie.
Sabin fuhr in seinem Sessel zusammen, seine Füße knallten mit einem dumpfen Aufprall auf den Boden. Sein Herz setzte einen Schlag aus, seine Lunge kollabierte fast. Endlich!
Gwen blinzelte und öffnete die Augen, doch ihre Wimpern schienen sich verklebt zu haben, sodass sie sich die Augen reiben musste. Dann trafen sich ihre Blicke, und er vergaß zu atmen. Er hatte sich die ganze Zeit gefragt, wie sie reagieren würde, wenn sie in seinem Bett aufwachte.
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